Mariental-Vertikale: Der berühmte Blaufränkische aus dem Burgenland

Mariental-Vertikale: Der berühmte Blaufränkische aus dem Burgenland

Titelbild Marienthal-100Acht Weinnasen fanden sich im Februar 2012 in Oberhausen zusammen um sich ganz einem Thema zu widmen: Blaufränkische aus dem Burgenland standen auf dem Programm. Kern der Verkostung waren acht Jahrgänge von Triebaumer´s Mariental. Jener Wein, der vermutlich zum Aufbruch des Blaufänkischen im Burgenland ein wichtigen Beitrag geleistet hat. Seit 1985 wird dieser Wein, sofern es das Wetter zulässt, vinifiziert und der 1986er gilt heute als Beleg des Potentials und der Reifefähigkeit des Blaufränkischen. Leider ist diese Legende kaum noch zu erhalten, oder wird zu Preisen verkauft, wie man sie nur im Bordeaux oder Burgund kennt. Auch andere ältere Jahrgänge sind schwer zu besorgen. Zu Beginn wurden kaum mehr als 2000 Flaschen abgefüllt, während heute die Versorgung mit immerhin 8000 Flaschen etwas entspannter scheint. Wir verkosteten offen und von Alt nach Jung.

Zur Einstimmung ging es aber mit dem 2006er Riesling Kellerberg von Knoll zunächst in die Wachau. Der duftete Jahrgangstypisch nach hochreifen kandierten Kern- und Steinfrüchten, mit jeder Menge Botrytis- und Briochenoten. Am Gaumen sehr kraftvoll, glassierte Früchte, vor allem Zitronen, festes mineralisches Fundament, kecke Säure, wirkt noch verschlossen und kantig, gutes Finish, hat Zukunft. 89/100

Triebaumer Mariental, 1997-100Ernst Triebaumer Ried Mariental, 1997
Gleich zu Beginn der Wein auf den ich mich am meisten gefreut habe, da 1997 als großes Rotweinjahr im Burgenland gilt. Leider konnte der Wein mich nicht überzeugen, er hatte zwar alles was ein Wein braucht, aber irgendwie flog er nicht. Im Westlichen fehlte es ihm an Frucht und Charme. Aber der Reihe nach. In der Nase Heftpflaster und weitere medizinale Töne, daneben eine klare Kirschfrucht im Speckmantel, mineralische Anklänge im Hintergrund, noch sehr frisch, interessant. Am Gaumen von mittlerem Körper, viel Sauerkirschen, Mandeln und eine irritierende Strenge, metallische Anklänge, kräftige, fast ruppige Säure, die Frucht trocknet im weiteren Verlauf immer weiter weg und so bleibt im Wesentlichen ein adstringierendes Mundgefühl zurück, in dem dann auch noch eine leichte Bitterkeit einstellt. Die Nase noch interessant, auch im Antrunk durchaus passable, ist er hinten raus, gemessen an meinen Erwartungen, eine Enttäuschung.
87-88/100



Triebaumer Mariental, 1999-100Ernst Triebaumer Ried Mariental, 1999
Der nächste Wein hatte einen ganz zarten Korkstich. Die Frucht wirkte aber in keiner Weise gezehrt, daher hier trotzdem meine Notizen. Kühle Nase mit jugendlichen Sauerkirschen, edle Röstaromen vom Fass, etwas Nougat. Am Gaumen herrlich saftiger, klarer Antrunk, mittlerer Körper, klares Kirschkonfit und dunkle Beerenfrucht, bestens eingebundene, sehr nobles Holzwürze nach Lakritz und mildem Espresso, einzig die Tannine wirken etwas grob, sehr straff am Gaumen mit einem noch verschlossenen Kern, die Säure kraftvoll aber verspielt, zeigt im Abgang wieder seine uncharmantere Seite, vielleicht noch nicht ganz auf seinem Höhepunkt. Ich wage aber nicht vorherzusagen ob die Frucht noch die Geduld aufbringt, bis die Tannine vielleicht etwas charmanter sind. Eher kein Plus. In einer intakten Flasche sicherlich ein ausgezeichneter Wein.
91/100

Triebaumer Mariental, 2001-100Ernst Triebaumer Ried Mariental, 2000
Eigenwillige Nase mit diversen Wildkräutern, dunkler Schokolade und Kaffee vom Fassausbau, die Frucht zeigte sich nur zögernd nach einer ganzen Weile im Glas. Am Gaumen ein zugenagelter Brocken mit schärfenden Lacknoten und süßlicher, dunkler Beerenfrucht; diese wird deutlich vom Alkohol getragen und bedrängt von heftig viel Tanninen und dunklen Fassaromen. Ein Wein im Winterschlaf, der durchaus eine feste Struktur aufweist und viel Potential vermuten lässt. Heute kaum Charme, mit ruppigen Abgang und trocknendem Mundgefühl.
89+/100


Triebaumer Mariental, 2001-100Ernst Triebaumer Ried Mariental, 2001
Mustergültiger Duft nach Blaufränkisch. Dunkle Beerenfrucht, vor allem vollreife Brombeeren, intensive Kräuterwürze, Pflaumen und auch ein Hauch Herzkirschen, das Holz zeigt sich noch mit jugendlichen Duft nach Karamell und Milchschokolade. Am Gaumen herrlich süß, saftig und zum ersten Mal mit Charme. Vielschichtige schwarze Beerenfrucht, reife Tannine, bestens eingebundenes Holz mit nobler Würze, sehr stimmiger Verlauf, vitale Säure, schöne Ausdruck mit langem Nachhall, leider etwas vom Alkohol getragen.
92/100

Ernst Triebaumer Ried Mariental, 2003
Intensiver Kirschduft, der Alkohol reizt die Schleimhäute, Würze vom Fassausbau, nicht viel mehr. Am Gaumen sehr kraftvoll, von der Hitze des Jahres bestimmt, der Alkohol schärft, intensive schwarzbeerige Frucht, gut eingebundenes Holz und reife Säure. Es fehlt dem Wein an Balance und Frische.
85/100


Paul Achs Ungerberg, 2003-100Paul Achs Ungerberg, 2003
Deutlich besser hat der Ungerberg von Paul Achs die Hitze des Jahres verkraftet. Er bietet ein überraschend kühles Bukett mit hochreifen dunklen Beerenfrüchten, viel Minze und jugendlichem Holz nach Schokolade und Zedernholz. Am Gaumen sehr kraftvoll, der Alkohol wärmt ein wenig, aber noch so eben in der Balance, saftige Kirsch- und Brombeerfrucht, die von viel Schokolade und Nougat in Schach gehalten werden, etwas weniger Holz hätte dem Wein gut getan, aber vielleicht ist er einfach noch etwas jung. Schöner Nachhall, könnte sich noch weiter harmonisieren.
89/100

Ernst Triebaumer Ried Mariental, 2004
Feine, vielschichtige Nase nach Brombeeren, Holunder und Kirsche, etwas Graphit, kandierte Zitrus und nobler Duft vom Fassausbau, die anfänglichen Lacknoten verschwinden nach einer Zeit. Am Gaumen kraftvoll, aber auch fokussiert. Viel Sauerkirschen im Antrunk, erneut etwas Zitrus und mineralische Noten, wirkt sehr balanciert und scharf gezeichnet, das Holz noch sehr jung, wird sich geben, ebenfalls die noch griffigen, aber feinen Tannine. Tolle Länge, und viel Potential.
92+/100


maria kerschbaum bf reserve, 2005-100Maria Kerschbaum Blaufränkisch Reserve, 2005
Viel Holz in der Nase, da ist auch eine süßliche Beerenfrucht, Nougat und Speck. Wirkt etwas aufdringlich. Am Gaumen kräftig, saftig, gute Frische, süßliche dunkle Beerenfrucht, die im hinteren Verlauf reichlich auszehrt, einfach weil die vorhandene Substanz der Frucht, den ungehemmten Holzeinsatz nicht ausreichend Struktur entgegenstellen kann, mittellanger Nachhall auf einfachem Niveau.
87/100


Prieler Goldberg 2005-100Weingut Prieler Goldberg, 2005
Verhaltene Nase mit Brombeeren, Orangenschalen, jugendliche Fassaromen nach Vanille und Weihnachtsgewürzen, insgesamt noch recht kompakt. Am Gaumen von mittlerem Körper, dunkle Waldbeeren, Kirsche, ein Hauch Zwetschge, recht straff mit kräftigem, noch etwas groben Tanninen, das Holz kräftig, aber gut integriert, lebhafte, noch jugendlich kecke Säure, wird im hinteren Verlauf etwas schlank, guter Nachhall. Eine erstaunliche Qualität für das schwierige Jahr. Hat sogar noch etwas Potential.
90+/100

Weingut Kollwentz Steinzeiler, 2005
Wunderbar harmonische feinfruchtige Nase nach reifen Brombeeren, Kirschkonfit, feine Cassis-Würze. Am Gaumen von großer Struktur und Saftigkeit, deutlich fruchtbetont, feine Gewürzanklänge, erhält Frische Nuancen von Zitronen und Orangenschale, das Holz schon jetzt bestens integriert und hält sich angenehm im Hintergrund, steinbetonte Mineralik, feine Säure, homogener Verlauf, ausgezeichneter Ausdruck, langer Nachhall. Sehr erstaunliche Entwicklung, da mich der Wein in seiner Jugend überhaupt nicht überzeugen konnte. Jetzt schön zu trinken, wird nicht mehr besser.
93/100


Wenzel Bandkräften 2006-100Weinbau Weinzel Blaufränkisch Brankräften, 2006
Saubere, wenngleich recht simpler Duft nach roten Früchten und einer nicht sonderlich noblen Holzwürze. Am Gaumen harsch, mit viel Tanninen, grüne Aromen vom Fass, saubere rot- und schwarzbeerige Früchte, gutes Säuregerüst, trocknet hinten zunehmend aus, passabler Abgang.
82/100

Uwe Schiefer Blaufränkisch Reihburg, 2006
Dunkle Beerefrüchte, Weichseln, Kräuter, Kirschkonfit und Schokolade in der interessanten, ausdrucksstarken Nase. Am Gaumen sehr dicht, dunkle Beerenfrüchte noch etwas verschlossen, etwas Graphit, tolle Struktur, wirkt frisch und wohl komponiert, das Holz und die Tannine noch sehr jung und etwas ungehobelt, aber beides zeigt Klasse, sehr langer, animierende Nachhall. Unbedingt noch fünf Jahre liegen lassen, dann sicherlich ein ausgezeichneter Wein. Ein Betrieb, den man weiter verfolgen sollte.
89+/100

Ernst Triebaumer Ried Mariental, 2006
Noch gänzlich zugenagelt der 2006er und so zeigte er uns seine sicherlich vorhandene Klasse nur in Ansätzen. Die Nase verschlossen, etwas dunkle Beerenfrucht, steinbetonte Mineralik, etwas Leder und Lakritz vom Fass. Im Mund ein harter Brocken, sehr dicht, dunkle Herrenschokolade, viel Fruchtextrakt, Schwarzkirsche, Brombeeren, leichte Zitrusanklänge, ansonsten überwiegen die Tannine und die Röstaromen vom Fassausbau, straff und konzentriert, ruppiger Nachhall. Große Zukunft.
90+/100


Kollwentz Point 2006-100Weingut Kollwentz Point, 2006
Viel offener die Nase des Points, duftet nach Heidelbeeren, feine Kirschnoten, etwas Jogurt, süßer Pfeifentabak, Nougat. Am Gaumen sehr süß und dicht, viel Röstaromen, erinnert an Karamell und süßem Pfeifentabak, die Tannine weich und reif, guter Verlauf, vielleicht etwas vordergründig, auch im mittellangen Nachhall Extraktsüße. Zeigt den Charme des Jahrgangs, hat noch Potential.
89+/100

Muhr/von Nierport Spitzerberg, 2007
Gedeckte Nase nach Kümmel und Fenchelsamen, dahinter rotbeerige Früchte. Am Gaumen erstaunlich schlank, etwas Kirschen und rote Beerenfrüchte, vegetabile Anklänge, mineralische Ahnung, dünnt im hinteren Bereich aus, passabler Nachhall. Ein wenig enttäuschend.
85/100


Moric Neckenmarkt 2007-100Moric Roland Velich Neckenmarkt Alte Reben, 2007
Duftet nach Blaubeerjogurt, Kirsche, Schlehen, das Holz hält sich angenehm zurück, zeigt Tiefe und Eleganz an, steinbetonte Mineralik. Im Mund von mittlerem Körper, herrlich klare Kirschfrucht, erneut Schlehen, da sind auch Maulbeeren, erneut viel steinige Mineralik, erinnert fast an Schiefer, perfekter Holzeinsatz, noch straffes, aber feines Tannin, stimmiger Säurebogen, wirkt über den gesamten Verlauf sehr frisch, herrlich trinkanimierend, ohne jede Üppigkeit, der fokussierteste Weine des Abend, noch etwas verschlossene Nachhall. Viel Zukunft.
93+/100

Ernst Triebaumer Ried Mariental, 2007
Auf ähnlichem Niveau der Marienthal, wenngleich von ganz anderer Art. Duftet nach reifen Kirschen und Brombeeren, jede Menge Marzipan und Nougat vom Faß, leichte Aceton-Note. Insgesamt also deutlich süßer und üppiger. Auch am Gaumen von kräftiger Statur, sehr saftiger Antrunk mit intensiven schwarzen Beerenfrüchten, kandierte Zitrusfrüchte, Orangenschale, große Struktur, glockenklare Zeichnung, das Holz tritt noch kräftig auf, viel Karamell, Schokolade und Zedernholz, zeigt Tiefe und Finesse an, ordentlich Zug am Gaumen, langer Nachhall. Große Zukunft.
93+/100

Zum Schluss stand ein Trio bei mir an der Spitze mit jeweils 93 Punkten. Alle drei sehr unterschiedliche Weine, die gelungen die unterschiedlichen Interpretationen von Blaufränkisch aufzeigten. Müsste ich mich entscheiden, käme es auf die Stimmung an und ob er als Speisenbegleiter taugen soll. Als Solist würde ich den Moric Neckenmarkt Alte Reben wählen, einfach weil er erstaunlich mineralische geprägt war, am meisten Frische zeigte und mir diese Art neu ist. Kauftipp.

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