Kraftakt Riesling Teil VII – 2014

Kraftakt Riesling Teil VII – 2014

Kraftakt 2014 Titel (100 von 1)Exzellent vorbereitet wurde der diesjährige Kraftakt von unserem Master of Wine Steffen, der uns, dank einer genauen Aufführung welche Rieslinge schon beim Kraftakt in den Ring steigen durften, motivierte neue Winzer, Wein und Lagen ausfindig zu machen, die dazu noch die Kraftakt-Kriterien erfüllen; Potential von 90+ Punkte, hinreichend gereift und aus Deutschland, Österreich oder dem Elsass sollen sie kommen. Und siehe da, auch für die 7. Ausgabe des Kraftaktes fanden sich noch ausreichende Rieslinge.

Dieses Jahr ging die Rieslingkrone knapp in die Wachau mit einem großen 2001er-Loibner Berg von F.X. Pichler, dicht gefolgt von einem 2009er-Buschenberg von Veyder-Malberg, ebenfalls Wachau und dem 2004er-Kirchspiel von Klaus-Peter Keller aus Rheinhessen. Insgesamt war die Spitze recht breit, aber es gab auch leider einige Enttäuschungen, wie z.B. die beiden Emile von Trimbach am Ende, hier hatten wir leider kein Flaschenglück.

Wie jedes Jahr brachte jeder Teilnehmer zwei Weine mit, das Line-Up kannte nur der Master of Wine, der uns die Weine in Flights blind servierte. Nach jedem Flight wurde aufgedeckt. Die Beschreibungen und Bewertungen stammen von KA. Herzlichen Dank geht dieses Mal an Thomas, der uns in seiner neuen Bleibe auf das Beste kulinarisch verwöhnte.
Kraftakt Riesling 2014 (106 von 14)Wie jedes Jahr gab es zum Gläser- und Gaumenausspülen einen 0er-Wein. Der kam dieses Jahr vom Weingut von Racknitz. Dieser 2011er-Kieselstein kommt vom Oberhäuser Kieselberg und den hätte ich niemals als Riesling aus einer Kiesellage erkannt. Er duftete nach Gummi, schwarzem Stein, Kohle, Rauch, reife Aprikose, durchaus gelungenes Bukett. Am Gaumen von mittlerer Dichte, die Restsüße tritt im Antrunk etwas zu sehr hervor, reife Pfirsichfrucht, viel Wums im weiteren Verlauf, die Säure mild, wirkt aber für das Jahr erstaunlich vital und fast pikant, mag ich sehr, zeigt Tiefe an, insgesamt ein sehr stimmiger Verlauf, hinten raus noch etwas verhalten, aufgrund seiner Jugend, daher heute nur eine mittlere Länge.
88+/100, jetzt bis 2020


Kraftakt Riesling 2014 (100 von 14)1 Weingut Georg Breuer Berg Schlossberg, 2004
Danach kam gleich das erste Highlight ins Glas. Der Schlossberg duftete vielschichtig nach Zitrus, Kalkstein, röstige Noten, grüne Äpfel, ein Hauch Reifearomen, würzig, insgesamt komplex. Am Gaumen nicht sonderlich dicht, recht trockene Stilistik, saubere animierende Frucht im Antrunk, reife Zitronen, Kernfrüchte, legt an Dichte im weiteren Verlauf zu, pikante, jedoch gut integrierte Säure, die Frucht fächert hinten raus immer weiter auf, es treten gelbe Früchte auf, Feuerstein, Rauch, herbe Kräuter, im Mund noch sehr frisch, komplex, könnte noch weiter zulegen, sehr langer Nachhall. Ein weiterer erstklassig gereifter 2004er aus dem Rheingau.
93+/100, jetzt bis 2024


Kraftakt Riesling 2014 (101 von 14)2 Weingut Bassermann-Jordan Forst Pechstein, 2004
Daran konnte der Bassermann aus dem gleichen Jahr nicht anknüpfen. Der hatte etwas laktische Noten in der Nase, dazu Grapefruit, rote Beeren, Cassisblätter. Am Gaumen sehr kräftig, cremige, recht ausladende Stilitik, hochreife Steinfrüchte, die Säure kommt gegen die Konzentration nicht an, geht im hinteren Bereich aus dem Leim, alkoholische Note, deutliche Restsüße, wirkt fast so, als durchlief der Wein eine BSA ,wer den Wein noch hat eher zu einem kräftigen Essen öffnen.
86/100, jetzt trinken


Kraftakt Riesling 2014 (102 von 14)3 Domaine Josmeyer Wintzenheim Hengst Alsace Grand Cru, 1989
Mostige Noten, Kaffeesatz, getrocknete Kräuter, Pflaumenwein, Milchschokolade und etwas Malz und Zitrus, insgesamt nicht sehr einladend, über seinen Höhepunkt deutlich hinweg. Am Gaumen von mittlerer Dichte, erstaunlich kühle Stilistik, aber auch hier deutliche Alternoten, trotzdem noch sehr harmonischer Trinkfluß, die Zitrusfrüchte herrschen hier vor, der oxidative Ausbau schmeckbar, nicht sehr tief, passable Länge.
87/100, jetzt trinken


Kraftakt Riesling 2014 (103 von 14)4 Freiherr Langwerth von Simmern Erbacher Marcobrunnen Auslese trocken, 1990
Petrol, Feuerstein, altholzige Noten, Flieder, Tannennadeln, ätherischer Hintergrund, röstige Anklänge, noch intakt. Am Gaumen von knapp mittlerer Dichte, Orangenabrieb, packendes Säurespiel, Jod und Heftpflaster, Zitrus- und Apfelfrüchte, salzige Mineralität, Kurkuma im langen Nachhall. Ausgezeichnet:
91/100, jetzt trinken


Kraftakt Riesling 2014 (105 von 14)5 Weingut Knoll Dürnstein Schütt Smaragd, 2007
Pfeffrige Nase, kandierte Zitronen, getrocknete Kräuter, herber Einschlag. Am Gaumen sehr dicht gepackt, Bohnerwachs, Traubenzucker, glacierte gelbe Früchte, schiebt sich mit seinem Extrakt mühsam über den Gaumen, recht süßlich, die Säure solide, aber kommt gegen den ganzen Babyspeck nicht an, die Alkohol tritt hervor, den Wein haben wir im Tiefschlaf erwischt, noch mind. fünf Jahre liegen lassen, heute kein sonderlicher Genuss.
87+/100, ab 2019

6 Weingut Hirtzberger Spitz Singerriedel Smaragd, 2007
Orangenscheiben, Pampelmuse, Kümmel, Fruchtgummi, wirkt trotzdem sehr frisch. Am Gaumen konzentriert, auch hier noch viel Babyspeck vorhanden, dadurch ist mir der Wein über den gesamten Verlauf heute noch zu süß, aber dank eines hinreisenden Säurespiels trinkt sich dieser Singerriedel heute schon ausgezeichnet, animierende Anklänge nach frisch geschnittenen Kräutern, rauchiger Mineralität, viel Potential anzeigend, sehr langes Finish. Muss noch lange reifen.
91+/100, 2020 – 2030


Kraftakt Riesling 2014 (104 von 14)7 Weingut Veyder-Malberg Weißenkirschen Buschenberg, 2009
Hier finde ich einen glockenklaren Duft nach Weinbergspfirsichen, tropische Früchte, noch etwas verwaschene Mineralität, wirkt ungemein packend und jugendlich ungestüm. Am Gaumen sehr dicht, ohne jede Anstrengung, herrlicher Antrunk mit klarer Steinfrucht und Zitrusfrüchten, kühle, steinbetonte Mineralität, fein-nerviges Säurespiel, trotz seiner Kraft sehr fokussierter Verlauf, angenehm trockener Ausbau, fächert immer weiter auf, sehr komplex, langes Finish, noch ein Baby. Könnte groß werden.
94+/100, 2020 – 2030


Kraftakt Riesling 2014 (107 von 14)8 Domaine Leon Beyer Riesling R, 2004
Schon oft getrunken und immer wieder genial. Dieser auf Kalkstein gewachsene R aus dem Eichberg, ist für Leon Beyer ein nicht ganz so puristischer Riesling wie seine Grand Crus, aber immer noch trockener als die meisten deutschen GGs. Hier führt die Mineralität und die Frucht ein perfektes Duett auf. Es duftet nach getrockneten Kräutern, Kümmel, rauchige Mineralität, Jod, Tabak, kandierte Zitrusfrucht, ein Hauch Petrol. Am Gaumen von mittlerer Dichte, die Aromatik entspricht dem Duft, viel herbe Kräuter, Feuerstein, Zitrusfrüchte, die Wein ist vollständig geöffnet und bietet ein Feuerwerk an Aromen, vitales Säurespiel, ein insgesamt, trotz seiner Kraft, feiner Riesling, herrlich animierend zu trinken, auch dank der festen Mineralität, auch hier zeigen sich erste Petrolnoten, schöne Länge.
93/100, jetzt bis 2016


Kraftakt Riesling 2014 (108 von 14)9 Domaine Bott-Geyl Riquewihr Schoenenburg Alsace Grand Cru, 2004
Gereifte Apfelfrucht, ohne jede Oxidationsnote, getrocknete Scheiben von Orangen und Quitten. Am Gaumen dicht, cremige Textur, würziger, feinherber Kräutergeschmack, ein Hauch Restsüße fügt sich sehr schön ein, viel Tabak, enorm salzige Mineralität, guter Gegenpart zur Süße und den reifen Fruchtaromen, feine Wachsnoten, sehr harmonischer, animierender Verlauf, nachhaltig, verspielt und sehr schöne Länge.
92/100, jetzt bis 2019


Kraftakt Riesling 2014 (109 von 14)10 Weingut F.X. Pichler Dürnstein Loibner Berg, 2006
Drückendes Bukett nach hochreifen Marillen und Mandarinen, Handcreme, rosinige Anklänge. Am Gaumen dicht gepackt, im Antrunk hochreife gelbe Früchte, Fenchel, sehr süß, läuft aus dem Ruder, Dosenmandarine, süßlicher Pfeiffentabak, sirupartiger Verlauf, nimmt dem Wein die Trinkfreude, zum Glück eine durchaus kräftige Säure, nicht ganz harmonisch, passable Länge.
87/100, jetzt bis 2020

11 Weingut F.X. Pichler Dürnstein Loibner Berg, 2001
Was dann ein gutes Jahr ausmacht, belegte dann der 2001er. Grandioses Bukett nach reichlich Tabak, Jod, kandierten Zitrusfrüchten, weißem Rauch, herrlich verspielt. Am Gaumen dicht, animierender Auftakt nach Zitrusfrüchten, Tabak, diverse Kräuter, rauschendes Säurespiel, Kalkstein, salzigen Noten, erneut viel Rauch, enorm straffer, aber fokussierter Verlauf, dadurch animierend zu trinken, fächert immer weiter auf, sehr komplex, jeder Schluck zeigt andere Aromen, beeindruckende Länge, ein großer Riesling.
95/100, jetzt bis 2021


Kraftakt Riesling 2014 (112 von 14)12 Weingut Robert Weil Kiedrich Gräfenberg Erstes Gewächs, 2007
Spontiton, gewachste, grüne Äpfel, herbe Kräuter, weißer Rauch, animierend. Am Gaumen nicht übermäßig dicht oder dick, eher sehr rassig, dominiert von einer reifen, aber hoch agilen Säure, dass es eine wahre Freude ist, vibrierender Verlauf, jugendliche Kernfrüchte, festes mineralisches Fundament, sehr salzig, Rauch, röstige Noten, Kaffee, greift mit aller Macht in den Gaumen, es läuft mir das Wasser im Mund zusammen, einfach ein packender Riesling, der derart straff über den Gaumen fräst, dass es fast weh tut. Herrlich ernsthaft.
94/100, jetzt bis 2025


Kraftakt Riesling 2014 (111 von 14)13 Weingut Wittmann Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs, 2007
Verhaltenes Bukett nach jungen Äpfeln, kalkige Mineralität, Asche, Gummi, sehr frisch und klar. Am Gaumen von betonnt mittlerer Dichte, glockenklarer Auftakt nach Kernfrüchten, kandierte Zitronen, wirkt verspielt, aufrauschende pikante, herrlich reife Säure, dadurch straffer und pikanter Verlauf, steinwürzige Mineralität, salzige Anklänge, sauber wie ein Gebirgsbach, ohne jede schwülstige Süße, enorme Nachhaltigkeit, sehr langer Nachhall.
94/100, jetzt bis 2022


Kraftakt Riesling 2014 (110 von 14)14 Weingut Keller Westhofen Kirchspiel Großes Gewächs, 2004
Pampelmuse, rote Früchte, Zitrus, rauchige Noten vom Kalkstein, erdwürzige Mineralität, ein Hauch Schwefel, fügt sich alles zu einer großen Nase ein. Am Gaumen sehr fest, straff, mit tiefer stein- und erdwürziger Mineralität, viel Rauch, glockenklar Früchte als Gegenpart, beides in einem wilden, aber harmonischen Spiel, messerscharf gezeichnet, die Süße, die Salzigkeit und die anderen mineralischen Noten führen ein perfektes Spiel auf, sehr langer, packend mineralischer Nachhall, noch leicht verschlossen wirkend, dürfte noch weiter zulegen.
94-95+/100


Kraftakt Riesling 2014 (113 von 14)15 Domaine Trimbach Cuvée Emile, 2001
Duftet nach Kräutertee, Zitrus, Reifearomen, holzige Noten, Biskuit. Am Gaumen von mittlerer Dichte, herbe Zitrusfrucht, jod-salzige Mineralität, knockentrocken, altholzige Noten im weiteren Verlauf, pikantes Säurespiel, aromatisch sehr eng gefasst, wirkt dadurch etwas einseitig, mässige Länge, eher enttäuschend.
87/100, jetzt trinken

15 Domaine Trimbach Cuvée Emile, 1998
Oxidative Noten, Karamell, Bohnenwachs, Boskopäpfel, na ja. Am Gaumen mittlere Dichte, im Auftakt Kräutertee, schmelzige Textur, lebendiges Säurespiel, fächert im weiteren Verlauf etwas auf und wirkt gar harmonisch, es bleibt zwar ein kräuterbetonter Riesling, nun aber auch eine reife Apfelfrucht, durchaus animierender Verlauf, die fortgeschrittene Reife bleibt, gute Länge, besser als der 2001er.
89/100, jetzt trinken

Einer der abwechslungsreichsten Kraftakte hatte damit sein Ende gefunden. Es ist immer wieder erstaunlich wie unterschiedlich Riesling schmecken kann, insbesondere wenn man seine Nachbarn hinzunimmt. Teil 8 folgt im Herbst 2015…

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