Große Riesling-Gewächse 2009 – erste Eindrücke

Große Riesling-Gewächse 2009 – erste Eindrücke

Der 1. September – es war einmal wieder so weit. Der jüngste, nunmehr neunte Große-und-Erste Gewächse-Jahrgang erscheint auf der Bühne und gelangt offiziell für den Konsumenten in den Verkauf. Und was hat man als weininteressierter Verbraucher in den letzten Wochen und Monaten nicht alles an Lobhudeleien und Vorschusslorbeeren für den Jahrgang 2009 lesen und hören dürfen – nahezu einstimmig und einsilbig war die Beschreibung von Winzern und Händlern: „groß“ – so schallte es mit dem tiefsten Brustton der (selbstredend völlig uneigennützigen) Überzeugung. Aber auch unabhängig von dieser (verständlichen) Trommelei, die Erinnerungen an den Herbst 2009 nährten schon einiges an Vorfreude, sich ein eigenes, erstes Bild zu machen… deshalb haben auch wir in diesem Jahr wieder die Möglichkeit genutzt, bei verschiedenen Händlerproben unsere Nasen in die Gläser zu halten.

Man muss es eigentlich nicht besonders betonen – und doch soll auch in diesem Jahr folgende Präambel vorangestellt sein:

„Die Eindrücke und Bewertungen sind wie alle auf diesem Blog subjektiv. Außerdem verändern sich die Weine in so zartem Alter gerne noch binnen Wochen und werden auf einer großen Verkostung eventuell nicht alle ideal temperiert gereicht, gegebenenfalls sind die Flaschen auch erst unmittelbar vor der Veranstaltung geöffnet werden… mehr als erste Eindrücke können/sollen die Notizen daher nicht sein – gleiches gilt auch für die notierten Punkte.“

Damit man die Notizen, die nachfolgend noch erweitert werden, später auseinander halten kann (sie entstanden bei unterschiedlichen Proben im September 2010), sind die Eindrücke mit unserem jeweiligen Namenskürzel versehen: (R) steht für Rainers Notizen, (T) für Thorstens Beschreibungen und (G) zeigt Guidos Eindrücke an. Und nun viel Spaß beim Lesen.

Mosel, Ruwer, Saar

2009 Weingut Fritz Haag Brauneberger Juffer-Sonnenuhr

In der Nase eine moselanische Pfirsich-Frucht, saftig, etwas Aprikose; dahinter scheint dunkles Mineral durch. Im Mund fruchtbetont und saftig, gut eingebundener, verhaltener Restzucker, zeigt dann einen mineralischen Kern. Die Säure ist betont und steht am Gaumen leicht, noch etwas zu präsent, vor. Dürfte sich gut entwickeln. 87-88+ Punkte (G)

In der Nase weiße Steinfrucht, etwas frische grüne Kräuter, sehr sauber, mineralische Anklänge, wenn auch weitgehend verschlossen; im Mund eine deutlich präsente, aber ansatzweise weiche Säure, Limettenschale, etwas traubig, etwas Muskatnuss, scharfe, unruhige Mineralität, ein tolles balanciertes Spiel von Säure und Mineralität. Gute Anlagen um zu reifen. 89 Punkte (T)

Sehe ich deutlich hinter Helden. Die Frucht wirkt bereits in der Nase etwas verwaschen und unentschlossen. Im Mund ist mir das für ein trockenes Gewächs zu süß und dadurch mit zu wenig Spiel. Die Säure ist sehr schön, der Abgang mittel. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. 86 Punkte (R)

2009 Weingut Schloss Lieser Niederberg Helden

Eine scheue Pfirsich-Zitrusfrucht in der Nase, diese wird aber noch fast gänzlich überdeckt von Spontitönen. Im Mund völlig vernagelt, flüssiges Gestein, ernster Stil. Abweisend. Salzige Eindrücke. Die Pfirsichfrucht wird hiervon noch zu sehr überlagert. Ruppiges Mineral. Sehr, sehr jung. Braucht Luft und Zeit, ehe sich die Frucht durchsetzen wird. Liegenlassen, hat sehr guten Anlagen für 90-91 Punkte. 88+ Punkte (G)

Die typische Spontinote und Schieferwürze in der Nase, würziger, kräuteriger weißer Pfirsich; im Mund ein schönes Süße-Säure-Spiel, dabei aber auch deutliche Restsüße, wird kurz etwas breit, nach hinten heraus aber immer nachhaltiger und aromatischer. Tolle Säure, tolle Aromatik, tolles Spiel, aber nicht so viel Spannung und Druck. Im Moment nicht ganz so weit weg von der sehr gute Spätlese trocken. Bin gespannt, in welche Richtung sich das entwickeln wird. 88 Punkte (T)

In der Nase viel Schiefer, saubere Pfirsichfrucht, etwas cremig, schwarze Beeren und natürlich noch deutliche Sponti-Töne. Im Mund sehr nachhaltig mit schönem Fruchtspiel, die Säure wirkt lebendig und bereits sehr feinperlig. Insgesamt stimmiger und verspielter als die Sonnenuhr. 88 Punkte (R)

2009 Weingut Reinhold Haart Piesporter Goldtröpfchen Großes Gewächs

Gletschereis-Bonbon, Stachelbeere und junge tropische Früchte in der intensive, primärfruchtigen Nase. Wirkt aufgesetzt und parfümiert. Dahinter eine feine Schiefermineralik. Am Gaumen sehr schlank, fast dünn. Wenig Tiefe, kaum Fruchtspiel, wirkt verwaschen und uninspiriert. Vielleicht gänzlich verschlossen. Knapp mittelanger Abgang mit herben Tönen. Beim Potential bin ich skeptisch, auf jeden Fall kein GG-Niveau. 84+ Punkte (R)

2009 Weingut Grans-Fassian Leiwener Laurentiuslay Großes Gewächs

In der Nase fruchtig-verspielt mit Äpfeln und Steinfrüchten; im Mund extraktreich, konzentriert, fruchtig, leichte Muskatnote; die Säure ist sehr weich, dabei aber saftig. Ein schöner Trinkspaß, aber wenig nachhaltiger Druck, Abzüge bei Spannung, Mineralität, Tiefe. 86 Punkte (T)

2009 Weingut Grans-Fassian Dhroner Hofberg Großes Gewächs

In der Nase vor allem grüner Apfel, etwas Kräuter, Stachelbeere, jung und hefig; im Mund wieder weich, saftig, aber trockener als der Laurentiuslay, mehr Mineralität und Schärfe, wirkt etwas tiefer und nachhaltiger. 87 Punkte (T)

2009 Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken Rausch Saarburg „Diabas“ Erste Lage, Saar

Konsequent trockener Stil mit klassischer Saar-Typizität. Die Säure recht robust, aber schön eingebunden. Hochfeine Steinfrucht- und Zitrusaromen, noble Schiefermineralik. Sehr nachhaltig und verspielt über den gesamten Verlauf. Der Abgang hat länge und zeigt das ordentlich Potential deutlich an. 88+ Punkte (R)
2009 Weingut Clemens Busch Pündericher Marienburg

In der Nase kühl und verschlossen wirkend; zunächst dasselbe im Mund, herbe und süße Noten, nach und nach schmeckt man sich vor zu einer filigranen Mineralität und immer mehr heller gelber und grüner Frucht. Der Wein blüht mehr und mehr auf. Ein schönes Mineral-Fruchtspiel, nachhaltig, hinterlässt Spannung, gut balanciert! Verpackt die kleine Zuckerspitze und den kräftigen Alkohol durch seine Straffheit. 90 Punkte (T)

2009 Weingut Clemens Busch Pündericher Marienburg Rothenpfad Großes Gewächs

In der Nase offener und opulenter, Orangenblüten; im Mund extraktreich, extraktsüß, Viel mehr Frucht, gelbe Steinfrucht, Orangenduft. Auch hier bleibt die Mineralität zunächst verborgen und entströmt dann filigran. Weichere Säure, mehr Alkohol. Trotzdem ein kühler Nachhall, guter Abgang. Gewinnt im Verlauf, der Alkohol stört ein wenig. 88-89 Punkte (T)

2009 Weingut Clemens Busch Pündericher Marienburg Fahrlay Erste Lage

In der Nase verschlossen, rauchig, kräuterige Mineralität; im Mund weit offener, recht süßlich, eine herausragende Frucht mit reifen Pfirsich, Mandarinen. Etwas kratzig und unruhig am Gaumen, saftige Säure, aber auch kräftig, verpackt den Alkohol zur Zeit nicht gut. Länge auf eingemachten Fruchtnoten. 88-89 Punkte (T)

2009 Weingut Clemens Busch Pündericher Marienburg Falkenlay Erste Lage

Im Glas strohgelb, wirkt dunkel im Glas. In der Nase Pfirsiche, Aprikosen, reife Zitronen. Im Mund eine klar restsüße Stilisitik, sehr süß wirkend für die angegebenen 15 Gramm Restzucker. Extraktsüße und Restzucker treffen aufeinander. Geht voll in der Frucht auf, ist aber auch ordentlich stoffig, viel Alkohol. DIe filigrane weiche Säure kommt nicht dagegen an. Hedonismus pur, volle Konzentration. Wäre ein Ereignis, wäre da nicht der störende Alkohol. 89-90 Punkte (T)

2009 Weingut Heymann-Löwenstein Hatzenporter Kirchberg Erste Lage

In der Nase eine Spontinote, wilder Pfirsich, dunkle Mineralität, intensive getrocknete Kräuter; im Mund cremig, angenehm trocken anmutend, schön konzentrierte Kräuter-Steinfrucht, filigrane saftige Säure, hinten leicht salzig. Kräftig anmutend, aber gut gepuffert. Tolles Süße-Säurespiel auf Kräuterteppich. Der schönste Kirchberg, den ich bisher verkostet habe, intensiv und balanciert. 90 Punkte (T)

2009 Weingut Heymann-Löwenstein Hatzenporter Stolzenberg Erste Lage

Wieder wilder Pfirsich, rauchig, grüne Kräuter, etwas Waldmeister, im Mund etwas opulenter als der Kirchberg, auch etwas süßer und kräftiger, aber auch mehr deutliche Mineralität. Auch hier hat HL viel aus dem üppigen Extrakt gemacht und es schön balanciert. Wie der Kirchberg hat auch der Stolzenberg diesmal sicher mehr Reifepotenzial als sonst. 90 Punkte (T)

2009 Weingut Heymann-Löwenstein Winninger Uhlen Blaufüßer Lay Erste Lage

In der Nase reife Zitronen, reife Orangen und Zitronen, dazu ein ganzer Strauß an Kräutern, viel Spiel, sehr animierend; dann im Mund eine kleine Katastrophe, richtig bitter, Zitrusschalen, Campari, völlig geblockt, spürbar noch filigrane Säure und Mineralität. Aber durch die Bitternoten nicht genießbar. Ein Flaschenfehler? Keine Bewertung (T)

2009 Weingut Heymann-Löwenstein Winninger Uhlen Laubacher Lay Erste Lage

In der Nase Steinfrucht, Orangenschalen, eingelegte Pfirsiche, Trockenblumen; im Mund dicht und auch dicklich wirkend, ausgeprägte Zuckerspitze, süßlich, dabei kräftiger Alkohol, den der Wein dann aber erstaunlicherweise doch noch gepuffert bekommt. Trotzdem wenig elegant, es geht alles nur um die Schwerkraft. Ein Elefant auf dem Drahtseil — hört sich gut an, macht mir im Mund aber nicht viel Spaß. 88 Punkte (T)

2009 Weingut Karthäuserhof Eitelsbacher Karthäuserhofberg

Eine fein gezeichnete, leicht kreidige Nase, mit klaren Steinfruchtnoten, etwas Stachelbeerblatt. Animierend. Im Antrunk saftige Steinfrucht, sehr balanciert und fein, die Mineralik ist nachhaltig, ohne zu dominant zu werden. Frisch tänzelnde, sehr gut eingebundene Säure, unaufdringliche Süße. Der Nachhall ist eher leise, von feinmineralischer Art. Lang. Schöne Harmonie. 90 Punkte (G)

In der Nase duftig, fruchtig, Steinfrucht, süße Aprikosen, Stachelbeeren; sehr fruchtig, nicht ganz trocken, aromatisch, Aprikosen und gelbe Äpfel, kreidige Mineralität, hinten etwas salzig, hat sogar Druck, mittlere Tiefe. Blitzsauber, aromatisch, harmonisch, wiedererkennbare Weingutsstilistik. 88-89 Punkte (T)

2009 Weingut Van Volxem Scharzhofberg Erste Lage

In der Nase blitzsauber, duftige weiße und rote Früchte, Pfirsiche und Erdbeeren, Kräuter. Im Mund eine prickelnde Säure, dunkle Mineralität, relativ trocken, Kraft, Struktur und Druck, etwas Restsüße. Sehr stimmig und gut balanciert. 89-90 Punkte (T)

2009 Weingut Van Volxem Volz Erste Lage

Auch hier wieder weiße, vor Saft strotzende Pfirsiche, rote Früchte, wilde Erdbeeren, Cassisblätter. Im Mund Schieferwürze, Blutorangen, eine ungemein saftige Säure, spannungsgeladene Mineralität, noch sehr unruhig, der Wein steht unter Strom, ist noch sehr offensiv. Geballte Frische. Potenzial. 92 Punkte (T)

2009 Weingut Van Volxem Scharzhofberg Pergentskopp Erste Lage

In der Nase leider sehr verschlossen; im Mund Aromen von Walderdbeeren und Weinbergspfirsich, auch hier ein ins Trockene neigende feinherber Stil, feinere Säure, auch noch mineralischer als der Volz, schon etwas ruhiger, deutet mehr Balance und Eleganz an. Schwierig zu bewerten, da sehr verschlossen. 91-93 Punkte (T)

2009 Weingut Van Volxem Wiltinger Gottesfuß Erste Lage

In der Nase typische weiß-rote Früchte, jetzt mehr Himbeere und Cassis, ein kühl aus dem Glas strömende Mineralität; im Mund eine deutliche Zuckerspitze, feinherbe Stilistik, die Süße gepuffert mit einer würzigen Schiefernote und einer massiven filigranen Säure; nachhaltig druckvoll, dabei elegant und lang; konzentriert, aber überhaupt nicht schwerfällig — ein tolles Jahr bei Van Volxem! 92-93 Punkte (T)

Nahe

2009 Weingut von Racknitz Odernheimer Kloster Disibodenberg

In der Nase deutlich rote Johannisbeere, Gräser; saftiger Antrunk, wenig Säure, sie wirkt leicht rau; zum Gaumen hin fehlt etwas Struktur; der Wein zieht dieses Programm aber konsequent bis ins mittellange Finale durch. Wirkt etwas einfach gestrickt, wenngleich noch etwas unentwickelt. Der Wein wurde aber auch erst zwei Tage vor der Verkostung abgefüllt. Aktuell 84-85 Punkte (G)

2009 Weingut von Racknitz Niederhäuser Hermannshöhle

Würzige Nase nach gelbem und grünem Apfel; stoffiger Antrunk, primärfruchtig, Granny Smith, weiche Säure, süßlich; Tendenz zur Breite. Am Gaumen sehr mineralisch, langer Nachhall. Auch dieser Wein wurde erst zwei Tage vor der PRäsentation abgefüllt. 87-89+ Punkte (G)

2009 Weingut Emrich-Schönleber Monzinger Frühlingsplätzchen

Elegant und fein gezeichnete Nase, in der milde Orangennoten dominieren. Dazu rauchige Töne, seiner Jugend sind verhaltene Spontinoten geschuldet. Im Antrunk sehr strukturiert, ein mineralisch voller Körper. Bleibt dennoch elegant. Feine Zitrus- und Orangennoten, Rauch. Der Wein hat ein sehr balanciertes, animierendes Frucht-Säurespiel, wirkt sehr kraftvoll, aber voller Eleganz. Die Mineralik schärft etwas zum Gaumen hin. Langer, jugendlich ungestümer Nachhall. Lässt beste Anlagen erkennen und dürfte bereits jung recht zugänglich sein. Sehr schöner Wein. Heute 92-93 Punkte (G)

2009 Weingut Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg

Typische Nase: intensive dunkle Kräuteraromen, feuchte Tabakblätter, prägnante rauchige Mineralik und Cassis. Alles noch sehr verhalten und gehemmt, zeigt aber schon jetzt sein besonders subtiles Spiel und eine dramatische Tiefe an. Im Mund kraftvoll und elegant zugleich. Die Mineralik gräbt sich ungezügelt in die Zunge, präsente jungendlich tanzende Säure, hochfeine und klare Steinfrüchte und Cassis. Im weiteren Verlauf kommen Zitrusnoten dazu und im langen Abgang dominieren ungehobelte Kräuteraromen. Sehr komplex und nachhaltig. Noch im Tiefschlaf, aber schon jetzt fazinierend. Für mich das beste GG, in 10 Jahren vielleicht groß, aber heute schon 94+ Punkte (R).

2009 Weingut Dönnhoff Norheimer Dellchen

In der Nase fällt sofort eine ungewöhnliche Süße auf. Opulente gelbfleischige Frucht, Aprikosencreme, etwas Cassis und eine kreidige Mineralität. Im Mund sehr verschlossen und daher unrund. Die Frucht verwaschen aber bereits recht reif, die Süße ist gerade noch akzeptabel. Im Abgang gewinnt der Wein an Spiel und die Mineralik ist sehr fein und nachhaltig. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. 88 Punkte (R)

2009 Weingut Dönnhoff Schloßböckelheim Felsenberg „Felsentürmchen“

Schön balancierte Nase nach tropischen Früchten und einer cremigen Mineralität. Dahinter fein herbes Spiel von dunklen Beerenfrüchten. Macht spontan Spaß und wirkt schlanger als das Dellchen. Im Mund deutlich verschlossener. Kaum klare Fruchtnoten, aber von großer Substanz und Dichte. Ausgezeichnetes Säurespiel, nicht zu süß, wirkt elegant, mineralisch und entschlossen. Hat Potential. 90+ Punkte (R)

2009 Weingut Dönnhoff Niederhauser Hermansshöhle

Zweimal verkostet und zweimal kam ich zu keinem klaren Urteil. Der Wein ist derart verschlossen und hat so gar keine Lust sich zu zeigen, dass eine Bewertung schwierig ist. In der Nase Eisbonbon, indifferente Süße, leichte Kräuter und eine diffuse Mineralität. Alles extrem zugeknöpft. Im Mund ebensowenig gewillt sich zu zeigen. Alle Anlagen sind vorhanden, große Konzentration, tolles Säurespiel, Anklänge diverser Früchte und Kräuter und eine packende, heute noch gänzlich ungezämte Mineralik. Aber hier spielt noch nichts miteinander, alles läuft kunterbunt durcheinander und sorgt für Chaos im Mund. Ich gestehe, mir fehlt es an Erfahrung das Potential einzuschätzen. Wenn sich alles findet sicherlich ein Potential von 90 – 95 Punkte (R).

2009 Weingut Schäfer-Fröhlich Monzinger Halenberg

Deutlicher, noch unangenehmer Sponti-Ton; dahinter grüner Apfel in der scheuen Nase, deutet dunkles Mineral an; jugendlich; saftiger und verspielter Antrunk, leicht füllig, herb-süßliche Apfelfrucht, Zitrustöne. Im Nachhall kraftvolles Mineral, Apfelkern. Sehr lang. Noch sehr jugendlich. Potential für 92 Punkte (G)
2009 Weingut Schäfer-Fröhlich Bockenauer Felseneck

Deutliche, auch nur mäßig schöne Spontinote. Brotig. Deutet dahinter eine kühle, gelbfleischige Frucht an, etwas Orangetöne, Tee. Man ahnt Tiefe – sicher auszumachen ist das noch nicht. Spannung und Pikanz im Mund, kühl und klar, trocken, wenig Frucht (gelb), braunes Mineral. Noch unentwickelter, leicht herber Nachhall, sehr lang. Hier tickt die Säure noch mal mit viel Pikanz hoch. Aktuell schwierig einzuschätzen, der Wein ist sehr verschlossen, ich ahne hier aber Potential, einige Jahre verstecken. Vielleicht gut für 93 Punkte (G)

Die sehr feine und exakt gezeichnete Nase offenbart Nuancen von junger Mangoschale, weiße Pfirsiche und dahinter frische Kräuter. Am Gaumen ebenso elegant und nobel, aber noch gänzlich unentwickelt. Trockene Stilistik.  Die Frucht, Säure und die Mineralik stehen noch nebeneinander und so bricht der Wein etwas zusammen und wirkt wenig harmonisch. Das wird sich aber sicherlich noch finden. 90 – 91 Punkte (R)


2009 Weingut Schäfer-Fröhlich Felsenberg Schlossböckelheim

Vegetabil-kräutrige Nase mit Lauch und etwas Zwiebeln. Verhaltene Spontinote und komplett fruchtfrei. Eigenwillig. Auch im Antrunk fruchtfrei, dafür um so mehr Küchenkräuter und grasige Noten. Dann zeigen sich im Hintergrund zaghaft ein paar wenige Steinfrüchte. Die dunkelrauchige Mineralik hat Kraft und Finesse und zieht sich über den gesamten mittellangen Abgang durch. Die Säure ist recht kräftig. Der Wein ist noch gänzlich unentwickelt, am guten Potential habe ich aber keine Zweifel. Heute bereits 88+ Punkte (R).

2009 Prinz zu Salm-Dalberg´sches Weingut Roxheimer Berg

In der Nase Anklänge an Sauvignon-Blanc, Stachelbeerblatt. Eine gelbe Frucht, die etwas verwaschen und leicht dumpf erscheint. Im Antrunk leicht mineralische Noten, wieder gelbes Kern- und Steinobst. Wenig Tiefe. In der zweiten Hälfte überlagert der präsente Alkohol die Frucht. Der Wein endet lang, leider wird die Frucht durch einen alkoholisch-medizinalen Eindruck überlagert. 83 Punkte (G)

2009 Prinz zu Salm-Dalberg´sches Weingut Wallhausen Johannisberg

Eine rauchige und kreidige Nase, in der Zitrusnoten und steinige Elemente vorscheinen. Im Antrunk süßlicher Körper, gelbe Birne, Zitrusnoten. Weiche Säurestruktur. Fällt am Gaumen deutlich ab, lässt hier vor allem Struktur vermissen. Mittellanger Nachhall. Die Punkte bekommt er nsbesondere wegen der überzeugenden Nase , mit offener Prognose zur weiteren Entwicklung. 85 Punkte (G)

2009 Schlossgut Diel Dorsheimer Burgberg

In der Nase eine satte Cassisfrucht, hochreife Aprikose, unentwickelte Tiefe. Im Mund mit straffem, säurebetonten Antrunk, viel dunkles Mineral. Auch ein karamelliger Touch. Reifer Stil. Wieder Cassisfrucht. Mittellanger Nachhall. 88 Punkte (G)

2009 Schlossgut Diel Dorsheimer Pittermännchen

Feiner und schlanker als der Burgberg, wieder dunkle Beeren und ein saftiger Pfirsichton in der Nase; sehr ansprechend und ausgeglichen. Im Mund noch jugendlich, weicher Mundeindruck, wird in der Mitte strukturiert füllig, wenngleich noch jugendlich verschwommen; verschlankt sich dann aber zum Gaumen und entwickelt hier durch Säure und Mineral einen Spannungsbogen. Mittellanger Nachhall, wirkt aber auch hier noch undefiniert. 89-90+ Punkte (G)

Pfalz

2009 Weingut Reichsrat von Buhl Forster Ungeheuer

Leichte Spontinase, warme, gelbe Frucht. Gelbfruchtig auch im Mund, Ananas, milde Orange, saftig, zum Gaumen hin wird die Säure etwas eckig und vorstehend, nicht ganz trocken; bricht etwas früh ab, zieht seine Frucht nicht durch bis in den Nachhall. Dort endet der Wein mittellang, eher mineralisch als gelbfruchtig. 88 Punkte (G)

2009 Weingut Reichsrat von Buhl Forster Kirchenstück

Kernobst, vorallem rotbackiger Apfel, klar und verspielt. Die Nase deutet Tiefe an. Saftige, nicht ganz trockene Frucht im Mund, Kernobst, wirkt vom Ansatz her elegant, weiche Säure, bis zum Gaumen durchgezeichnetes Mineral, sehr ruhige, getragene Art. 90-91 Punkte (G)

2009 Weingut Bürklin-Wolf Ruppertsberger Gaisböhl

Scharf in der Nase, milchige Töne, eigenartig käsig-würzig, Eisbonbon; im Mund sehr unruhig und geblockt. Fehltöne. Zu frisch abgefüllt, ein Fehler beim Abfüllen, ein Flaschenfehler? Auf jeden Fall fehlerhaft. Keine Bewertung (T)

2009 Weingut Bürklin-Wolf Forster Ungeheuer

In der Nase eine gelbe, sehr reife Frucht, ein feiner Erdnusston. Saftig-süße, säurefrische Orange. Animierender, von gelber Frucht getragener Antrunk. Harmonische Säure, ansprechende Fülle, auch etwas alkoholstark. Gleicht das aber durch saftige Pikanz im Nachhall wieder aus, hat viel Substanz. Wirkt insgesamt etwas eleganter als das von Buhl’sche Ungeheuer. 91 Punkte (G)

2009 Weingut Bürklin-Wolf Deidesheimer Kalkofen

In der Nase tropische Noten, rotes und gelbes Kernobst, leider auch ein Touch nasaler Alkohol. Im Mund süßlich, etwas zur Breite neigend, warmer Stil. Wartet dennoch mit einer gewissen Spannung auf, wieder Kernobst, zieht die Frucht auch in den langen, braunmineralischen Nachhall, leider aber auch hier wieder alkoholische Eindrücke. Schwierig zu verkosten und zu bewerten. Nachprobieren. Aktuell 88-89 Punkte (G)

2009 Weingut Bürklin-Wolf Forster Pechstein

In der Nase merkliche Spontitöne, braunes Mineral. Feine Orangenfrucht. Im Antrunk saftige Zitrus-Orangenfrucht, viel jugendliches, braunes und mit leichter Cremigkeit aufwartendes Mineral, feiner Gerbstoff, schon sehr zugänglich, alkoholstark, aber gerade noch in der Balance. Langer, mineralisch durchgezeichneter Nachhall. 90-91 Punkte (G)

2009 Weingut Bürklin-Wolf Forster Kirchenstück

Eine fein durchgezeichnete Nase hat das Kirchenstück, Kernobst, leichte Orangentöne, sehr reintönig. Auch im Mund gefällt das. Recht tiefe, elegante Apfel-Orangenfrucht im Mund, nimmt hier Konturen an, leicht erdnussiges Mineral, fein gezeichnet, aber nachhaltig, eine fein gezeichnete, durchgehend präsente Säure. Schönes Fruchtspiel. Kraftvoller Alkohol im letzten Drittel, er passt aber noch. Sehr langer Nachhall. Lässt jetzt schon erkennen, wie gut er sich mit voller Trinkreife zeigen wird. Insgesamt (trotz seiner Kraft) mit elegantem Stil. 93-94 Punkte (G)

2009 Weingut Ökonomierat Rebholz Siebeldingen Im Sonnenschein „Ganzhorn“

Kühle Zitrustöne in der schlanken, aber substantiellen Nase. Saftige Zitrustöne auch im Mund, gradlinig, feines Mineral, durchgezeichnet. Die Säure steht am Gaumen etwas spitz vor. Deutlich mittellanger Nachhall. Zu jugendlich. Könnte mit Reife noch merklich zulegen, derzeit 88-89+ Punkte (G)

2009 Weingut Ökonomierat Rebholz Birkweiler Kastanienbusch

Wenig Primärfrucht in der Nase, brotig, feinwürzige Apfeltöne. Kühle andeutend. Im Mund roter Apfel, saftig-süßlich, vollmundig. Die Säure hat Pikanz, ansprechendes Frucht-Säurespiel. Im Nachhall schlanker, leichte Herbe, hat Länge. Animiert sehr, trotz seiner Jugend. Kandidat für 92-93 Punkte (G)

2009 Weingut Christmann Gimmeldinger Mandelgarten

Hochreife Frucht, leicht lackige Uhu-Töne, gelber Apfel, reifer Stil. Hochreife, extraktreiche Gelbfrucht auch im Mund, schmelzig-süßlich, alkoholstark. Neigt zur Breite. Am Gaumen kräftige Säure, deutlich mittellang, noch unentwickelt. Ein unentwickelter, fast schon zu kraftvoller Bolide. Muss man in einigen Jahren nachprobieren. Ich bin mir nicht sicher, ob das ausgezeichnet wird (die Säure gibt mir aber Anlass zur Hoffnung). Aktuell 88-89 Punkte (G)

In der Nase würzig mit trockenem Gras und Kräutern, leicht malzig-mineralische Anklänge; im Mund viel Kräuter, Tabak, jetzt auch Cassisbeeren und -blätter, leicht herb, auch wieder schöne Kräuterwürze, angenehm trockener Stil. Hat Saft, viel Kraft, Struktur, Potenzial. Fällt erfreulich raus aus der opulenten süßen 2009-Stilistik. Hat aber auch ordentlich Alkohol. 90-91 Punkte (T)

2009 Weingut Christmann Königsbacher Idig

Ein großer Korb roter Apfel, feine Orangentöne. Tief. Im Mund noch leicht hefig, deutet aber auch hier Tiefe an. Saftige Apfelfrucht, nicht ganz trocken. Viel harmonische Substanz. Ob die Säure zum Problemkind oder zum Star des Weines wird – das wird erst seine Reife zeigen können: sie ist ultrafein gezeichnet, ganz ruhig zieht sie wie eine Ader durch die Frucht. Langer Nachhall, in dem sich auch der Alkohol leise zu Wort meldet. Wenn sich die Säure mit Reife behaupten kann und der Alkohol nicht dominanter wird, 93-94 Punkte (G)

Auch hier in der Nase reife Äpfel, Blutorangenschale, würzige Kräuter, trockenes Gras, herausströmende Mineralität; im Mund dann Mineralität pur, sehr tief, Steine lutschen, fruchtig-herbe Nuancen von Cassisblättern, Orangenschalen, die Mineralität ist sehr stark, wirkt fast scharf, enorm druckvoll. Der Wein steht unter Spannung. Die Säure bietet ein enormes Fundament, ohne Dominanz zu entwickeln. Riesenpotenzial! 93-94 Punkte (T)

Rheingau

2009 Weingut Künstler Hochheimer Hölle „Sommerheil“

Elegante Nase, eine brave, feine Pfirsichfrucht, auch roter Apfel. Im Mund ruhiger Stil, wieder Apfel und Pfirsich, harmonisch und ausgeglichen, die Säure ist präsent, aber gut eingebunden, zum Gaumen hin etwas Gerbstoff zeigend; die Mineralität ist noch wenig präsent, der Wein wirkt fast zu brav für die Hölle. Unentwickelter Nachhall, mittellang, noch leicht rauh. Wirkt so zuverlässig wie ein VW-Golf, hat aber aktuell auch dessen unspektakuläres Design. Ich sehe aber nicht, dass das noch ein GTI wird, derzeit solide 89-90 Punkte (G)

2009 Weingut Kloster Eberbach Erbacher Marcobrunn

In der Nase kandierte Zitrusfrucht, leicht tropische Anklänge, ein leichter Lackton. Deutet Zitruscreme an. Im Mund süßlich-breit, eine hochreife, nicht ganz klare Zitrusfrucht, etwas Butterkeks. Auch am Gaumen eher diffus, dazu ein schärfender Alkoholton mit einer Tendenz zum Bitteren. Hat kaum Spiel. 82-83 Punkte (G)

2009 Weingut Robert Weil Kiedricher Gräfenberg

Üppige Nase, Orangentöne, dunkle Beeren. Recht tief und ausladend. Im Mund jugendlich, spannungsgeladen, etwas exotische Frucht, dunkle Beeren, hohe Mineralität, dichter, mundfüllender Körper. Kraftvolle Säure. Sehr, sehr langer Nachhall, geprägt von Mineralik und jugendlicher Pikanz. Der Wein ist noch erkennbar im Aufruhr, verschießt aber ein ganzes Feuerwerk an sensorischen Eindrücken, es knallt im Mund – dies aber ohne Vordergründigkeit. Ich glaube deshalb nicht, dass das nur ein Blender ist – das muss reifen und wird sich finden. Vermutetes Potenzial für 93-94 Punkte (G)

Rheinhessen

2009 Weingut Gunderloch Niersteiner Pettenthal

Brotige Nase (erinnert an scharf gebackene Brotkruste), Pfirsich, deutet dunkes Mineral an; im Mund saftiger Pfirsich, exotische Anklänge in Richtung Maracuja, auch dunkle Beeren, hat Spiel. Entwickelt zum Gaumen hin einen feinen Schmelz; reife, präsente Säure. Langer, mineralischer Nachhall. Schöne, animierende und harmonische Substanz. 92 Punkte (G)

2009 Weingut Kühling-Gillot Niersteiner Ölberg

Eine Cremigkeit andeutende, hochreife und extraktschwere Gelbfrucht, dazu etwas Kräuter. Zunächst cremig und extraktreich im Antrunk, schwerer Stil. Hochreife Gelbfrucht, baut auf den Extrakt, es fehlt aber ein „Leichte gebendes“ Fruchtspiel. Wirkt recht trocken. Kippt dann von den Fruchteindrücken wie ein Wasserfall in einen mineralischen, dunklen Abgrund, der die Frucht nahezu gänzlich überlagert, entwickelt hier auch leicht schärfende Eindrücke. Uncharmant. Wärmend zum Gaumen, hält aber die alkoholische Balance ohne geschmackliche Beeinträchtigung. Mittellanger, aktuell nur von der Mineralik geprägter Nachhall. Aktuell recht spaßfrei, der Jugend geschuldet, länger liegenlassen, dann erneut probieren. Derzeit 87-88 Punkte (G)

Hier geht mir die Höflichkeit von Guido dann doch zu weit. Der Wein wankt wie ein angeschlagner Boxer vor lauter Überextraktion. Zäh wie Mandarinenlikör schleppt sich der Wein bis zum Abgang, alkoholstark, mit Bittertönen und ohne jegliches Spiel. Das hat für mich mit Riesling nichts mehr zu tun. Zeigt eher eine Stilistik eines Burgunders an, der dann aber bitteschön ins Holzfass gehört. Bei besten Willen nicht mehr als 83 Punkte (R).

2009 Weingut Kühling-Gillot Niersteiner Pettenthal

Kräftiger Spontiton, kaum Primärfrucht. Nasaler Alkohol, wärmend. Im Mund mächtige Struktur, üppiger Körper, eine süßlich-ölige Gelbfrucht, die Säure hat es nicht einfach, dagegen zu halten; weiches Mundgefühl, zum Kauen, wieder kaum eine (durchaus vorhandene) Frucht festlegbar, dunkle Brotkruste, herbe Kräuter, mineralisch. Warm. Kleidet den Mundraum voll aus. Auch der Nachhall ist lang und dicht. Und leider alkoholstark. Gefiel mir als Jungwein 2008 besser: wieder hat der Wein die Figur eines Schwergewichtsringers (um das Bild vom letzten Jahr noch mal zu bemühen), diesmal aber fehlt mir die erkennbare Beweglichkeit, die der 2008er noch hatte. Was mir etwas Sorge bereitet, ist der Alkohol, der steht mir auch im Nachhall aktuell zu präsent. Je nachdem, wie das sich in 5-7 Jahren einpegelt, auch die denkbare Punkte-Range, ich halte beide für möglich: 88-93 Punkte (G)

2009 Weingut Battenfeld-Spanier Hohen-Sülzen Kirchenstück

Eine mineralische Nase, in der auch Zitronentöne vorherrschen, dazu Kamille und ein leichter Sponti-Touch. Jugendlich und noch unentwickelt. Im Mund zeigt sich der Wein recht schlank, er hat eine noch recht verschlossene Zitrusfrucht, flankiert von kraftvollem Mineral. Gänzlich trockener Stil. Im Verlauf macht der Wein auf, wird etwas fülliger, entwickelt ein noch strenges Spiel von Zitrusfrucht und Mineralkern. Kraftvolle Säurestruktur. Karger Stil, aber schlüssig und gekonnt umgesetzt. Könnte mit mehr Reife spannend werden. Weiteres Potenzial, aktuell 90 Punkte (G)

2009 Weingut Wittmann Westhofener Aulerde

Gelbe Steinfrucht, feine Mandarinentöne, weniger tief als der Morstein. Diese Fruchtkombination auch im Mund, wirkt schon recht beieinander, dazu viel herbes, steiniges Mineral; leichte Fruchtsüße, die durch die kraftvolle Säure nicht aufdringlich wird. Langer, saftiger Nachhall, in dem mineralische Töne stehen bleiben. Leider im Nachhall ein wenig alkoholstark. 89 Punkte (G)

2009 Weingut Wittmann Westhofener Kirchspiel

In der Nase heftig, Schalen von Zitrusfrüchten ohne Ende; eine starke, etwas scharfe Mineralität; die intensive gelbfleischige Frucht ist aufspürbar, aber tief verborgen unter herben, scharfen Noten; im Mund geht das so weiter, sehr konzentriert mit Aromen von Zitrusschalen; eine starke, grobkörnige, kristallin wirkende Säure; dazu ein unerhört dichtes Fruchtextrakt. Tiefer als die Aulerde, aber viel schärfer, kantiger, unruhiger als das verspielte Kirchspiel von Keller, scheint wie eine Art Gegenenwturf dazu. Trotzdem viel von allem und tolle Anlagen, aktuell geradzu ungenießbar, aber wenn das mal ruhiger udn dabeo harmonischer wird, kann es richtig schön werden. Daher schwierig zu bewerten. 92-93+ Punkte (G)

2009 Weingut Wittmann Westhofener Morstein

Ruhige Nase, deutet Tiefe an, kühler und klarer Stil. Im Mund saftig, Steinfrucht, ätherisch, hat Struktur, dann abrupt Süße zeigend. Und Karamellnoten. Kompakter Körper. Am Gaumen wieder sehr süßliche Steinfrucht, merklich alkoholstark, herb-mineralische Noten. Sehr lang. Gefiel mir in 2008 besser – (aktuell) kein Vergleich in Sachen Komplexität und (vor allem) Länge. Der Alkohol stört mich heuer auch einen Tick mehr als beim 2008er. Liegen lassen und das Beste hoffen. Sehr gute Anlagen sind bei diesem Wein vorhanden, ich denke, er hat auch Potential für 92 Punkte – ich wäre überrascht, wenn es mehr im Alter werden sollten. Aber ich lasse mich gerne überraschen. Potential bis 92 Punkte (G)

Opulente Nase nach Dosenpfirsich, wirkt sehr süß und leicht alkoholisch. Am Gaumen unheimlich extraktdicht, sehr saftig mit guter Struktur. Bereits sehr reife eingemachte Pfirsichfrucht, Dosenmandarinen, cremige Mineralik, sehr gefällig, aber auch ein wenig schwerfällig. Die übermäßig Süße nimmt dem Wein kontur und strahlkraft. Der 2008er war um Längen besser. Guter Abgang mit viel Kraft (Alkohol!) und einer gewissen Komplexität. Etwas enttäuscht notiere ich 88 Punkte (R).

2009 Weingut Wittmann Westhofener Brunnenhäuschen

Zeigt eine ähnliche Stilistik wie der Morstein, aber besitzt deutlich mehr Spiel und Eleganz. Hauch hier in der Nase wie im Mund ein Hang zu (zuviel) Opulenz. Merklich Restsüße, bleibt aber noch in der Spur. Klar gezeichnete Aprikosen und Pfirsiche, dahinter tropische Anklägen, tiefe kreidige Mineralik. Am Gaumen sehr präsent, großes Nachhaltigkeit, hat Kraft und Eleganz zugleich. Feine, überaus verspielte Mineralik. Sehr langer Nachhall. 91+ Punkte (R)

2009 Weingut Wittmann Alte Reben „La Borne“ Trocken, Versteigerungswein

Sehr feine verspielte Nase mit leichten Lacknoten und vielschichtigen floralen Anklängen. Dahinter Cassis und eine kreidige Mineralik. Ausgefallen, aber sehr interessant. Am Gaumen erfrischend schlank (nach all den opulenten Fruchtbrummen von Wittmann zuvor). Große Tiefe und Nachhaltigkeit, trockene Stilistik mit viel Extraktsüße, frische, knackige Säure, die bestens eingebunden ist. Komplexes Frucht- und Blumenspiel. Sehr langer, vielschichtiger Abgang. Mit Abstand bester Wein von Wittmann in 2009. 93+ Punkte (R)

2009 Weingut Keller Westhofener Kirchspiel

Schon in der Nase gelbe und orange Früchte, durchzogen von leichten Kräutern und einer kühlen mineralischen Brise, leise und harmonisch, nahezu wiedererkennbares Bukett; im Mund cremig und konzentrierte, dabei frische Früchte, Pfirsiche, Orangen, Mandarinen, etwas trockenes Gras. Die Säure ist feingezeichnet, der Wein ist schon jetzt ein Genuss. Delikat und über jegliches 2009-Problem erhaben. 92-93 Punkte (T)

Mittelrhein

2009 Weingut Toni Jost Hahnenhof Bacharacher Hahn

In der Nase komplett verschlossen; im Mund dann vor allem Lösungsmittel und Karamell. Gelbe Früchte, rassige Säure, entwickelt auch Druck, scheint aber bitter, völlig geblockt und bricht jäh ab. Unstimmig und unharmonisch. Wie ein Wein, der mit allen Mitteln trocken gemacht werden musste. Potenzial ist fraglich. 83-84 Punkte (T)

Württemberg

2009 Weingut Schnaitmann Uhlbacher Götzenberg
Dunkle Beeren, geschnittenes Gras. Sauvignon Blanc-artig. Im Mund ein herbwürziger, leicht erdiger Eindruck, der die süßlich Frucht überlagert. Mittlerer Körper. Jugendlich, etwas unruhiger Nachhall mit süßlich-würzigen Tönen, knapp mittellang. 84 Punkte (G)

Franken

2009 Weingut Rudolf Fürst Riesling R Centgrafenberg
In der Nase Schwefel, kühl wirkend, dunkle Beeren; dunkle Beeren auch im Mund, sehr trocken und würzig. Straffer Stil. Etwas Gerbstoffe, apfelkernig. Mit feiner Säure-Pikanz am Gaumen, mittellanger würziger Nachhall. Kein Charmeur, sondern sehr ansprechend gradlinig. Unentwickelt. Potenzial! 89+ Punkte (G)

Das Fazit

2009 scheint ein Jahrgang zu sein, in dem jeder seinen bevorzugten Wein-Stil finden kann: die Puristen (sie müssen allerdings viel genauer hinsehen als in 2008) und auch solche Weinliebhaber, die die vollmundigen, extraktreichen (und teilweise sehr alkoholstarken) Geschosse mögen.

Es macht den Eindruck, dass die Zucker- und Alkoholwerte einiger Weine wirklich sehr an der weingesetzlich erlaubten Grenze angesiedelt sind – 2009 war ein mit perfekter Reife versehener Jahrgang, diese Behauptung kann ich inzwischen jedenfalls gut nachvollziehen. Dass dies jedem Wein gut getan hat – nun, da bestehen Zweifel. Vielleicht war aber auch manch Winzer vor die Frage gestellt: lieber etwas mehr Restzucker, dafür nicht (noch) mehr Alkohol?!

Die Säure erscheint insgesamt zugänglicher als in 2008, sie dürfte aber mit genügenden Werten vorhanden sein und nicht zum „Problem“ der Mehrzahl der Weine werden – die Säure hat es in manchen Weinen halt nur nicht einfach, den Restzucker zu puffern, so der gelegentliche Eindruck. Umso sorgfältiger sollte man als Konsument, bevor in diesem Jahr seine Order trifft, seinen eigenen Geschmack im Sinne eines „welchen Stil mag ich eigentlich bevorzugt?“ hinterfragen, um persönliche Enttäuschungen zu verhindern.

Nach den bisherigen Eindrücken kann man bei aller Vorsicht sicherlich von einem sehr guten Jahrgang sprechen – aber damit ist es dann aber auch getan.

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