Riesling Große Gewächse 2014 – Nachverkostungen

Riesling Große Gewächse 2014 – Nachverkostungen

In den letzten Wochen haben wir nochmals einige Große Riesling-Gewächse aus 2014 nachverkostet. Die Verkostung fand offen in unserem Blog-Team statt. Mit diesem Beitrag schließen wir die Primeurverkostungen des Jahrganges 2014 ab. Alle Beschreibungen finden sich auch in unseren ausführlichen Artikeln zu den jeweiligen Anbaugebieten. Unter dem nachfolgenden Link gibt es die gesamten Notizen (50 Seiten!) auch als PDF zum Herunterladen.

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Weingut Georg Breuer, Rheingau

Wie jedes Jahr hat uns Theresa Breuer freundlicherweise Fassabzüge von den aktuellen Großen Gewächsen zugesandt. Wir wissen dies sehr zu schätzen, da wir das Risiko kennen, derartige Weine so jung zur Verkostung freizugeben. Die Machart des Weinguts lassen die Weine im jungen Stadium zuweilen spröde und unharmonisch erscheinen. Die Weine benötigen in der Regel eine Dekade der Reife. An unserer Beschreibung und Bewertung ändert dieser Umstand freilich nichts, wir kennen jedoch die letzten 20 Jahrgänge des Weinguts recht gut und wissen um das bemerkenswerte Entwicklungspotenzial dieser Rieslinge.

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Was wir dieses Jahr jedoch ins Glas bekamen, war bereits im Jungweinstadium schlichtweg großartig. Noch nie zeigten bei Breuer die Weine eines aktuellen Jahrganges eine derartige Tiefe und Komplexität wie der Jahrgang 2014. Alle drei Gewächse sind vollkommen überzeugend, wobei der Nonnenberg wohl eher im halbtrockenen Bereich steht, was aber kein Nachteil sein muss. Der Roseneck wird wie sein Vorgänger erst drei Jahre nach Abfüllung ausgeliefert.

2014 Rüdesheim Rottland  │  2024 – 2040  │  95+
2014 Rüdesheim Schlosseberg  │  2024 – 2040  │ 96+
2014 Rauenthal Nonnenberg  │  2024 -2035  │  92-93+

Ein grandioses Bukett finden wir im Rüdesheimer Rottland dank einer sehr komplexen Aromatik. Limettenblätter, unreife Steinfrüchte, feine holzwürzige Nuancen, feuchte Kieselsteine, etwas Bügeltuch, absolut durchscheinend und klar wir ein Gebirgsbach, höchste Rieslingkunst. Am Gaumen nicht sonderlich dicht, dadurch tänzelnd und animierend zu trinken, rote Beeren, Wachholder, kalte Cola, unglaublich animierend und saftig, die Säure zieht konsequent unaufgeregt über den Gaumen, ungemein nachhaltig, große Länge. Ein großer Riesling aus dem Rottland.

Ebenso umwerfend ist auch das Bukett beim Rüdesheimer Schlossberg mit seinem Korb voll angetrockneter Früchte, teilweise kandiert, kalte Cola, nussige Noten, grünes Olivenöl, duftig, im Hintergrund Schiefernoten, sehr komplex, insgesamt ein glockenklares und grandioses Bukett. Am Gaumen etwas dichter gepackt, grandioses Säurespiel, sehr fordernd, salzig-tabakige Mineralität, regt ungemein den Speichelfluss an, die Frucht noch gänzlich unentwickelt, scheue Anklänge von Steinfrüchten, rote Beeren, ungemein nachhaltig, ein kaum endender Nachhall. So gut haben wir den Schlossberg in der Primeurverkostung noch nie erlebt. Für uns eindeutig ein großer Riesling.

Ein vielschichtiges Bukett finden wir im Rauenthaler Nonnenberg mit jeder Menge Pampelmuse, Wachs, leicht kandierten Apfelfrüchten, glockenklarer Aromatik. Am Gaumen von mittlerer Dichte, die Restsüße steht spürbar höher, wird aber perfekt von der Säure gepuffert, auch hier finden wir einen hervorragend komponierten Riesling, der im Mund ob seiner Jugend etwas geblockt wirkt, die Süße will uns verführen, lenkt uns von dem Extrakt ab, agiles Säurespiel, festes, steiniges mineralisches Fundament, sehr langer, säurebetonter Nachhall.

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Weingut Barth Hattenheim Hassel, Rheingau

2014 Hattenheim Hassel │  2020 -2025  │  90-91+

Der Hattenheimer Hassel präsentiert ein von Barth mittlerweile gewohntes klarfruchtiges Bukett, etwas rote Beeren, Kalkstein, feine Würze, rotwangige Apfelfrucht, fein und beweglich. Am Gaumen kein dichter Wein, viel mehr filigran, zeigt aber durchaus eine vollkommen hinreichende Extraktdichte, dadurch finden wir im Auftakt eine sehr bewegliche Fruchtaromatik, umwölkt von einer steinwürzigen Mineralität, der Wein hält eine feine Spannung im Verlauf, die Säure ist pikant, im weiteren Verlauf gewinnt die Mineralität aus Ausdruckskraft, heute zieht die Säure den Wein hinten heraus etwas zusammen und lässt den ohnehin schlanken Wein noch schlanker wirken, durchaus sehr guter Nachhall.

Weingut Gunderloch, Rheinhessen

2014 Nierstein Hipping │  2022 – 2027  │  91+

In Wiesbaden hatte ich vom Niersteiner Hipping eine schlechte Flasche erwischt. Freundlicherweise stellte uns das Weingut eine Ersatzflasche zur Nachverkostung zur Verfügung. Das Bukett noch leicht von der Gärhefe beeinflusst, im besten Sinne klassischer Rieslingduft nach Stein- und Kernfrüchten, von dem üblichen tropischen Fruchteinschlag ist nicht viel zu merken, eher ein Einschlag, der an Cassis erinnert, deutlich mineralischer Hintergrund. Auch der Hipping ist am Gaumen deutlich schlanker als in den Vorjahren, saftiger Auftakt mit zitronigen Anklängen, dazu kräutrige Aromen, weiter hinten tauchen auch am Gaumen noch Cassis-Noten auf, die Säure zeigt ein forderndes Spiel, sie interagiert jedoch ansprechend mit der Frucht, gute Dichte, noch sehr verschlossen, heute etwas streng wirkend, zeigt gewisse Tiefe, guter Nachhall. Muss reifen, gutes Entwicklungspotenzial.

Weingut St. Antony, Rheinhessen

2014 Nierstein Zehnmorgen  │  2022 – 2030  │89-90+

Der Niersteiner Zehnmorgen wurde nicht in Wiesbaden präsentiert. Das Weingut hat uns freundlicherweise den Wein zur nachträglichen Verkostung zur Verfügung gestellt. Wie bei allen anderen Weinen finde ich auch hier eine deutlich von neuem Holz geprägte Nase, würzig-vegetabile Aromtik mit herben Einschlag, die Frucht noch sehr zurückgezogen, nur eine Ahnung der kommenden tropischen Noten, mineralische Anklänge. Am Gaumen zeigt der Wein etwas mehr von seinen Möglichkeiten an, er hat eine mittlere Dichte, gefällt mit einem saftigen Auftakt nach tropischen Zitrusfrüchten und gelben Früchten, wenig sensorische Süße, die dazu heute auch noch teilweise vom Fassausbau kommt, die Säure mit agilem Spiel, durchaus fordernd, aber gut mit der Frucht verwoben, durchaus nachhaltiger Eindruck mit festem, steinwürzigem, mineralischem Fundament, guter bis sehr guter Nachhall. Muss reifen, gutes Entwicklungspotenzial.

Weingut Keller, Rheinhessen

2014 G-Max  │  2025 – 2044  │  98+
2014 Nierstein Hipping H.M.  │  2022 – 2039  │  93-94+

Der G-Max unterscheidet sich deutlich wahrnehmbar von den anderen Großen Gewächsen. Sein Bukett sehr ruhig, nahezu leise und trotzdem tief. Zunächst fällt mir hochreines grünes Olivenöl auf, darin schwimmen jugendliche Zitrusfrüchte, auch Kapern, frisch geschnittene Gräser, erhitzter Stein und ein wenig verbranntes Bügeltuch, kristallklar, fortlaufend neue Facetten anzeigend. Am Gaumen hochfein, von hinreichender Dichte, ein eher filigraner Riesling, auch im Mund treten Aromen von grünem Olivenöl auf, scheue, hochfeine Steinfrüchte, eine Ahnung von Zitrusfrüchten, zart cremiges Mundgefühl, daneben eine feste, steinige Mineralität, ungemein fest wirkend, keine Restsüße wahrzunehmen, auf allem liegt ein kühlender Tau, selbst die Säure ist noch gezähmt, bei der ganzen Vitalität und dem Aromaspektrum kommt mir dieser Riesling im Verlauf immer kühler vor, nahezu unnahbar, selten habe ich eine derartig glockenklare und verwirrende Aromatik im Mund wahrgenommen, ein kühler dunkler Monolith gleitet über meinen Gaumen, bei aller Feinheit und Gelassenheit unter höchster Spannung, die selbst im langen Nachhall nie an Energie verliert. Hier erhält man eine Ahnung, wozu Riesling in der Lage ist. Ein Meisterwerk bei nur 12,6 % Vol. und knapp 3 g/RZ.

Der Niersteiner Hipping duftet sehr typisch intensiv nach Kalkstein und gar ein wenig Schiefer, dazu jugendliche gelbe und tropische Früchte, dahinter grüne Apfelschalen und Anklänge von Keks, alles ist noch ein wenig von Gäraromen gezeichnet, sehr gewogen, charmanter Charakter. Am Gaumen kommt der Wein auf einem überraschend schlanken Fuß daher, was ihn bei der deutlich vorhandenen Restsüße und dem cremigen Mundgefühl sehr lebendig hält. Der Wein ist mit 12g/l Restzucker im feinherben Bereich, und das schmeckt man ihm auch an, er behält aber trotzdem eine tänzelnde Stilistik bei, die Säure spielt lebendig auf, festes mineralisches Fundament, Kalkstein und etwas weißer Rauch, sehr nachhaltig mit langem Finish.