Weihnachtstasting 2012 am Chiemsee
Jedes Jahr im Dezember treffen sich um die 15 Winefreaks in Frasdorf in dem herrlichen Probenraum der Ungers, die heute sicherlich eine Kapazität in Sachen Bordeaux, Kalifornien und vielem mehr sind. Für mich war es die Premiere und so ließ ich mich einfach überraschen. Insgeheim hoffte ich natürlich auf meinen persönlichen ersten 100-Punkte-Wein. 100 Punkte war auf alle Fälle der Service der Ungers. Flott und bequem wurde man vom Flughafen nach Frasdorf kutschiert, das Hotel passt zum Ort, die Weißwurst, meine ersten nach 20 Jahren, war schmackhaft und die Küche sowie der Service während des Tastings auf ausgezeichnetem Niveau. Alle Bewertungen habe ich spontan notiert und auch nach dem Aufdecken nicht mehr verändert. Die Weine kamen in 3er- bzw. 4er-Flights blind auf den Tisch. Der Gastgeber geizte mit Hinweisen und so lagen wir eigentlich fortlaufend daneben. Blindtrinken macht eben demütig.
Los ging es mit zwei Weißweinflights, allesamt Chardonnays aus Kalifornien, ein Steckenpferd der Ungers. Es hätte uns Schlimmer treffen können.
Erster 3er-Flight sollte eigentlich Kistlers Chardonnays aus 1993 gewidmet sein. Das traf aber nur auf die beiden Letzten zu, der erste Wein, der Dutton Ranch aus dem Russian River Valley kam aus 1995. Der zeigt eine intensive Holzwürze in der Nase mit ein wenig aufdringlicher Note nach Butterscotch, eingelegten Birnen-Spalten, Vanille. Am Gaumen für mich überraschend fokussiert, feine Süße, Apfelputzen, erneut Birne, nussige Anklänge, feine, aber feste Säure, guter Verlauf, mittlere Tiefe und Nachhall, insgesamt recht stimmig 91/100. Deutlich jünger, aber auch unfertiger wirkte der zwei Jahre ältere 1993 Durell Vineyard, das Holz steht noch etwas im Vordergrund, in der Nase sowie am Gaumen, dahi
nter aber eine feste Struktur, viel saftige Chardonnay-Frucht, tropischer Einschlag, milde, aber lebhafte Säurestuktur, vielleicht etwas mächtig und zu reichhaltig, gutes Finish, hat wohl noch Potential 90+/100. Am besten gefiel mir der 1993er Kistler Vineyard aus dem Sonoma Valley, erneut viel Holz, aber auch Frucht, erinnert an Pflaumen, reifen Birnen, reifen, kandierten Äpfeln, am Gaumen Créme Brulée, nussige Anklänge, kandierte Zitrusfrüchte, dadurch die nötige Frische, erneut eine reife, aber präsente Säure, gute Balance, im weiteren Verlauf ätherische Noten, gute Länge, jetzt gut zu trinken auf 93/100-Niveau. Essensgang: Carpaccio vom Angusrind mit Alba Trüffel
Der nächste Flight belegt eindrucksvoll, wie sehr das Bessere der Feind des Guten sein kann, denn mit drei Marcassin ebenfalls aus 1993 kamen nicht ausgezeichnete Chardonnays in Glas, sondern nun sind wir in der Kategorie Fine Wine angekommen. Obwohl nur wenige Punkte darüber rechtfertigen sie die enormen Preise. Selten hatte ich Chardonnay von derartiger Eleganz und Frische vor mir. Es ging los mit dem 1993er Hudson Vineyard, der uns mit seiner Anfangs scheuen Nase herausforderte, frisch aufgeschnittene Birnen, kandierte Limette, etwas Créme Brûlée, feine Blütendüfte , edle und zurückhaltende Fassaromen, geröstete Haselnüsse, sehr nobel und balanciert. Auch im Mund von großer Noblesse, alles wirkt auf den Punkt komponiert, selbst das Karamell ist animierend, der größte Unterschied zu den Kistlers lag für mich im Säurespiel, das rauschte derart feinporig auf, dass es eine helle Freude war, aber ohne jede Spitze die gelegentlich den Burgundern eigen ist. Der Wein baute immer weiter aus, bei 95/100 war mein Glas leer. Noch besser der
Lorenzo Vineyard, weil eigensinniger, der roch intensiv nach Schwarzpulver, es lag ein einmaliger Duft von Silvesterkrachern im Glas, Zitrusfrüchte sorgen für Frische, mineralisches Spiel am Gaumen, erneut die herrlich verspielte Säure, große Tiefe, enormer Ausdruck, bei perfekter Balance, kaum endend wollender Abgang 97/100. Dann kam der 1993 Gauer Vineyard Upper Barn, der in der Nase eine etwas scharfe, pefferige Aromatik hatte, die Frucht wirkt ein Hauch angeschlagen, leider bestätigt sich das auch im Mund, ein Korker, wenn gleich nur ein Hauch, was für ein Jammer, das Potential ist klar zu erkennen, man kann ihn gar noch mit Genuss trinken, aber näher beschreiben, noch bewerten will ich ihn nicht. Essensgang: Wintersalate mit lauwarmen Hummer
Danach ging es weiter mit den Rotweinen, überraschend jung und mit 3x 100 Parker Punkten. Und gleich der Erste im Flight sollte einer meiner Favoriten des Abend sein. Blöderweise ein Wein, den ist nicht mehr gibt. Denn die Weinberge vom Chateau La Clusiére gehen seit 2001 komplett in den Pavie ein. Die Parker-Wertung kann ich durchaus nachvollziehen. Er hatte ein tiefe, vielschichtige Nase nach einem Gewürzstrauß, viel dunklen Früchte, Schwarzkirsche, Orangenschalen, Backpflaume und erhitze Steine, einfach irre. Am Gaumen viel Fleisch, enorme Konzentration, likörartige Konzentration, perfekte Balance, frisches Säurespiel, Minze, Zedern und Schokolade, dekadente Süße vom Extrakt, die Tannine massiv, aber kugelrund, kaum endend wollender Abgang, nicht ganz perfekt, weil bei aller Verkleidung durch Extrakt merkt man eine Spur seine Hitze. Trotzdem unbedingt ein großer Wein 96-97/100. Tja, anschließend der nächste 100 Punkte-Wein, der 2000er Tua Rita Redigaffi ist absoluter Kult, hochgelobt, preislich im BDX Premier Cru-Bereich und ultramodern gezüchtet. Und da genau lag für mich das Problem. In der Nase eine wuchtiger Duft von hochreifen Pflaumen und Brombeeren, viel Würze von Kräutern und von Fass, noch sehr jung und ungehobelt, es juckt der Alkohol. Im Mund von überbordender
Konzentration, sehr reife dunkle Früchte schieben sich mit aller Gewalt über den Gaumen, ein faszinierendes Weinmonster, das mit seiner präsenten Säure, den noblem Tannine und Faßaromen keine Frage Klasse besitzt, aber doch eher aus dem Likörglas genossen werden will. Auf der einen Seite wirkt der Wein ob seiner Konzentration und Holzsüße noch gänzlich jung und verschlossen, auf der anderen Seite stimmen mich die überreifen Noten skeptisch was die zukünftige Entwicklung angeht, da fehlt es mir aber an Erfahrung. Der Abgang ist wirklich unglaublich, denn der Extrakt will sich überhaupt nicht mehr aus dem Gaumen lösen, aber Rücksichtslosigkeit mag ich selbst beim Wein nicht, daher eher kein Kaufreiz 91+/100. Passenderweise gab es neben dem La Clusiére nun auch den
dunklen, schokoladigen 2000er-Pavie mit herrlichem Espressoduft, viel Herzkirschen, reifen Pflaumen und Cabernet Franc-Würze. Am Gaumen von kräftigem Körper, fleischiger, voller Frucht nach Kirschen, Brombeeren und Veilchen, schön verwoben mit Graphit- Noten, noch sehr jugendlich und daher die Tannine noch trocknend und das Holz ein Spur abseits, trotzdem besitzt der Wein alles um irgendwann, in vielen Jahren, ein großer Saint-Émilion zu werden, viel Zug am Gaumen, großer Ausdruck, langer Nachhall, wenngleich verschlosse, heute „nur“ 92+/100. Essensgang: Gebratenes Filet vom Wolfsbarsch
Danach ging es schwer bergab, jedoch nur bei den Parker-Punkten, denn er vergab nur 94, 96 und 100 Punkte. Es ging los mit dem 1997er La Mondotte, der wirkte mit seiner generösen Fruchtsüße nach Pflaumen, Cassiswürze und süßlichen Holzwürze recht kalifornisch. Am Gaumen von enormer Konzentration, viel Teer, Kaffee, viel Eukalyptus, aber auch Kirschkonfitüre und Blaubeeren. Ein hochmoderner Wein von erstaunlicher Balance und langem Nachhall. Ein Glas schön, danach wird es anstrengend, was auch noch an seiner Jugend liegt. 10 Jahre weglegen 93+/100. Ein Tick schöner der Solaia auch aus 1997. Der wirkte etwas strukturierte und nuancierte, wenngleich von moderner Konzentration, aber der kleine Anteil Sangiovese gibt ihm Feinheit, ja ätherische Kühle mit. Er duftet
angenehm nach Lebkuchengewürz, minzige Anklänge, herrlich klare Kirschfrucht, viel Zug am Gaumen, lebhafte Säure, baut im Glas weiter aus, bestes Holzmanagement, langes Finish, ebenfalls noch zu jung 94+/100. Mit Abstand der beste Wein kam zum Schluss mit dem 1997er Abreu Madrona. Ein wahrlich großer kalifornischer Cabernet, der etwas Zeit im Glas brauchte
sich zu entwickeln. Roch nach hochreifen dunklen Beeren, herrlich konzentrierte Cabernet-Würze, fein durchzogen von einer Handvoll Blütenblätter, Rauch und Grillaromen und süßlicher Holzwürze. Am Gaumen gewaltige Konzentration, seidiges Mundgefühl, fliest fast wie ein Likör über den Gaumen, hat dabei aber keine Schwere, jede Menge Herzkirschen und Backplaumen, festes mineralisches Fundament, belebende Säure und ein nahezu nicht endend wollender Abgang mit einer einmaligen Fruchtsüße, auch dieser Wein noch am Anfang seiner Entwicklung 96+/100. Essensgang: Risotto mit schwarzem Trüffel
Der nächste Flight ging los mit dem 1990er Henschke Hill of Grace. Der zeigte eine animierende, komplexe Nase mit viel Cassis-Würze, Veillchen, viel erdbetonte Mineralik, Blau- und Brombeeren und kandiertem Zucker. Am Gaumen dicht von großer Konzentration, viel Pflaumen und dunkle Beeren, herrliche Extraktsüße, plus Süße vom Fass, viel Schokolade, Blüten und feste Tanninstruktur, die sich wunderbar reif zeigt und dem Weine eine große Struktur verleiht, große Tiefe und Ausgewogenheit, mit sehr langem und fruchtigen Nachhall, großer Wein 96-97/100. Dann ging für mich mit dem raren und ultrateuren 1990er Chambertin von der Domaine A. Rousseau Pére et Fils ein
Weinwunsch in Erfüllung. Das ist Spätburgunder von einem anderen Stern und eine gänzlich neue Verkostungserfahrung für mich. Eine irre komplexe Nase, Anfangs ein intensiver Duft nach herzhaftem Sauerkraut mit geröstetem Schinkenspeck , ich weiß, Sauerkraut ist eigentlich ein Weinfehler, aber hier roch es herrlich, seriös beschrieben, ein Mix aus zahlreifen Kräutern, feinstem Sattelleder, Speck, dunklen Früchten, Kirschkonfit, etwas Kümmel und Lakritz, die Nase wandelt sich ständig. Am Gaumen von gewaltiger Konzentration und trotzdem endlich ein armotisch eleganter und tiefsinniger Wein mitsamt großer Seele. Die Säure und die Frucht schweben in perfekter Balance, mineralische Anklänge, höchster Ausdruck über den gesamten Verlauf, jeder Tropfen explodiert im Mund und die Aromatik ist derart distinguiert, dass ich es nie vergessen werden 98/100. Danach tat sich der ebenfalls große Harlan Estate aus 1990 schwer, der roch nach Marzipan und saftigen Sauerkirschen, eher eine feine, fast scheue Nase mit schöner Balance und mineralischen Anklängen. Im Mund konzentriert, glockenklare,
herrlich süße Kirschfrüchte, viel Cassis, erneut Marzipan, aber auch Zedernholz, Leder und Fleisch, wirkt wie ein Bordeaux vom linken Ufer, hat eine schöne Strenge, viel Zug am Gaumen, klarer Verlauf, großer Ausdruck, sehr langer Nachhall, noch immer jugendlich 95+/100. Essensgang: Steinbutt und Steinpilze
Im nächsten Flight ging gleich der nächste Weintraum in Erfüllung. Alle LaLas von Guigal aus einem großen Jahr nebeneinander im Glas. Die Ungers hatten das Jahr 1985 ausgewählt, was sicherlich eine gute Wahl war und gleich der erste Wein war der beste Rotwein, den ich bisher getrunken habe. Es war der La Mouline. Eine irre Nase nach Teer, Pfeffer, Eukalyptus, Backplaumen, Schinkenspeck und dunkle Beerenfrucht, enorm eindringlich, ohne jede Schwere und Aufdringlichkeit. Am Gaumen von fast unerschöpflicher Pracht, von höchster Komplexität und Tiefe, alle Komponenten verbinden sich aufs allerfeinste, halten dies über den gesamten Verlauf durch und hallen nicht endend wollen nach. Erneut diese verrückte Gewürz- und Kräuterwürze, Pfeffer, Trüffel, feinstes Sattelleder, Zitronenkonfitüre und feinster Pata Negra, um nur einige zu nennen. Dramatische Tiefe und perfekter Ausdruck. Ein einzigartiger Wein, der jedes Investment
rechtfertigt 99/100. Da kam der ebenfalls ausgezeichnete La Landonne nicht mit. Der hatte einen leichten Stall, wirkt insgesamt etwas verschlossener und hatte nicht die einmalige Tiefe. Trotzdem vielschichtige Nase in der besonders die Orangenschalen auffallend waren, auch ein Wein von gewaltiger Konzentration und mit komplexen Aromenspiel, am Gaumen harmonisch, Tiefe und viel Ausdruck, herrlich animierend, jetzt perfekt gereift, ausgezeichnete 93/100. Der letzte, der La Turque, hatte dann leider einen leichten Korker, was für ein Jammer. Man konnte ihn trotzdem noch trinken und ohne Korkstich, wäre ich wohl bei 97-98/100 Punkte gelandet, also auch ein großer Wein, etwas dichter und fleischiger als der La Landonne, nun wilde, ungezähmte Zitrusnoten, weißer Pfeffer, lehafte, sehr feinporigere Säure, große Tiefgründigkeit, sehr langes Finish. Essensgang: Poulardenbrust mit Karotten- und Erbsenpüree
Der nächste Flight ganz sicher einmalig. Wir sind im Jahre 1935 und in Kalifornien, also nur zwei Jahre nach dem Ende der Prohibition. In dieser Zeit gehörte Simi Wineries sicherlich zu den besten Erzeugern, was bei ganzen 12 Weingütern in Kalifornien zugegebenermaßen nicht so schwer war. Heute eigentlich keine Adresse mehr für Weinfreaks, zu sehr
ist Simi heute ein Massenhersteller. Es gab drei Weine, gekeltert aus unterschiedlichen Rebsorten. Es ging los mit dem Cabernet Sauvignon. Der zeigte sich noch frisch mit etwas staubigen Früchten, leichte Überreife, am Gaumen viel dunkle Schokolade, überreife dunkle Beerenfrüchte, die Oxidationsnoten halten sich zurück, noch soeben intakt, guter Verlauf, die Säure einigermaßen integriert, aber kein großer Wein 84/100. Als nächstes kam der Zinfandel. Erstaunlich, dass der überhaupt noch trinkbar war. Schon deutlich reifer, roch nach Milchsäure, Buttermilch, etwas Kellermuff, nicht wirklich charmant, aber da ist auch noch Frucht, die sich insbesondere am Gaumen zeigt, hier wirkt der Wein frischer, die Säure schon etwas spitz, deutlich über den Zenit hinweg, aber für über 70 Jahr eine beachtliche Leistung 81/100. Am besten gefiel mir die der Carignan. Ein Duft nach Tinte, getrockneten Kräuter, dunkle Beerenfrucht, leichter Maggietouch, am Gaumen noch saftig, erneut Tinte, klare Brombeerfrucht, hat noch Fleisch, gut integrierte Säure, gewisse Tiefe, mittlerer Nachhall 85/100. Ein primär historisch interessanter Flight in eine lang zurückliegende Vergangenheit. Essensgang: Crepinette vom Hirsch in Pistazienmantel und Pfifferlingen
Der nächste Flight waren vier Weine und sie präsentierten sich noch sehr frisch und so waren wir alle platt als Michael Unger das Geheimnis lüftete und 1962 als gemeinsames Weinjahr verkündete. Wer auf einer solchen Probe diesen Jahrgang präsentiert sollte wissen was er tut, denn allgemeine Größe kann dem Jahr wahrlich nicht attestieren. Doch die Ungers wussten was sie taten und so
bekam ich meinen bisher besten Vega Sicilia Unico ins Glas. Gereifte Unicos sind aus meiner Sicht eine heikle Sache, oftmals präsentieren sie sich recht spröde, gar staubig mit rauen Tanninen, die die ohne Zweifel vorhandene Aromentiefe trüben können. Auch dieser Wein wahrlich kein Schmeichler, aber befreit von jedem Brett oder harten Tanninen zeigte er seine ganze Komplexität. Der Duft medizinal nach Heftpflaster, Graphit, Herrenschokolade, Holunder und Kräutern. Am Gaumen gesellt sich Sattelleder und Zigarrenkiste hinzu, die Frucht tiefschwarze Früchte, vor allem Holunder und Brombeeren, herrlich
integriertes Säurespiel, noch fast jugendlich, es tauchen immer mehr geröstete Haselnüsse auf, kräftiger, aber schön gereifte Tannine graben sich sanft in dem Gaumen, sehr fest, kaum endender Abgang. Ein herrlicher Wein, der sicherlich nicht für Fruchtliebhaber komponiert ist, aber eine ganz eigene Charakteristik aufweist 94/100. Als nächstes Chateau Lafleur mit reichlich Minze in der Nase, daneben Marzipan, reife Pflaumen und etwas steinbetonte Mineralik. Am Gaumen sehr saftig, fast dekadente Fruchtsüße, Schokosahne, enorme Extraktdichte, viel Backplaumen und dunkle Beerenfrüchte, ein wenig Anklänge von verwelkten Blütenblättern, ein herrlicher Saufwein mit Spaßfaktor, nur fehlt ihm Tiefe und Nuanciertheit, guter Nachhall 91/100. Für mich die Überraschung des Flights der 62er Clos de Lambrays, der selbst nach der Fruchtbombe Lafleur nicht unterging. Er zeigte einen herrlichen Fliederduft, transparente und verspielte rotbeerige Frucht von roter Johannisbeere, etwas Himbeere und Sauerkirschen, steinbetonte Mineralik, alles sehr harmonisch, zeigt in der Nase und Gaumen große Noblesse. Der Antrunk von höchstens mittlerem Körper, erneut Blüttenblätter, jetzt eher Lavendel, viel Würze vom Holz, herrlich reintönige rote Beerenfrucht ohne
jede Altersmüdigkeit, fest gewirkt, mit rauchigen Noten im Nachhall, maskuliner Typ, ohne je seine Eleganz und Tiefe aufzugeben, sehr langer Nachhall. Ein großer Burgunder, noch jeder Suche wert 95/100. Völlig anders, aber genauso großartig der 62er Inglenook. Das war Minze pur in der Nase mit tiefer, sündiger dunkler Cabernet-Würze, verbrannte Kohle und Teer, ganze Ströme von Cassis und Sauerkirschen, leichte Überreife und Lebkuchenwürze. Am Gaumen von festem Körper ohne jede Schwülstigkeit, kräftig, monolithisch, ohne jede Müdigkeit, viel Fleisch und Tiefe, schwarze Herzkirschen, Cassis mit schöner Extraktsüße, perfekter Gegenspieler die feste Mineralik und tänzelnde Säure, wirkt sehr klar, straff und animierend, langer Nachhall. Durch die Süße ein ähnlicher Spaßmacher wie der Lafleur jedoch mit deutlich mehr Tiefe und Reichtum. Großer, ja ein erneut großartiger Wein aus Kalifornien 95/100. Essensgang: Comte Reserve mit Feigensenf und Trauben.
Zum Abschluss gab es noch den 35er Port Vintage von Taylor. Der konnte mir keine besondere Bewertung noch Beschreibung entlocken, einfach weil Port-Weine nicht mein Ding sind – zu viel Reife, zu viel Alkohol. Das sahen naturgemäß manche am Tisch anders, ich war aber nicht alleine mit meinem Eindruck.