Große Gewächse Riesling 2001 bis 2003

Große Gewächse Riesling 2001 bis 2003

Kürzlich ergab sich die Gelegenheit eine große Bandbreite trockener Spitzenrieslinge von 2001 bis 2003 binnen weniger Stunden im Glas zu haben. Alle Weine wurden blind serviert, nach jedem Flight wurde aufgedeckt. Zehn erfahrene Rieslingfreaks trafen sich in Engelskirchen und steckten ihre Nase in insgesamt knapp 40 große Gewächse, getrieben von der Neugier wie sich die einzelnen Jahrgänge entwickelt haben und in welchem Reifestadium sie sich aktuell befinden. Es sollte so einige Überraschungen geben. Alle Notizen wurden vor dem Aufdecken verfasst. Aufgrund der knappen Zeit war für eine vollständige und exakte Beschreibung keine Zeit. Die Notizen können daher nur einer ersten Orientierung dienen.

Flight 1  – Deutsche Große Gewächse aus 2001

1 Battenfeld Spanier Frauenberg „R“
Fein-duftige Nase, mit mineralischen Anklängen; am Gaumen sehr saftig, geht etwas in die Breite, gut gereifte Säure, setzt sehr auf Kraft und Frucht, es fehlt an Spiel und Tiefe, mittlerer Abgang. 89 Punkte

2 Georg Breuer Nonnenberg
Verschlossene, fast unzugänglich Nase, zeigt Tiefe an, viel Kräuter, grasige Aromen und Tabak, der sich auch im Mund zeigt, saftige, klarer Antrunk, noch etwas ruppig und verschlossen, deutliche Gerbstoffe, floral-fruchtige mittellanger Nachhall, noch zu jung, gutes Potential. 90+ Punkte

3 Markus Molitor Zeltlinger Sonnenuhr **
Unmittelbar als Mosel-Wein zu erkennen, etwas verhalten, aber die typische verspielt-fruchtige Nase. Im Mund tritt die Süße etwas zu sehr in Vordergrund, trotzdem mit viel Spiel und Finesse, feines Säurespiel, Schiefermineralik, guter Trinkfluß, mittlerer Nachhall, jetzt austrinken. 90 Punkte

4 Weingut Wittmann Kirchspiel
Sehr reife gelbfleischige Früchte, dahinter Cassis, oxidativer Einschlag (Flaschenfehler?), Vanille, sehr merkwürdig; im Mund ebenfalls leicht oxidativ, Karamell, überreife Steinfrüchte, im Nachhall tickt der Alkohol auf. Gut, aber etwas anstrengend. Vermutlich schwierige Flasche, in dem Zustand bereits zu alt. Wohlwollende 88? Punkte

5 Weingut Wittmann Aulerde
Diffizile und tiefe Nase nach Äpfeln und Steinfrüchten, etwas Botrytis, aber durchaus fein komponiert, wenngleich ein wenig zu zurückhaltend. Im Mund dicht, aber mit Finesse, sehr feiner, animierende Säurebogen, fein-packende Gerbstoffe, sehr langer, mineralischer Nachhall. Bester Wein im Flight. 92 Punkte

6 Koehler-Rupprecht Saumagen „R“
Kork – 🙁

7 Reichsgraf von Buhl Kirchenstück
Verhaltene, etwas flache Nase nach kandierten Kern- und Steinfrüchten, schon etwas müde; am Gaumen frischt er etwas auf, guter Verlauf, gefällige Steinfrüchte, trotzdem es fehlt ihm an Spiel und Tiefe, von einem großen Gewächs aus dieser großartigen Lage stelle ich mir etwas anderes vor. 89 Punkte

8 Bürklin-Wolf Pechstein
Wunderbar reintönig Nase, eher auf der mineralischen Seite, im Hintergrund aber auch glockenklare und tänzelnde Fruchtaromen, klassisch, aber faszinierend. Am Gaumen ebenso verspielt und pikante Säure, betont Mineralisch, tropische Anklänge, langer Nachhall. 91 Punkte

Fazit:
Auf gutem, aber nicht ausgezeichnetem Niveau präsentierte sich das Jahr 2001. Da hatte ich schon viel Besseres aus dem Jahr im Glas. Wo war die mineralische Finesse und Eleganz des Jahrganges, oder hatte ich mir dies stets eingebildet. Leider fehlten auch einige Spitzen des Jahrganges, wie z.B. der Halenberg von Schönleber und dazu hatte der „R“ auch noch Kork. Aber es sollte besser werden…

Flight 2 – Deutsche Große Gewächse aus 2002

1 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg
Glasklare, packende Rieslingfrucht, noch sehr jung und animierend, kalkige Mineralik, getrocknete Kräuter im Hintergrund. Bemerkenswerter Duft. Im Mund noch etwas verschlossen, aber er deutete sein Potential an. Dichter Antrunk, packende Säure und Mineralik, aber noch etwas unruhig und sperrig, trotzdem schon jetzt mit viel Trinkfluss ausgestattet. Überzeugend langer Nachhall. 92+ Punkte

2 Weingut Wegeler Jesuitengarten
Verführerischer Duft nach kandierten Grapefruit und frischen Zitronen, kalkige Mineralik. Eher feiner, aber unheimlich saftige Antrunk, im Mund endlich mal eine große Tiefe, subtiles Spiel von Steinfrüchten und tropischen Obstsorten, perfekte Verbindung von Kraft und Eleganz, sehr langer Nachhall, großes Zukunftspotential. 93+ Punkte

3 Georg Breuer Schlossberg
Was für eine inspirierende und gleichzeitig verwirrende Nase. Kaum Frucht, dafür ein hochkomplexes mineralisches Spiel, errinnert mich an Malz, kalte Cola, Graphit und Bienenwachs. Im Antrunk fällt sofort die vitale, feingliedrige Säure auf, großes Spiel, Eleganz pur, auch hier eher auf der mineralischen, denn auf der fruchtigen Seite, zarte Gerbstoffe, noch ganz am Anfang der Entwicklung, sehr langer Nachhall. Großes Zukunftspotential. 93+ Punkte

4 Markus Molitor Zeltlinger Sonnenuhr **
Direkt als Mosel-Wein zu erkennen, so wie es sein soll. Grandioses mineralisches Spiel nach Schiefer. Wunderbar elegant und feingliedrig. Saftige Antrunk, eleganter Verlauf, deutliche Restsüße, großer Trinkfluß, eine ganzer Korb von Steinfrüchten, Mosel eben! Jetzt wunderbar zu Trinken. 93 Punkte

5 Knipser Steinbuckel Spätlese trocken
Spontiaromen, getrocknete, südländische Kräuter, etwas kantig und kräftig, dahinter feine Schiefermineralik; im Mund guter Verlauf, konsequent trockene Stilistik, zeigt Tiefe an, lange Diskussion am Tisch, die eine Fraktion schreibt den Wein bereits ab, die Andere sieht den Wein in einer Verschlussphase – ich schließe mich der letzteren an, denn im Abgang zeigt er Tiefe und Vitalität an. 91+ Punkte

6 Wittmann Morstein
Verhaltene, mineralische Nase, etwas Botrytis, Jod und Wachs, gelbe, kandierte Äpfel. im Mund saftig und voluminös, toller Säurebogen, trotz der Kraft besitzt der Eleganz, wird im weiteren Verlauf merkwürdig unruhig, mittlere Länge. 92 Punkte

7 Rebholz Kastanienbusch
Sehr verhaltene, etwas eindimensionale Nase. Im Mund ähnlich, nach einigen Minuten öffnet sich der Wein und gewinnt, es zeigen sich ungewöhnlich Aromen nach Granatäpfeln und Mandarinen. Der Wein leidet an unserer Verkostungsmethode, denn er bräuchte mehr Zeit und Muse. Hat zu Beginn 88 im Glas und als ich mich dem nächsten Glas zuwenden musste, notierte ich hektisch 91+. Die Runde ist überwiegend enttäuscht, aber ebenso in Eile wie ich es bin.

8 Bürklin-Wolf Kirchenstück
Die Enttäuschung des Abends, aber vielleicht auch kein Kandidat für eine solche Probe. Ich habe aber Zweifel, derart mächtig und breit bedrängt er bereits meine Nase. Brioche und Toastbrot, kandierte Zitronen, Botrytis notiere ich. Im Mund ebenso kräftig, ja fast schwerfällig, fülliger Verlauf, moderate Säure, alle Früchte schimmern nur doch eine dicke Glasur hindurch. Entweder ist der Wein derzeit einfach in einer schwierigen Phase, oder der Winzer hat in dem Jahr zu viel gewollt. Es mangelt ihm an Trinkfluss. Höchstens 89 Punkte

Fazit:
Insgesamt ein grandioser Flight. So hatte ich 2002 noch nie im Glas. Ich bin begeistert. Die Überraschung ganz sicher Wegeler und der spielerisch leichte Molitor. Auch Breuer zeigte sich mal wieder in bekannter Größe.

Flight 3 – Große Gewächse Österreich aus 2002

1 Schloss Gobelsburg Alte Reben
Merkwürdig verhaltene Nase, etwas unreife Melonen; breiter Körper, barocke Stilistik, sehr reife Kernfrüchte, etwas Melone, wirkt kantig und etwas müde, gute Säurestruktur, deutlich mineralischer, aber auch leicht alkoholischer Abgang. 88 Punkte

2 Bründelmayer Zöblinger Heilingenstein Alte Reben
Kräftige, reife Nase mit oxidativen Noten, kandierte Steinfrüchte, dahinter etwas Lakritz, hohe Konzentration; am Gaumen sehr kräftig, hohe Extraktdichte, Botrytis, hat etwas zu viel Sonne abbekommen, überreife gelbe Früchte, Wachs und Malz, kräftiger, wenig eleganter Abgang, wärmt. 88 Punkte

3 Jamek Ried Klaus Smaragd
Mineralisch geprägte, sehr dichte Nase, reife Steinfrüchte, leichter Botrytistouch, hat Tiefe; am Gaumen sehr dicht und konzentriert, behält aber Spiel, packende Mineralik – flüssiger Stein, verspielte Steinfrüchte, Mirabelle, saftig, kräftiger, langer Nachhall, ausreichend Trinkfluss. Gelungen. 91 Punkte.

4 Prager Achleiten Smaragd
Feine mineralische Nase mit großem Tiefgang und klarer Zeichnung; im Mund saftig, dicht, mit jungen, animierenden Steinfrüchten und gelben Äpfeln, vitaler Säurebogen, großer Trinkfluss, trotz seiner Konzentration, salzige Mineralik im langen Nachhall. Ausgezeichnet, vielleicht ein wenig konventionell. 92 Punkte

5 Alzinger Steinertal Smaragd
Eine faszinierende Nase von enormen mineralischen Tiefgang, glockenklar, elegant und vielschichtig – Kräuter, frisches Steinobst, Frühlingsgräser. Im Mund ebenso großartig. Sehr eigenwillige Aromatik von einer packenden, komplexen Mineralik dominiert: viel Tabak, Kalkstein und medizinale Töne, gleichberechtigt Zitrusfrüchte, weißer Pfirsich und Aprikosen, noch sehr jugendlich, packender Säurebogen, grandioser Trinkfluß, trotz der Dichte, fast tänzelnder Abgang von unglaublicher Länge. Ein großer Wein! 95 Punkte

6 F.X. Pichler M Smaragd
Kräftige, jedoch fein komponierte Nase, erneut dominiert die Mineralik, jetzt viel Wachs und Malz, Kräuter und glasierte Steinfrüchte. Fein-fruchtiger Antrunk, macht spontan Trinkfreude, vitales Säurespiel, mittlere Komplexität, wird im hinteren Bereich etwas kräftig und der Alkohol wärmt. Sehr guter Wein, könnte aber etwas mehr Tiefgang haben. 90 Punkte

7 Knoll Vinothekfüllung Smaragd
Fruchtfreie Nase, hochkomplexes mineralisches Spiel von großer Ernsthaftigkeit, erinnert spontan an einen großen Burgunder. Im Mund noch sehr verschlossen, der Wein ist noch viel zu jung, auch hier keine, na ja kaum Frucht, abgrundtiefe Mineralik, viel mir schwer zu deuten, assoziiere ich mit Kohle, erhitztes Schiefergestein, Brotrinde – auf alle Fälle ungemein delikat und spannend, feine Gerbstoffe, lebhaftes Säurespiel, fast nervig-verspielter, salziger Abgang, heute noch gänzlich verschlossen, und so bleibt der Wein mir ein großes Rätzel. Wie schmeckt so was in 10 Jahren? Egal, schon heute 95+ Punkte. Ein ganz großer Wein – nichts für Moselliebhaber, die dann auch spontan auf die Barrikaden gehen („Ist doch kein Riesling!!!“)

Fazit:
Insbesondere die Wachauer-Winzer verfolgen eine andere Stilistik und die mochte nicht jeder am Tisch. Vielen fehlte die Frucht, das tänzelnde Spiel des Rieslings. Dergleichen können die Weine in der Tat nicht vorweisen. Sie sind von enormer Konzentration und setzen viel stärker auf eine ausdrucksstarke Sekundäraromatik und tiefgründige Mineralik. Die Besten bewahren sich jedoch Eleganz und ein subtiles, jedoch nahezu fruchtfreies Spiel. Da heißt es dann Stein kauen, und dies geht so nur beim Riesling. Die beiden Weine von Alzinger und Knoll waren hierfür mustergültige Beispiele.

Flight 4 – Deutsche Große Gewächse aus 2003 Teil 1

1 Heymann-Löwenstein Röttgen
Etwas diffuse Nase nach holzigen Kräutern, zeigt Klasse, wirkt aber leicht angeschlagen. Im Mund deutliche Restsüße, Botrytis, viel Karamell, dicht, reife Steinfrüchte, mittlerer Abgang, muss man mögen. 88 Punkte

2 Markus Molitor Graacher Domprobst Auslese **
Verhältnismäßig frische Nase mit einem leichten Botrytis-Touch, typisch Mosel. Im Mund saftig, guter Verlauf, etwas konventionelle Fruchtaromatik, es fehlt an Tiefe und Spannung, deutliche Restsüße, guter Nachhall. 88 Punkte

3 J.B. Becker Wallufer Walkenberg Auslese trocken
Ein kalte Dusche nach den beiden Mosel-Weinen. Schlanke Nase mit feinem, mineralischem Spiel und diversen Kräutern. Sehr saftige Antrunk, betont trockene Stilistik, prägnanter Säurebogen, noch sehr jung und frisch, klare Steinfrüchte, mittellanger Nachhall, leider im Abgang etwas alkoholisch. 89 Punkte

4 Leitz Berg Kaisersteinfels Alte Reben
Recht konzentrierte Nase, barocke Stilistik, reife Kernfrüchte, Botrytistouch. Fruchtbetonter, dichter Antrunk, deutliche Restsüße, die jedoch von einer vitalen Säure sehr gut gepuffert wird, wieder Botrytis, trotzdem besitzt der Wein ausreichend Trinkigkeit, behält über den gesamten Verlauf Kontur und überzeugt dank seines langen, mineralischen Abgangs. 91 Punkte

5 J.P. Kühn Doosberg 1.GW
Unmittelbar als Kühn zu erkennen, flüchtige Säure, extreme Kräuternase, oxidative Noten, fast fruchtfrei, etwas Pflaumen. Im Mund sehr klar und saftig, die Aromatik aber noch sehr verschlossen und wild, erinnert an Cassis und Pflaumenwein und die Mineralik an Zündstein, Lacknoten, der Wein kam in einem nicht günstigen Zustand an den Tisch, eben nicht zum spontan aufmachen geeignet. So nur 89+ Punkte

6 Hess. Staatsweingüter Steinberg 1. GW
Elegante Nase mit großen Tiefgang, mineralisch geprägt, Süßholz, gemähte Kräuterwiese. Im Mund von großer Eleganz und Trinkigkeit, klar wie ein Gebirgsbach, junge Äpfel, Pfirsiche und Mandarinen, großartiger Säurebogen, über den gesamten Verlauf von großer Balance, langer Nachhall. 93+ Punkte

7 Schloss Reinhartshausen Marcobrunnen 1.GW
Fruchtige Nase nach etwas (zu) überreifen Steinfrüchten. Im Mund ebenso fruchtbetont, nussige Anklänge, sehr konzentriert, geht etwas in die Breite, moderate Säure, hat eine gute Tiefe, der Alkohol tickt zum Schluss etwas hoch. 89 Punkte

Flight 5 – Deutsche Große Gewächse aus 2003 Teil 2

1 Markus Molitor Zeltlinger Sonnenuhr Auslese  **
Wenig elegante, kräftige Nase nach getrockneten Kräuter, Pfirsich und dunklen Beeren; im Mund ebenfalls kräftig, neigt zur Breite, Botrytis, ausdrucksstarke Mineralität, im langen Abgang wärmt der Alkohol etwas. Kein sonderlich gelungenes Jahr. 88 Punkte

2 Schlossgut Diel Burgberg GG
Flüchtige Säure, Nagellack, Steinfrüchte und Touch Lakritz im Hintergrund, außergewöhnlich, aber interessant. Deutliche Süße im Mund, geht etwas in die Breite, Botrytis, gutes Säuregerüst, es fehlt aber der Trinkfluß, im Abgang Alkohol. 88 Punkte

3 Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg GG
Verhaltene, fast verschlossene Nase mit mineralischen Spiel und Tiefgang. Vielfältige Fruchtaromen, erinnert an Nektarinen, Weinbergspfirsich und junge Melonen. Noch sehr frisch und animierend im Mund, erneut verspielte Fruchtaromen, packende Mineralik, der Verlauf noch etwas unruhig, packend, feinherbe Kräuter, kalkige Mineralik, noch verschlossen, hat Potential, guter Nachklang. 91+ Punkte

4 Helmut Dönnhoff Hermannshöhle GG
Balancierte, ungemein animierende Nase mit großer Komplexität; im Mund fein-fruchtiger Antrunk von großer Nachhaltigkeit, die komplexe Mineralik dominiert die sauberen Fruchtatomen, der Wein ist jetzt wunderbar gereift und überzeugt mit seiner vitalen Säure und dem sehr langen Nachhall. Ausgezeichnet. 92 Punkte

5 Keller G-Max
Nase von großer mineralischer Komplexität, erhitzter Stein, eine Mischung aus Lehm, Kreide und Grafit, dahinter eine animierende Basalt-Note. Kaum Frucht zu erkennen. Großes Kino. Im Mund mit ungemein saftigen Antrunk, jetzt mit tropischen Anklängen, aber auch Kräuter, erinnert an Kamillentee, erneut diese komplexe Mineralik, gutes Säuregerüst, ein Tick zu moderat, trotzdem besitzt der Wein frische und trinkfluß. Grandios Finale. Fast großer Wein. 94 Punkte

6 Müller-Catoir Bürgergarten Spätlese trocken
Ein der Überraschungen des Abends. Musterbeispiel an eleganter Nase mit vielschichtigen Kräuteraromen. Fein-fruchtiger Auftakt, junge Steinfrüchte, dahinter tropische Anklänge ohne jede Süße, perfekt gereifte, sehr feine Säure, ungemein frisch mit verspielten, knapp langen Nachhall. Ein toller Riesling, es fehlt ihm vielleicht an letzter Tiefe, aber bietet enorme Trinkfreude. Wäre einer meiner Favoriten als Solist. 92/93 Punkte

7 Christmann Mandelgarten GG
Flüchtige Säure, etwas breit und schwerfällig in der Nase. Deutliche Botryits, die sich auch im Mund fortsetzt. Konzentrierte Antrunk, fast öliger Körper, schleppender Verlauf, überreife Stein- und Kernfrüchte, Malz- und Wachsnoten, mittellanger Nachhall vom Alkohol getragen. 89 Punkte

8 Dr. Bürklin-Wolf Jesuitengarten Fass 63 Spätlese trocken
Intensive gold-gelbe Farbe, eigenwillig aber interessant und stimmig. Viel Malz, tropische, reife Früchte, Orangenschalen, Lindenblüten.  dicht-konzentrierter Antrunk, besitzt trotzdem eine erstaunliche Frische, leichte Ingwer-Schärfe, gelbfleische Früchte, blumige Nuancen, straffer Verlauf, deutliche Restsüße, moderate Säure, sehr langer, vielschichtiger Nachhall. Überaus interessante Verkostungserfahrung zum Abschluss. 93 Punkte.

Fazit:
2003 bleibt ein schwieriges Jahr, dass sich punktuell erfreulicher entwickelte, wie viele erwartet haben. Die eine Hälfte der Weine leidet aber deutlich unter den schwierigen Wetterbedingungen. Die Botrytis ist allgegenwärtig, die Konzentration und der Alkohol ebenfalls. Da mag das erste Glas noch ganz schmackhaft sein, animiert aber kaum zu nachschenken.  Auf der anderen Seite finden sich Erzeugnisse von erfreulicher Qualität, die teilweise erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Sie überzeugen dank einer besonderen mineralischen Tiefe und großer Nachhaltigkeit. Staatsweingüter, Breuer, Dönnhoff, Bürklin-Wolf, Müller-Catoir, Emrich-Schönleber und Keller sind sicherlich ein Versuch wert.

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