Große Vandermeulen Burgunder-Probe der Jahre 1921 bis 1955

Große Vandermeulen Burgunder-Probe der Jahre 1921 bis 1955

Vandermeulen 2014 Titel (100 von 1)Am 13. September 2014 konnte ich dank Achim an einer nicht zu wiederholenden Burgunderprobe teilnehmen. Insgesamt 19 (!) Vandermeulen präsentierte uns Achim in diversen Flights, stets kombiniert mit anderen hochkarätigen Erzeugern aus dem gleichem Jahrgang. Nach zwei Weißwein-Flights gingen wir chronologisch von 1921 bis 1995 vor, nur beim letzten Flight ging es dann zurück zum formal schwächeren Jahrgang 1952. Die Probe entpuppte sich als ein einziges Feuerwerk der Aromatik des Burgunds. Keine Flasche war fehlerhaft und der schwächste Wein war mit 86 Punkten immer noch sehr gut trinkbar. Darunter fanden sich mit dem 1947er-Chambertin, dem 1995er-Vosne-Romannee, dem 1926er-Chambertin und dem 1947er-Richerbourg die Mütter aller Burgunder. Dem letzten „musste“ ich dann als ersten Wein meines Lebens 100 Punkte vergeben, einen derartig perfekten anmutigen Wein hatte ich bis dahin noch nie erleben dürfen. Ein unvergesslicher Weinmoment in kundiger und angenehmer Gesellschaft. Dazu bereitete uns das Team im Landhaus Mönchenwert einen herzlichen Empfang und verwöhnte uns mit einem Menü auf Sterneniveau.

Die Weine wurden in zwei bis dreier Flights blind ausgeschenkt. Das Line-Up war mir gänzlich unbekannt. Wie immer habe ich alle Notizen und Bewertungen vor dem Aufdecken verfasst.

Vandermeulen 2014 (100 von 1)Am Nachmittag starteten wir auf der Terrasse mit zwei Doppelmagnums des 2009er Hospices de Beaune: Domaine Lucien Le Moine Meursault 1er Cru Charmes Cuvée Bahèzre de Lanlay. Ein herrlich frischer Chardonnay, der zwar aufgrund der Jugend seinen Holzeinsatz nicht verleugnen kann, aber mit seiner frischen Birnenspalten, den kandierten Zitrusfrüchten und einer reifen und doch lebhaften Säure mir sofort ausgezeichnet gefällt, sehr harmonischer Verlauf, nicht übermäßig dicht, mineralischer Kick im Nachhall, sehr animierend zu trinken. 90+/100


An der Tafel empfingen uns zwei Weißweine, die sich beide als große Burgunder entpuppten:

Vandermeulen 2014 (100 von 29)1 Vandermeulen Meursault 1er Cru Charmes Cuvée Genevrieres, 1955
Meine dritte und die mit Abstand beste Flasche dieses Weines. Perfekt gereifter Chardonnay, nahezu ohne jede Oxidation, geröstete Haselnüsse, weiße Blüten, angetrocknete Zitronen, Malz, sehr vielschichtig und duftig. Am Gaumen durchaus kräftig mit glockenklarem Auftakt nach Zitrus- und Melonenfrüchte, pikantes Säurespiel, typisch Meursault, der Holzausbau ist sensorisch nicht mehr zu erkennen, verleiht dem Wein aber einen zarten Schmelz, salzig-steinige Mineralität, noch unglaublich jugendlich, aber dank der Jahre perfekt ausgewogen und zeigt seine aromatische Tiefe, sehr langer und verspieltes Finish, das betont mineralisch wirkt. Einer meiner besten Chardonnays so far.
95/100


Vandermeulen 2014 (101 von 29)2 Domaine Louis Violland Grand Cru Corton Charlemagne, 1955
Ganz anders, aber ebenso großartig der Violland. Hier haben wir es mit einem feineren Typ zu tun. Duftet nach Birnenspalten, florale Anklänge, sehr steinbetonte Mineralität, auch Feuerstein, angenehmer Einschlag von sauberer Botrytis, feine Reifenoten, wirkt sehr frisch und duftig. Am Gaumen von höchsten mittlerer Dichte, pikant mineralischer Auftakt, viel Kalkstein, Kreide und Feuerstein, dahinter Birne und Melone, etwas Haselnüsse, die Säure milder, aber überaus fein und bestens mit der Frucht verwoben, tanzt wie eine Ballerina auf meinem Gaumen, perfekte Harmonie, immer wieder ändert er seine Gestalt, ungemein jugendlicher Eindruck, die Mineralität spielt stets die erste Geige und verweilt auch sehr lange am Gaumen. Aha, so fein kann Corton-Charlemagne schmecken.
95/100

Und weil der erste Weißweinflight so großartig war, kam gleich noch ein Zweiter hinterher:


Vandermeulen 2014 (102 von 29)3 Vandermeulen Meursault 1er Cru Charmes, 1947
Duftet nach angetrockneten Kernfrüchten, leichte Oxidationsnoten, Malz, ein Hauch Rosinen. Dichter Körper, saftig-reif fruchtiger Auftakt nach Zitrusfrüchten und oxidiertem Kernobst, deutlich weiter in seiner Entwicklung als die beiden 55er, die Säure noch intakt, mittlere Tiefe und Komplexität, harmonischer Verlauf, durchaus noch sehr gut zu trinken, mittlere Länge.
89/100




Vandermeulen 2014 (103 von 29)4 Vandermeulen Grand Cru Le Montrachet, 1947
Deutliche Reifenoten, Oxidation, dahinter eine noch intakte Frucht nach Pflaumen, getrocknete Kräuter, Malz und Kaffeenoten. Am Gaumen von mittlerer Dichte, die Fruchtaromatik wirkt im Auftakt deutlich frischer, eine Mischung aus Pflaumen und Äpfeln, sehr pikante Säure, die dem Wein aufgrund seiner Konzentration aber sehr gut tut, großartige Struktur hinter den Oxinoten, trinkt sich sehr angenehm, aber ohne sonderliche Tiefe, sehr harmonisch, röstige Mineralität, mittlere Länge. So, dies war also mein erster Le Montrachet. Mit Ausnahme einer bemerkenswerten Struktur, war dem Wein aber seine Größe leider bereits überwiegend abhandengekommen, zumindest gemessen seines legendären Rufes.
89/100


Ab jetzt aber Rot:

Vandermeulen 2014 Titel 1921 (100 von 1)5 Vandermeulen Grand Cru Richebourg, 1921
Sherry, Rosinen, süßliche balsamische Noten, Krokant, dunkle Schokolade, Fenchelsalami, herrlich komplex. Am Gaumen von mittlerer Dichte, lebhafte, ja pikante, aber reife Säure, die der rotbeerigen Frucht enorme Frische einverleibt, etwas Hagebutte, unglaublich jugendlich, viel Zug am Gaumen, neben der Frucht und den süßlichen Schokonoten fällt ein Sherryton auf, der aber nie aufdringlich wird, große Tiefe, harmonischer Verlauf, sehr langer verspielter Nachhall.
94/100


6 Vandermeulen Vosne-Romanée, 1921
Weiter entwickelt dann der Vosne-Romanée mit süßem Balsamico, reifen Himbeeren, Liebstöckel, tiefe Kräuterwürze. Am Gaumen schlanker als der Richebourg, mit süßlichem, leicht verwaschenen Waldfrüchten, die Säure weicher, feine Schoko- und balsamische Noten, sehr harmonischer Verlauf, herrlich zu trinken, aber nicht die Komplexität des Grand Cru, guter Nachhall.
91/100


Vandermeulen 2014 (104 von 29)7 Vandermeulen Grand Cru Corton, 1926
Üppiger, ja fast auslandender Duft mit einer intensiven Mokka- und Arrabica-Würze, Blockschokolade, dazu hochreife dunkle und rote Beerenfrüchte, noch etwas Holznoten, perfekter Zustand. Am Gaumen dicht, erstaunlich jugendlich, rote Beeren, vorrangig rote Johannisbeeren und Himbeeren im saftigen Auftakt, anschließend treten Espressonoten auf, balsamische Anklänge, pikante, aber herrlich integrierte Säure, noch viel Zug am Gaumen, perfekt gereift, ohne jede Müdigkeit, wird sich noch ewig halten, große Struktur und Tiefe, sehr lang.
95/100


Vandermeulen 2014 (106 von 29)8 Vandermeulen Grand Cru Chambertin, 1926
Vollkommen erblühte, delikate Nase nach dunklen Beerenfrüchten, Brombeeren, Kirschen und Blaubeeren, ständig wandelnd, dazu ein Sauvage-Einschlag, nussig-balsamische Noten, Mokka, Sherry, ganz großes Bukett. Am Gaumen sehr konzentriert, aber ohne jede Üppigkeit, ein Traum von Chambertin, erneut eine komplexe, vollkommen intakte und saubere Beerenfrucht, diverse Trockenkräuter, Tee, schmelzige Textur, rauschende Säure, druckvoller Verlauf, im hinteren Bereich ein Tick Reifearomen, schwarze Oliven, abgehangener Schinkenspeck im langen und intensiven Nachhall. Ein grandioser Wein.
97/100


Vandermeulen 2014 (105 von 29)9 Domaine Grivelet-Tusset Nuits-Saints-Georges, 1926
Saubere dunkle, etwas herbe Beerenfrucht, deutliche Oxidationstöne, Pferdeschweiz, getragene Wandersocken, herbe Kräuter, muss man mögen, ich kann damit gut leben. Am Gaumen von mittlerer Dichte, noch intakte Struktur, dunkle Beerenfrüchte von mittlerer Komplexität, Anklänge an geröstet Haselnüsse, erneut stallige Noten, mittlere Tiefe und Länge. Noch wirklich gut zu trinken, aber wie sich zeigen sollte, der schwächste Wein des Abends.
86/100


Vandermeulen 2014 (107 von 29)10 Vandermeulen Grand Cru Clos des Tart Cuvée Exeptionnelle, 1928
Sherryton, Pflaumen, Orangenschalen, Bromeeren, balsamische Noten, dunkle Herrenschokolade, im Hintergrund leider ein Hauch Kartoffelsack. Am Gaumen dicht gewoben, intensiv-saftiger Auftakt nach Brombeersaft, Schwarzkirschen, unglaublich jugendlich, über den gesamten Verlauf begleitet mich eine verführerische Süße, die sehr gut mit den dunklen Fruchtaromen harmonisiert, Schokoladensoße, Karamell, röstige Anklänge, rauschende Säure, sehr klare Aromatik, kandierte Zitrusfrüchte im hinteren Bereich verleiht dem Wein trotz aller Kraft eine herrliche Frische, man könnte sich ständig nachschenken (wenn denn noch etwas in der Flasche wäre), sehr langer Nachhall. Großer Burgunder!
95/100


Vandermeulen 2014 (108 von 29)11 Unbekannter Erzeuger Grand Cru Richebourg, 1928
Was für ein jugendliches Bukett nach herrlich geöffneter Beerenfrucht, Orangenschalen, Zitrusfrüchte, balsamische Noten, Krokant, vollkommen geöffnet, aber ohne jede Altersnoten. Am Gaumen von mittlerer Dichte, rotbeerige Frucht im Auftakt, packender nobler Verlauf, die Tannine kugeln über den Gaumen, wirkt mit der Zeit immer jugendlicher, Himbeere, röstige Anklänge vom Faßausbau, diese Jugendlichkeit rührt auch von der packenden Säure her, mineralische Ahnung nach Kreide, sehr langer Nachhall.
94/100


Vandermeulen 2014 (109 von 29)12 Jolliot-Paulin Grand Cru Chambertin, 1928
Leicht schweißige Noten, Schokonoten, süßlicher Balsamico, Stall, Schinkenspeck, Pflaumen, Feigen. Am Gaumen von dichter Struktur, erneut Sauvage-Noten, Pferdeschweiß, Altholz, dahinter eine intakte und saubere dunkle Beerenfrucht, erinnert eher an Pommard, als an Chambertin, die Säure sehr lebhaft, mit gelegentlicher Spitze, trinkt sich noch sehr animierend, erreicht aber nicht die unglaubliche Balance der Vorweine, durchaus vielschichtige Eindrücke, guter, ja erstaunlicher langer Nachhall mit feinen Fruchtaromen.
87/100


Vandermeulen 2014 (110 von 29)13 Vandermeulen Gevrey-Chambertin, 1928
Anfänglich eine leichte Oxidation, die aber im Glas zunehmend verfliegt, süßliche, sehr druckvolle Beerenfrucht, hochfeiner Tabak, Teer, Tapenade, Schwarzwälder Schinken. Am Gaumen von mittlerer Dichte, geschmacklich wird der Wein von einer einmaligen Kräuterwürze dominiert, teilweise mit Tabak und Schokolade überzeugen, meine Güte was für ein Gaumenschmaus, schwarze Olivenpaste, Schinkenspeck, Pflaumen, Sherrynoten und ständig ein Hauch Tabak, wirkt sehr ernsthaft, aber dank einer cremig-süßen balsamischen Note, trinkt sich der Wein wie aus einem Guss, fast hedonistisch, wird immer schmelziger, kaum endender Nachhall.
96/100


Vandermeulen 2014 (113 von 29)14 Vandermeulen Grand Cru Chambertin, 1947
Nobler und glockenklarer Duft nach mildgerösteten Arabicabohnen, feinen Zigarrentabak, Brombeeren, Schwarzkirschen und Blaubeeren, dahinter eine balsamische Süße, Pflaumenkompott und Schinkenspeck, ständig wandelnde Eindrücke, ungeheuer tief, es geht nicht besser. Am Gaumen dicht, es fällt sofort die gewaltige Struktur des Weines auf, verspielter Auftakt, der sich sehr nahe an den Eindruck in der Nase anlehnt, röstige Holzaromen treten auf, die Säure ein einziger Rausch ohne jede störende Spitze, harmonischer Verlauf, sehr packend und nachhaltig, selten einen derartige tiefen, dicht gepackten Wein getrunken, der aber trotzdem leichtfüßig wirkt, sehr langer Nachhall mit leichten Sherryton im Nachhall. Dies war meine dritte und mit Abstand beste Flasche dieses Weines und heute konnte ich verstehen, warum mein lieber Weinfreund Achim immer sagt „Die Mutter aller Weine“. Ein absolut großer Wein, die meisten am Tisch geben überzeugte 100 Punkte. Ich will in meiner eigenen Skala bleiben, daher „nur“:
98/100


Vandermeulen 2014 (112 von 29)15 A.R. Barriere Grand Cru Chambertin, 1947
Kräuterwürziges Bukett, Champignons, die mit der Zeit etwas abnehmen, aber nicht ganz verschwinden, Bitterschokolade, dunkle, etwas rustikale Holzwürzung, nur im Hintergrund eine Ahnung Frucht. Am Gaumen viel besser, von mittlerer Dichte, saftiger Auftakt mit einer intakten, dunklen Beerenfrucht, erneut sehr deutliche Kräuternoten, schwarze Olivenpaste, Rosinen, etwas Pfeffer und Trüffel, feines Säurespielt, harmonischer Verlauf, trinkt sich sehr animierend, fächert im hintere Bereich sehr schön auf und bietet eine ausgezeichnete Burgunderaromatik, mittlerer Nachhall.
92/100


Vandermeulen 2014 (111 von 29)16 C. Charton Grand Cru Chambertin, 1947
In der Nase Stall, Pferdeschweiß, Sherrton, deutliche Oxidation, Holzlasur, Naphthalin, macht nicht sonderlich Freude. Am Gaumen völlig anders, nicht sehr dicht gepackt, aber mit klarem, fruchtigen Auftakt, erinnert an Orangen, Himbeeren und Pflaumen, etwa eigenwillig, aber gut, ein eher ruhiger und feiner Vertreter, der es sicherlich schwer hat bei all den Granaten des Abends, zeigt aber durchaus Spiel und viel Eleganz am Gaumen, dadurch entsteht viel Trinkfreude, auch die Nase wird mit der Zeit immer klarer, herrlich gereift, noch jugendlich frisch, tolle Länge. Dem Wein hätte eine längere Zeit in der Karaffe gut getan.
90/100


Vandermeulen 2014 (115 von 29)17 Hospices de Beaune: Vandermeulen Cuvée Guigone de Salins Beaune, 1947
Auch hier das Problem der unzureichenden Belüftung, was keine Kritik an unserem vorzüglichen Sommelier Oliver ist. Bei derart alten Weinen ist es einfach nicht möglich jeden Wein auf den Punkt zu treffen. Den der anfängliche muffige Ton nach Naphthalin und Keller verschwand zusehends, dahinter viel rote Beeren, vor allem Himbeeren und Walderdbeeren, holzige Kräuter. Am Gaumen von knapp mittlerem Körper, feiner, etwas leiser Auftakt nach jugendlich wirkenden roten Früchten, Johannisbeeren, Himbeeren, frisch auftretende Säure, kalkige Mineralität, Hagebutte, etwas Kräutertee, sehr straffer Verlauf, hinreichende Konzentration und Tiefe, balsamische Süße und etwas röstige Noten vom Faßausbau, wirkt elegant und feminin, wird im hinteren Bereich immer feinsinniger und verspielter, sehr langer nuancierter Nachhall.
91/100


Vandermeulen 2014 (116 von 29)18 Hospices de Beaune: Caves Augusta Morlab Cuvée Nicolai Kalison, 1947
Grandioser Duft nach Kirschkonfit, Mokka, feinstem Tabak, gerösteten Haselnüssen, Zitrusabrieb, getrockneten Schinken, Fenchel, reintönig, nobel und tief. Perfekt. Am Gaumen ebenso grandios, meine Güte was für ein Hospices des Beaune! Glockenklarer Auftakt mit grandiosem Spiel aus diversen Früchten, Kräutern und tiefer Tabakwürze, herrlich schmelzige Mischung aus Orangen, Schokolade und Salami, dazu dieser intensive Kirschgeschmack, perfekt Harmonie, ohne jeden Alterston, ganz so als müsste dieser Wein mindestens fast 70 Jahre gelagert werden, um sich vollständig zu öffnen, alles sitzt perfekt, wechselt sich ständig und verweilt dann sogar noch ordentlich lange nach. Erneut sehr groß, fast einzigartig.
98/100


Als ich dachte es geht nicht besser, kam der beste Wein, den ich je im Glas hatte und dem ich die perfekte Punktzahl nicht mehr verweigern konnte:

Vandermeulen 2014 (117 von 29)19 Vandermeulen Grand Cru Richebourg, 1947
Explosives und doch nobles Bukett nach vollkommen reintönigen Beerenfrüchten, allen voran rote Johannisbeeren, Schlehen, Sauerkirschen und Blaubeeren, alles wechselt sich fortlaufend ab, so als ob sich der Wein einer klaren Zuordnung verweigern möchte, dahinter ein ganzes Orchester von Kräutern, Fenchel, Rosmarin, Pfeffer, Holunderbeeren, dazu Herrenschokolade und Anklänge an Tabak. Aber eigentlich nicht ganz zu erfassen. Ein komplettes und einzigartiges Bukett von einer derartigen Fülle wie ich es selbst bei einem Burgunder noch nie erleben durfte. Am Gaumen schließt der Wein vollkommen nahtlos an den Eindrücken der Nase an, gewaltige Struktur, noch ungemein fest wirkend, dazu eine seidige Textur, alles sitzt perfekt, dramatische Tiefe, dabei wirkt der Wein noble, distanziert, eine ganze Seite von Aromen habe ich mir notiert, am meisten faszinierte mich die vielschichtige, ja fordernde und druckvolle Aromatik auf der einen Seite und seine Eleganz, ja, etwas zurückhaltende, fast kühle Art und natürlich seine vollkommen hochfeine und reintönige Aromatik, wie ein Gebirgsbach, bei dem man trotz seiner Tiefe noch jede Aromatik auf sein Grund erkennen kann, selbst der Nachhall hört nicht auf sich ständig zu wandeln, ein einzigartiger, perfekter Weine, wie ich ihn noch nie erleben durfte. Jetzt sollte ich eigentlich aufhören Wein zu trinken und mich anderen Dingen zuwenden.
100/100


Vandermeulen 2014 (118 von 29)20 Vandermeulen Vosne-Romanée, 1947
Anschließend konnte es natürlich nur bergab gehen, aber ich landete sanft. Intensiver Duft nach roten Johannisbeeren und Himbeeren, erneut ein Sherryton, sehr sauber, aber ohne sonderliche Tiefe. Am Gaumen von mittlerer Dichte, etwas verwaschene, aber jugendliche rote Beerenfrucht, medizinale Anklänge, die Tannine wirken etwas hart, im weiteren Verlauf wechseln die Fruchtaromen laufend zwischen Sauerkirschen, Zitronen und roten Beeren hin und hier, lebhaftes, reifes Säurespiel, trinkt sich ungemein animierend, gute Zug am Gaumen, mittlere Tiefe und Länge.
90/100


Vandermeulen 2014 (119 von 29)21 Morin Vosne-Romanée, 1947
Die Farbe heller, der Wein weiter in seiner Entwicklung, die Aromatik viel typischer für das Burgund, ohne den üblichen Sherry- oder Portweinton bei den Vandermeulen. Duftet nach Orangenschalen, getrocknete Kräuter, geräucherter Schinkenspeck, sauberer Waldboden, schwarze Oliven. Am Gaumen durchaus dicht, schmeichelnder, herrlich süße Auftakt nach eingelegten schwarzen und roten Beerenfrüchten, dazu etwas Waldbeeren, viel Karamell und Malz, ungemein seidiger Verlauf, sehr reifes Säurespiel mit hinreichend Schwung, ein ungemein charmanter Burgunder, dem wir alle sofort verfallen und hinten raus mit einer feinen Kakao- und mild gerösteten Kaffeenoten noch weiter an Pracht dazugewinnt, kaum endender Nachhall, einfach großartig.
96/100


Vandermeulen 2014 (120 von 29)22 Vandermeulen Grand Cru Clos Vougeot
Herbes Bukett nach Tabak, Mocca, Zigarrenkiste, dahinter Schwarzkirschen, Orangen, etwas Pflaumenkompott, perfekt gereift ohne Müdigkeit. Am Gaumen ein mittlerer Körper, ungemein saftiger Auftakt nach klaren, noch jugendlich wirkenden dunklen, eingelegten Früchten, vorwiegend Kirschen, Portnote, noch Aromen vom Faßausbau wahrzunehmen, Röstaromen, Rauch, Tabak, im weiteren Verlauf kommen Pflaumennoten hinzu, herbe Kräuterwürze, harmonischer Verlauf, wirkt in seiner gesamten aromatischen Ausrichtung etwas dunkler komponiert, etwas weniger stark geröstete Fässer kämen mir entgegen, trotzdem locker ein ausgezeichneter Burgunder, sehr langes Finish.
93/100


Vandermeulen 2014 (121 von 29)23 Vandermeulen Grand Cru Clos de Tart Cuvée Exeptionnelle, 1955
Duftet nach Schokolade, röste Noten, Haselnüsse, Brombeeren, sehr würzig, vollkommen intakt. Am Gaumen dicht, mit packend fruchtigen Auftakt nach Blaubeeren, Brombeeren, Schokoüberzug, feine Sherrynote, rauschende Säure, die im ständigen Spiel mit den Früchten steht, unglaubliche jugendliche Vitalität, sehr straffer Verlauf, große Nachhaltigkeit, mittlere aromatische Tiefe, etwas verhaltener Nachhall.
92/100


Vandermeulen 2014 (122 von 29)24 Vandermeulen Grand Cru Latricieres-Chambertin, 1955
Ein grandioses Bukett nach der Latricieres mit seiner irren Mischung aus gerösteten Mandeln, Haselnüsse, Walderdbeeren, Himbeeren und Brombeeren, Milchschokolade und Malz. Am Gaumen dicht gepackt mit enormen Spiel und Ausdruck, der Auftakt wird dominiert von einer vollkommen geöffneten und intakten Pinot-Frucht, unglaublich jugendlich, alle Aromen der Nase springen wild umher, Mineralität nach salzigen Mandeln, röstig-würzig wirkend, herrlich verbunden mit der Süße der Pinotfrucht und die seidigen Schokonoten, ein wahres Feuerwerk, die Säure springt auf dem Gaumen umher, noch unter großer Spannung und trotzdem elegant und feinsinnig zu gleich, einer meiner persönlichen Lieblinge des Abends, man möchte selbst nach derart vielen Weinen gerne nochmal einschenken.
97/100


Vandermeulen 2014 (123 von 29)25 A.Bichot Grand Cru Chambertin, 1955
Duftet nach Rosinen, Schweiß, animalische Noten, süßer Balsamico, Kakaocreme, rote, reife Beerenfrüchte, tiefe Kräuterwürze, etwas eigenwillig, aber insgesamt harmonisch. Am Gaumen von mittlerer Dichte, sehr süßer Auftakt nach Mon-Cheri, Pflaumenmus, Zitrusfrüchte, holzige Kräuter, pikanten Säurespiel, sehr gut mit der Frucht verwoben, im weiteren Verlauf nimmt die Süße etwas ab und die Frucht wirkt frischer, aber auch nicht mehr so dekadent hedonistisch, entwickelt fast zu einem feinen Wein, von besonderer Ausgewogenheit, habe selten einen Wein getrunken, der sich vom Antrunk bis zum Nachhall derart unterschiedlich präsentiert, sehr tief und abwechslungsreich, sehr langer Nachhall. Ich glaube es selbst kaum noch, aber schon wieder ein ausgezeichneter Wein, dem viele eine große Wertung geben.
94/100


Vandermeulen 2014 (124 von 29)26 Vandermeulen Vosne-Romanée, 1955
Was soll ich schreiben? – einfach ein erneut großartiges Bukett dann der Vosne-Romanée. Intensiver und vielschichtiger Duft nach natürlicher Vanille, röstigen Noten vom Faßausbau, Hagebutte, rote Johannisbeeren, Kiefernadeln mit Schokoüberzug, dahinter ein Hauch Zitrusfrüchte, Blaubeeren und florale Anklänge. Am Gaumen sehr dicht gepackt, saftiger Auftakt mit einer vollkommen intakten und herrlich gereiften Pinot-Frucht, es treten schmackhafte mürbe Tannine auf, die Frucht schwingt fortlaufend zwischen roten und schwarzen Beeren hin und her, dazu findet sich perfekt eine feine Portnote ein, grandios dann eine steinig-würzige Mineralität, die ziemlich markant in den Gaumen greift, gemeinsam mit den Tanninen erhält der Wein eine ganz eigene Aromatik, die ziemlich straff über den Gaumen rauscht, unglaubliche Frische, dazu tauchen immer wieder Schokonote auf, die mit Steinsalz und Zitronat versetzt ist, eine irre Aromatik, dank einer charmanten Süße ist der Wein nie zu anstrengend, aber erfordert den ganzen Verstand, höchste Intensität und Tiefe, gar noch etwas unentwickelt wirkend, langer Nachhall und noch lange Zukunft.
97/100


Vandermeulen 2014 (125 von 29)27 Vandermeulen Gevrey-Chambertin, 1955
Nicht ganz so expressive Nase, aber reintönig und überaus fein gezeichnet, Zitrus- und Orangenscheiben, Krokant, dahinter Tabak und Blaubeeren. Am Gaumen dicht, saftig-fruchtintensiver Auftakt nach dunklen Beerenfrüchte, Pflaumen, Sherrynote, die extreme Extraktdichte bringt viel Süße in den Wein, mürbe Tannine bringen Kontur in den Wein, es ist wirklich der absolute Wahnsinn, man könnte sich vollständig in diesen Wein hineinfallen lassen, derart saulecker ist er, süß, mit vollkommen erblühter Pinotfrucht, seidig, charmant, mit rauschender Säure, nicht der komplexeste Pinot vor dem Herren, aber dank seines unglaublich langen, tabakigen Nachhall stößt auch er sicher in die Kategorie groß vor.
95/100


Vandermeulen 2014 (126 von 29)28 A. Rossigneux Grand Cru Clos des Vougeot, 1955
Charmanter, süßlicher Duft nach hochreifen Waldbeeren, die von Schokolade überzogen sind, dahinter getrocknete Zitrusfrüchte, feine Kräuterwürze, sehr sauber und noch vollkommen intakt. Ich suche wie bei den Weinen davor nach Laub, Pilzen, Bratensaft, Oxinoten, einfach all den Dingen, die man bei derart alten Weinen oftmals hat, aber erneut keine Spur davon, es ist zum wiederholten Male eine ungemein duftige Pinot-Blume. Am Gaumen von mittlerer Dichte, im Auftakt mild-süße Tabaknoten, Karamell, vollkommen intakte und erblühte Pinotfrüchte, Vanille und Röstaromen vom Faßausbau, perfekte Harmonie aus Extraktsüße und verspielter, reifer Säure, sehr weiches Mundgefühl, harmonischer Verlauf, fächert hinten immer weiter auf, tolle Länge. Erneut ein großer Wein.
95/100


Vandermeulen 2014 Titel 1955 (100 von 1)29 Vandermeulen Pommard, 1952
Lacknoten, rote Johannisbeeren, Hagebutten, Sauerkirschen, ein Hauch Kräuterwürze, noch vollkommen intakt, aber nicht die Tiefe der Vorgänger. Am Gaumen sehr kompakt, rote Früchte im Auftakt, sehr frisch wirkend, pikant, präsente Säure, Pumpernickel, ist aromatisch enger gefasst, die klaren roten Früchte begleiten den Wein über den gesamten Verlauf, dadurch stimmig, sehr frisch und animierend zu trinken, feiner, durchaus langer Nachhall. Sehr guter Burgunder, der aber deutlich abfällt. Aber herrje, ich wäre zufrieden einen solchen Burgunder am Abend zu genießen.
89/100


30 Henri Boillot Volnay, 1952
Duftet nach Rauch, Barbecue, röstige Noten, etwas Alkohol steigt auf, getrocknete Kräuter, intakt, mittlerer Tiefe. Am Gaumen kräftig, saftiger Auftakt mit erstaunlich klaren rotbeerigen Früchten, herrlicher Süße, erst anschließend kommen auch hier die Grillaromen auf, leider zeigt sich auch der Alkohol, dies nimmt ihm etwas die Trinkfreude, die Aromatik ist aber harmonisch, mittlere Tiefe, sehr langer Nachhall.
87/100


31 Chanson Pere & Fils Grands Cru Chambertin Clos de Béze, 1952
Achim vermochte es sogar uns einen herrlichen Abschluss zu präsentieren und stellte einen der besten Weine ganz an das Ende. Was ich hier ins Glas bekam war Burgund, ja Chambertin pur. So grandios die Vandermeulen auch sind, dieser Wein schien mir der „ehrlichste“ Burgunder der ganzen Probe zu sein. Nicht das die Vandermeulen nicht authentisch waren, aber viele von ihnen haben bestimmte Aromen, die ich nicht zwangsweise mit dem Burgund verbinde. Anyway, dieser Chanson duftete nach Speck, Pata Negra, Fenchelsalami, getrocknete Kräuter, schwarze Oliven, Rauch und Barbecue, einfach ganz großartig. Am Gaumen gab es dann auch Frucht satt, sehr dicht gepackt, im Auftakt Himbeergelee, Waldfrüchte, ein ganzer Sack Tabak, geräucheter Schinken, Salzmandeln, ja, so muss Chambertin schmecken, salzige Mineralität, äußerst lebhafte Säure mit Zitrusnoten, sehr fordernd, aber der Wein hat einer derartige Extraktdichte, dass die Säure notwendig erscheint, packender Verlauf, enorme Tiefe und Nachhaltigkeit, kaum endender Nachhall. Hätte ich blind sofort auf Chambertin getippt. Ein großer Wein!
98/100


Puh, was für eine Probe. Was für eine Auswahl. Was für ein Flaschenglück. Keine Korkprobleme, keine Flasche oxidiert, so gut wie keine Ermüdungserscheinungen. Soviel Glück kann man nicht haben. Da gehören dann auch ganz viel Wissen, viel Arbeit und besonders viel Investment dazu. Offensichtlich kamen nur die allerbesten Flaschen auf den Tisch.

Es war eine Reise durch die ganz aromatische Pracht des Burgunds. Wilder, tiefe, komplexer, samtiger, verführerischer geht es nicht mehr. Ich verneige mich vor der unglaublichen Großzügigkeit unseres Gastgebers. Die Probe meines Lebens war damit zu Ende.


Vandermeulen 2014 Titel 2 (100 von 1)

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