12 Grosse Gewächse Riesling v. Weingut Schäfer-Fröhlich
Zu Gast bei der Kölner Seilschaft, die ihre Weinproben nunmehr schon seit 1999 im Probenraum des Hausherrn, gelegen im Keller des Edeka Ihres Vertrauens, ausrichtet:
Die Probenteilnehmer erwarteten diesmal Jahrgangsflights der Jahre 2004 bis 2007, ergänzt um drei Lagenpiraten aus dem Hause Emrich-Schönleber. Alle Weine wurden erst kurz vor der Probe doppelt dekantiert, die Weine mussten mit 20 Minuten Karaffierzeit auskommen. Keine wirklich nachahmenswerte Entscheidung des Probenausrichters, legten die Weine im Glas doch fast durchgehend noch einmal merklich zu…
Das Weingut Schäfer-Fröhlich bewirtschaft 16 ha in Schlossböckelheimer sowie Bockenauer Lagen. Es darf sich seit einigen Jahren zur Spitze der Anbauregion Nahe zählen – nicht nur die Weine selbst, auch ein nicht ungeschicktes Marketing haben hierzu beigetragen – umso gespannter waren die Teilnehmer, die Weine einmal in gesteigerter Menge in einem etwas reiferen Zustand probieren und vergleichen zu können. Tim Fröhlichs Weine sind bekannt für ihre in der Jugend merklich von den Spontanvergährungsnoten geprägten Aromen. Nicht jeder Weinfreund kann sich damit identifizieren. Mit einigen Jahren Reife haben sich diese Noten – wie die Probe aber gezeigt hat – auf ein erträgliches Maß wegentwickelt. „Erträglich“ insoweit, da wir bei einigen Weinen doch das Gefühl hatten, dass die Frucht von den Spontinoten weiterhin etwas überlagert wird – was schade ist, denn einige Weine hätten sich noch mit klarerer Frucht zeigen können…
Alle Weine wurden blind probiert, nach dem jeweiligen Flight wurden die Flaschen aufgedeckt.
01 Schäfer-Fröhlich Monzinger Frühlingsplätzchen GG 2004
Flight 1. Eine von Apfelnoten geprägte Nase, ein ganzer Korb davon, dazu steinstaubige Noten und erste, leichte Reifenoten. Im Mund ebenfalls apfelig, mit mittlerem bis schon vollem Körper versehen. Fester Bau, der Wein weist viel grüne Kräuter auf, die dem Wein eine gewisse strenge Markanz geben. Ergänzt wird dieser Eindruck von einer kantig präsenten Säure, die leider vor dem Fruchtkörper etwas vorsteht. Mittellanger, betont mineralischer Nachhall. Ein kompakter, rassebetonter Wein, der jetzt eine schöne Trinkreife hat. 88 Punkte.
02 Schäfer-Fröhlich Monzinger Halenberg GG 2004
Etwas fülligere Nase als das Frühlingsplätzchen, viel grüner Apfel und eine Spur gelber Früchte, mit Verweildauer im Glas zunehmend Zitruszesten. Anklänge an helles Mineral in der Nase, dazu eine ganz feine Spur Malz. Ein stoffiger Antrunk, weich und volles Mundgefühl. Kippt dann ins Mineralische, bietet mit dieser Mixtur ein schönes Spiel zwischen Frucht und Mineral. Schöner Verlauf, im letzten Drittel herb-steiniges Mineral, packt am Gaumen zu und entwickelt zunehmend Pikanz, um dann nochmals mit feiner Cremigkeit zu versöhnen. Schwingt deutlich mittellang und zitrusfrisch aus. 89 Punkte.
03 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg GG 2004
Und da kam er, Pirat Nummer 1. Und er lies sein Pendant aus anderem Lager mühelos stehen. Dabei war die Nase zunächst nur schüchtern, sie deutet etwas Grapefruit an, dazu verspielte Apfelnoten. Keine Alterstöne. Im Mund kennt der Wein nur eine Richtung. Fels, Stein, Geröll. Leicht stoffig und mit wunderbar gelungenem Säurezug trumpft der Wein auf, grüne Kräuter, dunkles uncharmantes Mineral, Anklänge an schwarzen Pfeffer. Grüner und gelber Apfel bilden hier die einzigen Fruchtaromen, der Wein baut auf mineralische Pikanz und kräutrige Steinigkeit. Druckvolles Mundgefühl, perfekt balancierter Verlauf. Packendes Finale, lang hallen die mineralischen Noten nach. Ein durchweg überzeugender Auftritt. Mit weiterem Potential, daher 92+ Punkte.
04 Schäfer-Fröhlich Schlossböckelheimer Felsenberg GG 2005
Flight 2 – Wein 1. In der Nase eine sahnecremige Dosenmandarine, dazu Anklänge an dunkles Mineral. Dazu ein leichter Schwefelton. Geschliffene Nase, ja fast etwas glatt, wäre da nicht auch verhalten herbe Noten von rosa Grapefruit. Im dichten Antrunk eine merkliche Botrytisnote, die Frucht ist etwas malzig-stumpf. Erinnert an dunkle Brotkruste, flankiert von herben Honigspuren, die den Wein üppig machen und viel Extraktsüße vermitteln. Der Wein wirkt in dieser Verfassung ziemlich breit und bietet keine sonderlich hohe Trinkigkeit, auch wenn der Wein mit Verweildauer im Glas noch gewinnt. Deutlich mittellanger Nachhall. 85 Punkte.
05 Schäfer-Fröhlich Bockenauer Felseneck GG2005
Ebenfalls Spontinoten, hier noch kräftiger vernehmbar als beim Vorgänger. Was ein wenig schade ist, denn dahinter findet sich eine fein gezeichnete Nase mit Ansätzen zur Komplexität, geprägt von Anis und grünem Apfel, die eine sehr schöne und komplexe Präsenz hat – aber noch von den Spontinoten bedeckt wird. Kernobst auch im Mund, Apfel, Quitten und Pfirsich, der Wein ist kraftvoll und extraktreich, aber in sehr guter Balance. Eine feine Säureader durchzieht den Wein, leichte Salzanklänge sorgen für weitere Tiefe. Entwickelt ein schönes Spiel zwischen Frucht und Mineralität. Langes Finale mit steinigen Anklängen sowie dem Geschmack von Apfelschalen. Eine schöner Kompromiss zwischen verspielter Komplexität und druckvoller Kraft. 91-92 Punkte.
06 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg GG 2005
Kraftvolle und an Mineralität erinnernde Nase, dunkle Brotkruste, ein Hauch Malz. Dahinter ahnt man herbe Noten, Zitrus, grüne Kräuter und etwas Apfel. Halenberg-Aroma. Recht konzentrierter Antrunk, würzig-dunkles Mineral. Zitrusnoten, Kräuter und eine deutliche Herbe sorgen für einen harmonischen Auftritt, der aber weniger verspielt bleibt als Wein Nr. 05. Kantiges Mineral, dunkler Tabak, streng und steinig. Betonte Säure, der Wein entwickelt viel Zug zum Gaumen, bleibt aber trotz aller Kantigkeit lang und strukturiert. Könnte mit weiterer Reife noch etwas zulegen – alternativ dankt er einige Stunden in der Karaffe. 92-93 Punkte.
07 Schäfer-Fröhlich Monzinger Halenberg GG 2005
In der Nase Apfelschale, deutliche Rauchnoten. Ein noch zu stark zu vernehmender Spontiton. Im Antrunk Kernobst, erinnert an rote Äpfel, flankiert von einer helleren Mineralität. Zeigt geschmacklich eine angenehme Herbe, die mit der feinen Süße eine gelungene Verbindung eingeht. Eher feine Art, wird von der feinsüßlichen Fruchtnoten durch den Verlauf getragen, bis der Wein im Finale zupackt und leicht wärmend ausfächert. Der Wein erscheint mir noch zu jung, fast etwas unentwickelt. Ein Eindruck, der durch die fehlende Langzeitbelüftung augenscheinlich noch verstärkt wurde – von daher: gerne auf Wiedervorlage für das Jahr 2015. Heute „nur“ 88+ Punkte.
08 Schäfer-Fröhlich Schlossböckelheimer Kupfergrube GG, 2006
Die in der Probe noch fehlende Kupfergrube eröffnete den dritten Flight. In der Nase Orangen, Malz, eine feine Exotik deutet auf die Lage hin, druckvoll, aber nicht sonderlich tief ist diese Nase. Im Mund Mandarine, malzige Botrytis, eine Spur Kamille. Wird im Mund zunehmend breiter. Die Säure ist zwar frisch, kann hier aber für keinen gelungenen Verlauf sorgen. Die einzelnen Elemente stehen nicht harmonisch zusammen, die Frucht wird im Finale sodann stumpf und etwas bitterlich. Hier passt einiges nicht zusammen. Bleibt leise und mittellang im Nachhall – leider wenig animierend, dieser Auftritt. 84 Punkte.
09 Schäfer-Fröhlich Schlossböckelheimer Felsenberg GG 2006
Eine kräftige, zugleich aber elegant wirkende Nase, nach gelben Früchten und Zitronenzesten. Im Mund mittelvoll, dunkles Mineral, malzige Noten, die aber nicht störend auffallen, gelbes Kernobst, auch etwas Zitrus, umspielt von feinen Honigtönen; der Wein überzeugt mit einem gelungen Frucht-Säure-Spiel – jedenfalls bis zum Finale. Hier trocknet die Frucht schier aus, wird unvermittelt stumpf. Da hilft dann auch die frischegebende Säure nicht mehr. Schade. Bis dahin konnte der Wein gut gefallen. 86 Punkte.
10 Schäfer-Fröhlich Bockenauer Felseneck GG 2006
Der zweite Bockenauer kann leider nicht überzeugen und wird der schwächste Wein des Abends werden. Die Nase schüchtern, etwas Trockenkräuter, feine Zitrus – und Kräuternoten. Man braucht aber zunehmend Fantasie. Süßlich üppiger Antrunk, bei mittlerem Körper wirkt der Wein zu süß (fast schon eine Spur klebrig), eine diffuse gelbe Frucht, die in ihren Einzelheiten schwer ausmachbar ist. Warmes, mittellanges Finale, in dem der Wein zu alkoholkräftig wird. Schnell weiter zum nächsten Wein. Vorher noch: 83 Punkte.
11 Schäfer-Fröhlich Monzinger Halenberg GG 2006
Eine verhaltene Nase, Äpfel, eine Spur ätherisch. Wieder Brotkruste. Ein saftig kristaliner Antrunk findet sich in diesem Halenberg, fächert dann breit auf mit herben Steinnoten und Zitrusnoten. Bietet ein recht feines mineralisches Spiel, in dem sich auch die malzigen Noten nicht zu sehr hervortun. Animierend. Kraftvoll dann im Nachhall, dieser ist mittellang, mit rosa Grapefruit und Zitruszesten. Ein gelungener Wein, dem allenfalls an Komplexität für mehr fehlt. Dennoch uneingeschränkte 88 Punkte.
12 Schäfer-Fröhlich Schlossböckelheimer Kupfergrube GG 2007
Den vierten Flight eröffnet wieder die Kupfergrube. Die Nase ist deutlichst von Schwefel und Rauchnoten geprägt, dazu Apfel und ein feiner Orangenton. Bietet eine schöne Komplexität. Mittler bis schon voller Körper, der Wein bietet einen spannungsgeladenen Auftakt. Kräuter und eine fast schon resche Säure sorgen für eine mundfüllende Pikanz. Wirkt dank seines fein gezeichneten Verlaufs sehr harmonisch, apfelfruchtig und steinig. Feiner mittellanger Nachhall, auch hier spielt der Wein eine feinsalzige Dur. Dürfte sich mit weiterer Reife noch sehr schön entwickeln. Ab 2015+. Dann gut für mehr als nur 89-90 Punkte.
13 Schäfer-Fröhlich Schlossböckelheimer Felsenberg GG 2007
An diesem Wein haben wir uns ein wenig abgearbeitet. Die filigran gezeichnete Nase entwickelte nach dem Ausschenken schnell einen etwas muffigen Ton, den man als Kellerfehler oder schleichenden Kork erkannt haben will. Für mich roch das eher nach Hefe und Noten der Spontanvergärung, ziemlich weit weg von TCA. Drum weiter… Mineralkräftiger Antrunk, Zitrusfrucht, eine Melange aus Salz und Mineral. Kräftige, aber gut eingebundene Säure. Etwas Orangenblüte. Mittellanger, sehr mineralischer Nachhall. Wirkt noch jung. Gegen alle Gruppendynamik: 88-89+ Punkte. Trotz Muff (der sich mit weiterer Belüftung übrigens wieder verzog).
14 Schäfer-Fröhlich Monzinger Halenberg GG 2007
Eine strenge und straff gezeichnete Nase, apfelfruchtig und etwas alkoholkräftig. Es passt aber noch. Im Mund Stein, Zitrusnoten, der Wein erscheint jugendlich-kraftvoll. Die Säure kräftig, aber perfekt verwoben. Viel Stein. Sehr fest und kompakt. Wirkt noch etwas extraktsüß, wird sich aber noch zügeln mit weiterer Reife. Ergänzt durch Kräuter und etwas Ätherik. Bleibt im Verlauf saftig pikant. Langes steiniges Finale. Beste harmonische Anlagen. Liegen lassen! 92+ Punkte.
15 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg GG 2007
Hier zeigt sich in der Tat die Lagenverwandschaft – nur hat dieser Wein von allen Attributen seines Vorgängers die kleine Quintessenz mehr. In der Nase etwas Spontinoten, Apfel, Zitrus, Rauch – alle Komponenten miteinander tief und satt verwoben. Abgrundtief und zwingend im Antrunk, man taucht tief in die Felsspalten, es wird dunkel und kühl, das Mineral beisst sich in der Zunge fest, wird haptisch fühlbar. Gelbe Zitrusnoten, grüner Apfel, eine Spur Kräuter – ein leichter Gerbstoff sorgt für Grip, trocknet den Mund aber nicht. Beeindruckende Extraktdichte, trotzdem schlank bleibend, entwickelt dabei viel Zug. Die Säure und der Alkohol perfekt eingebunden. Langes, kraftvolles und steinig kompromissloses Finale. Was für ein Wein! 93+ Punkte.
(Guido Mueller)