Weinbörse Mainz 2012: VDP. Die Prädikatsweingüter präsentieren den Jahrgang 2011
Ganz absichtlich hatte ich bisher einen großen Bogen um irgendwelche Kommentare und Berichte des Jahrgangs 2011 gemacht. Nur einige bekannte Winzer oder Freunde, die sich als Hobby-Winzer versuchen, klangen schon recht euphorisch ob der Qualitäten. Eben das gleiche Spiel wie jedes Jahr, dachte ich insgeheim. Sei´s drum, ich konnte auf alle Fälle ohne große Vorurteile am 29. April 2012 zur Mainzer Weinbörse fahren um in der Breite den neuen Jahrgang der VDP-Betriebe zu verkosten. Um so schöner, dass Guido ebenfalls dabei war, was den Verkostungsergebnissen zweifellos zu Gute kam.
Die Orga, die Räumlichkeiten als auch die Verkostungsmöglichkeiten dürfen als ideal bezeichnet werden. Und so verbrachten wir den gesamten Aufenthalt ungestört und konzentriert die Weine zu versuchen. Mit Außnahme der trockenen Spitzen, wurden nahezu alle Qualitäen gezeigt, fallweise wurden die GGs des Vorjahres gezeigt. Wir haben uns auf Riesling konzentriert und je nach persönlicher Vorliebe auch den/die eine/n oder andere/n Silvaner oder Scheurebe; Rotweine blieben außen vor. Leider konnten wir bei weitem nicht alle geplanten Weingüter besuchen und so gibt es nur eine Auswahl an Winzern. Es war halt irgendwann 18 Uhr und die Winzer packten dann auch flugs ihre Stände zusammen.
Was ist nun 2011 für ein Jahr? Keine Ahnung, fragt uns in 20 Jahren wieder. Jetzt ist es auf jeden Fall erstaunlich zugänglich. Vorläufige Indizien sprechen für ein gutes, aber nicht herausragendes Jahr für den Riesling bei den einfachen Qualitäten, der sich deutlich unkomplizierter trinkt als 2010. Die Säure moderat bis präsent, aber zumeist fein und bereits gut integriert. Die Qualität ist im Schnitt ansprechend und zuweilen zeigt sich Lage sowie Winzerstilistik. Es wird immer noch mit (zu)viel Restsüße gespielt und einen klassisch, schlanken Kabinett haben auch in 2011 nur wenige hinbekommen, zumindest im trockenen Bereich. Manche Winzer muten auch bei den einfachen Qualitäten uns Konsumenten ein Menge Spontanaromen zu, die die Weine unzugänglich und unnötig kompliziert machen. Zumindest QbA- und Kabinett-Qualitäten sollten doch recht unmittelbar nach dem Aufziehen Spaß machen. Die allermeisten Weine bieten aber schon heute viel Trinkfreude, Frische und klare Fruchtaromen. Botrytis scheint in diesem Jahr kaum ein Problem gewesen zu sein. Beim Refepotential haben wir so unsere Zweifel, was bei den einfachen Qualitäten kaum eine Rolle spielt, aber hier müssen wir eh die Großen und Ersten Gewächse abwarten.
Für die ungehemmten und völlig überzogenen Euphemismen, die so mancher Händler seitenweise von sich gibt, besteht aber nun wirklich kein Anlass. Lassen sie sich nicht blenden, sondern kaufen sie in Ruhe ihre Lieblinge. Denn 2012 wird ganz sicher der nächste Kometenjahrgang von den Fabel-Winzern, die den ganzen Tag mit den Reben flüstern…
Hinweis:
Nachfolgende Punkte sind Momentaufnahmen. Da wir, Rainer Kaltenecker und Guido Mueller, gemeinsam verkostet haben und dabei kaum unterschiedliche Bewertungen von mehr als +1 bzw. -1 Punkt vergeben haben, ersparen wir den Lesern für diese Fälle eine Wiederholung – wo vom Chronisten stärker abgewichen wurde, ist es entsprechend festgehalten.
Mosel
Weingut Karthäuserhof
Karthäuserhof Ruwer Riesling trocken
Klar, elegant, dezente Würze, gute Struktur.
86 KA-Punkte
Karthäuserhof Schieferkristall Riesling Kabinett trocken
Etwas kräftiger, ebenso klar, feine, gut eingebundene Säure, hat Potential.
85+ KA Punkte
Karthäuserhof Alte Reben Riesling Spätlese trocken
Fruchtbetonte Stilistik, sehr balanciert, feine Mineralik, stimmiger Verlauf.
87 KA Punkte, 89 GM-Punkte
Karthäuserhofberg Tyrell´s Edition Riesling Spätlese trocken
Enorme Konzentration, trotzdem beste Balance, sehr saftig, klar mit typische Ruwer-Würze, viel Frucht, hat Potential.
90+ KA-Punkte, 88+ GM-Punkte
Karthäuserhofberg Riesling Kabinett
Klar, fein-fruchtig, mineralisches Spiel, würzige Anklänge, perfekte Balance von Süße und Säure mustergültiger Kabinett, mit weiterem Potential.
87+ KA-Punkte
Fazit RK: sehr überzeugende Kollektion mit deutlicher Terroirausprägung und einem herrlich leichtem Kabinett zum Schluss.
Fazit GM: in der Tat, eine wunderbar verspielte Würze in klassischer Ausprägung. Für mich besonders gelungen: die Alte Reben Spätlese (etwas knackiger in der Säure als die Editions Spätlese).
Schloss Lieser
SL Riesling trocken
Deutliche Spontinoten, Schwefel, noch unruhig, hinten etwas unruhig, nicht ganz überzeugend, wird sich aber vermutlich noch beruhigen.
82 KA-Punkte
SL Riesling Kabinett trocken
Gute Struktur, elegantes Säurespiel, klare Steinfrucht, mineralische Ahnung, deutlich mehr Substanz als die QbA-Qualität.
84 KA-Punkte
SL Spätlese trocken
Klar, recht kräftiger Körper, bleibt aber balanciert, feine Säurestruktur, etwas bitter im Abgang.
86 KA-Punkte
Fazit RK: Die Weine müssen sich noch beruhigen, heute gefällt der Kabinett am besten.
Fazit GM: Ich freue mich lieber auf die fruchtsüßen Weine…
Mittelrhein
Matthias Müller
Bopparder Hamm Ohlenberg Riesling Kabinett trocken Alte Reben
Fruchtbetont, recht süß, frisch geschnittene Gräser, animierende Säure, gute Substanz, passabler Nachhall.
84 KA-Punkte
Bopparder Hamm Mandelstein
Fülliger, nahezu cremiger Eindruck, saftig-reife Steinfrüchte, animierende Säure, gute Frische, guter Nachhall.
86+ KA-Punkte
Bopparder Hamm Ohlenberg Riesling Spätlese trocken
Dichter Antrunk, üppige, nahezu ausladende hochreife Früchte, enormer Extrakt, recht süß, auch etwas über den Alkohol getragen, noch etwas kantig, im guten Nachhall Kräuter.
85+ KA-Punkte
Fazit RK: Sehr schöne Kollektion mit Gebietscharakter, mit viel Frucht, Süße und animierender Säure
Nahe
Dönnhoff
Tonschiefer Riesling trocken
Jungweinaromen nach Cassisblättern und Stachelbeere, kantige Säure, ausdrucksstarke Mineralik, recht kräftiger Körper, guter Nachhall, muss reifen.
86 KA-Punkte
Kahlenberg Riesling trocken
Offenere, schön klare Früchte, hohe Extraktdichte, viel Zug am Gaumen, auch hier viel Mineralik, Biss, Säure noch etwas abseits, mittellanger Nachhall
86 KA-Punkte / 88 GM-Punkte
Höllenpfad Riesling trocken
Etwas ausdrucksloser Duft, saftiger Antrunk, noch ein wenig unruhiger Verlauf ohne klares Profil, gute, recht feine Säurestruktur, mineralische Anklänge, kurzer Nachhall.
83 Punkte
Fazit RK: Sehr mineralische Wein, die z.T. noch etwas unruhig wirken.
Fazit GM: Die Weine sind noch zu jung, um Sie abschliessend beurteilen zu können – der Kahlenberg macht seinem Namen heute aber viel Ehre. Kahler Berg. Blanker Stein. Eine interessante Premiere.
Emrich-Schönleber
Riesling trocken
Fast schon fein komponierte Nase, vielschichtige Steinfrüchte, pulvrige Mineralik, überzeugender Verlauf, animierende Säure, sehr klar, guter Nachhall. Überzeugend.
87 KA-Punkte
„Lenz“ Riesling trocken
Fruchtbetonter Wein nach Steinfrüchten, floralen Anklängen, leichte Restsüße, sehr animierend, bestens für die Terrasse im Frühling geeignet, sehr gute Struktur, guter Nachhall
88 KA-Punkte
„Mineral“ Riesling trocken
Komplexe, tiefe Riesling-Nase mit viel Frucht, Mineralik und Kräutern, sehr saftige Antrunk, hohe Extraktdichte, viel Spiel, überzeugendes Spiel aus Frucht und Säure am Gaumen, deutlich mineralische Prägung, kräutrige Anklänge, enorme Länge.
90 KA-Punkte
Monzinger Frühlingsplätzchen Riesling trocken
Fruchtig-floraler Duft, sehr animierend, aber nicht sonderlich tief, fruchtbetonter Antrunk, wirkt dann etwas geblockt, jugendlich keck die Säure, mittellanger Nachhall, etwas unruhig, braucht noch Zeit.
86+ KA-Punkte
Monzinger Halenberg Riesling trocken
Junges Steinobst, Zitrusfrüchte, knackige Mineralik und würzige Anklänge, konsequent trocken, enorme Konzentration und Balance, sehr straff, Stein kauen, hohes Niveau, perfekt eingebundene Säure, ausgezeichnete Länge. Erstaunliches Niveau.
91 KA-Punkte
Fazit RK: Starke Kollektion von Schönleber. Weine mit Biss, einer enormen Mineralik, eben Mozinger-Terroir. Auch für Fruchttrinker ist mit dem Lenz was dabei.
Fazit GM: Wer den Stil des Weinguts mag, hat 2011 vermutlich viel Freude. Fruchtig-süßlich beschwingt der Lenz, die trockene Halenberg Spätlese sehr mineralisch, in 2011 aber fast auf der vergleichweise eleganten Seite – eine verführerische Kombination. Rassig-steinig der Mineral. Letzterer ist seinen Preis in 2011 wirklich wert.
Schäfer-Fröhlich
Vulkangestein Riesling trocken
Wird derzeit alleine von Spontinoten und jeder Menge Schwefel dominiert. Auch im Mund in einem traurigen Zustand, kaum Frucht, unharmonisch, derzeit keine Trinkfreude.
80 KA-Punkte
Schiefergestein Riesling trocken
Das gleiche Bild hier, im Mund aber mehr Frucht, gute Säurestruktur, leichte Süße, es dominieren aber die Sponti-Noten.
83 KA-Punkte
Fazit RK/GM: Unbedingt noch einige Monate wegelegen, jetzt ohne Trinkfreude. Einen Flaschenfehler wollen wir aufgrund dieses Ergebnis nicht ausschliessen. Selbst probieren. Wir tun das auch nochmals.
Weingut Tesch
Riesling Unplugged trocken
Künstliches Eisbonbon, konsequent trocken, etwas künstliche Früchte auch im Mund, kantig, ohne Charme und Spiel.
80 KA-Punkte
Langenlonsheimer Löhrer Berg Riesling trocken
Schöne Steinfrüchte, feine Säure, gewisses Spiel, wenig Tiefe, mittlerer Verlauf.
83 KA-Punkte
Langenlonsheimer Königsschild Riesling trocken
Tropische Früchte, mittelkräftiger Körper, animierende Säure, guter Verlauf, leider etwas kurz hinten.
83+ KA-Punkte
Laubenheimer Krone Riesling trocken
Sehr fruchtbetont nach Steinfrüchten und Zitrus, füllig-fruchtiger Antrunk, feine Säure, klar und sauber, gewisses Spiel, mittlerer Nachhall.
84+ KA-Punkte
Laubenheimer Karthäuser Riesling trocken
Verspielte Nase nach Steinfrüchten, jungen Äpfeln und viel Kräutern, sehr klarer, fruchtbetonter Antrunk, animierend, gute Balance, mineralische Anklänge, kecke, aber gut eingebundene Säure, gute Länge.
87 KA-Punkte
Laubenheimer St. Remigiusberg Riesling trocken
Verhaltene Nase nach Blüten, dunkler Mineralik und ein wenig Steinfrüchten, etwas flacher Antrunk, mineralische Anklänge, verhaltene Früchte, noch sehr unruhig, vermute aber Potential, liegen lassen.
85+ KA-Punkte
Fazit RK: Tesch macht es einem nicht einfach, aber jeder Wein schmeckt unterschiedlich und ist so gerechtfertigt. Viele wirken aber auch hart und es fehlt ihnen an Charme. Sensorisch aber sehr interessant.
Fazit GM: Man sollte in Erinnerung halten, dass die probierten Weine gerade erst eine Woche vor der Veranstaltung gefüllt wurden. Ich will nicht ausschliessen, dass sich die Weine deshalb heute unter Wert gezeigt haben. Nur die Laubenheimer Lagen zeigten heute ihre sehr guten Ansätze. Es lohnt, nachzuprobieren.
Rheinhessen
Wagner-Stempel
Riesling trocken
Mineralik, Brioche und Kräuter in der ungewöhnlichen Nase, saftiger Antrunk, gute Tiefe, straffer Verlauf, recht eigenwilliger, aber gelungene Stilistik.
85 KA-Punkte
Riesling vom Porphyr
Viel Frucht, hat mehr Tiefe und Substanz, offener, mittelkräftiger Körper, macht viel Spaß dank der saftige Frucht, ungemein animierende Säure, guter Verlauf.
87 KA-Punkte
Scheurebe trocken
Verhaltene Nase eher zarte Scheu-Aromatik, saftige Antrunk, rauchige Mineralik, glockenklare Fruchtaromen, moderate Säure, mittlerer Verlauf, eine tolle, einfach zu trinkende Scheurebe.
85 KA-Punkte
Silvaner trocken
Sehr ausgewogen und elegant, fruchtig-blumige Anklänge, es fehlt etwas an Ausdruck, guter Verlauf.
83 KA-Punkte
Sortentypische erdige Zitrusnase mit mineralischen Anklängen, im Antrunk saftig und elegant zugleich, schöne Säurepikanz, mittelvoller Körper, guter Verlauf, gut dimensionierter Alkohol, mittellanges, erdig-saftiges Finale. Sehr animierend und gelungen! 85 GM-Punkte.
Siefersheimer Silvaner
Verschlossene Nase, im Mund aber viel Frucht, nussige Anklänge, mineralische Substanz, hat Tiefe und Spiel, sehr stimmiger, ungemein animierender Verlauf, ein toller Silvaner mit Potential, der auch fast das Doppelte (14,50 Euro) kostet.
87+ KA-Punkte
Fazit GM: Ein ansprechender Kollektionsausschnitt. Die drei Basisweine tun sich aktuell aber nicht besonders hervor – was sie nicht per se schlechter machen soll (nur der Silvaner könnte etwas trockener sein). Mein Lob hingegen gilt der krisp-feingliedrigen Scheurebe, die wirklich Trinkspass bereitet.
Weingut Wittmann
Riesling trocken
Verschlossene Nase, straffer Verlauf im Mund, resche Säure, kaum Frucht, viel Mineralik, sehr klarer und sauberer Stil, guter Nachhall, noch gänzlich verschlossen, hat aber gutes Potential.
84+ KA-Punkte
Franken
Weingut Rudolf Fürst
Silvaner pur Mineral
Klar, puristisch, kernig, recht verschlossen ohne richtigen Silvaner Ausdruck, vermutlich Potential.
82+ KA-Punktke
Riesling pur Mineral
Ähnliche Stilistik wie der Silvaner, puristisch, sehr sauber, klassische Riesling-Stilistik, etwas verhalten, es fehlt an Tiefe.
83 KA-Punkte
Centgrafenberg Riesling trocken
Deutlich ausdrucksstärker, ausdrucksstarkes Fruchtspiel nach gelben Stein- und Kernobst, klassische Stilistik, guter Verlauf, mittlerer Nachhall.
85 KA-Punkte
Weingut Horst Sauer
Escherndorfer Lump Silvaner Kabinett trocken
Verhalten, karg, Anklänge von grasigen Noten und Apfelschalen, keine sonderliche Silvaner-Typizität.
82 KA-Punkte
Escherndorfer Lump Riesling Kabinett trocken
Sauber, eher schlanke Steinfrüchte, mineralische Prägung, guter Verlauf mit Grip und mittleren Nachhall.
84 KA-Punkte
Escherndorfer Lump Silvaner Spätlese trocken
Ausdruckstarke, klassische Silvaner-Typizität, ohne jede Breite und Schwere, sehr animierend, guter Trinkfluß, feine Säure, guter Nachhall.
87 KA-Punkte
Escherndorfer Lump Riesling Spätlese trocken
Überraschend süß, nicht sehr typisch, aber guter Verlauf, gute Balance, saftige Frucht, macht Spaß, mittlerer Nachhall.
86 KA-Punkte
Fazit RK/GM: Erneut eine schöne Kollektion von Horst Sauer. Die Spätlesen sind immer einen Versuch wert. Beide Silvaner sind perfekte Begleiter zu jedem Spargelgericht.
Rheingau
Weingut Prinz von Hessen
Landgraf von Hessen Riesling trocken
Betont trockene Stilistik, prägnante Säure, dünn in der Frucht, nicht ganz klar gezeichnet, knapp mittlerer Nachhall.
79 KA-Punkte
Prinz von Hessen „H“ Riesling feinherb
Deutliche Restsüße, knackige Säure, gutes Früchtespiel, wenig Tiefe, einfach Qualität, passable Nachhall.
81 KA-Punkte
Kiedricher Riesling
Feinherbe Stilistik, prägnante Säure, mineralisch-rauchige Anklänge, unkomplizierter Frühlingswein ohne sonderlichen Anspruch.
81 KA-Punkte
Prinz von Hessen „Dachsfilet“ Riesling
Leichte Holztöne, mineralische Anklänge, mostige Noten, deutliche Süße, Früchte nach Steinobst, dunklen Beerenfrüchten, gut integrierte Säure, gefälliger Verlauf, passabler Abgang.
83 KA-Punkte
Klaus Erstes Gewächs Riesling
Sehr verschlossen, spürbare Restsüße, Anklänge von Stein- und Kernobst, auch ein Hauch an Mineralik, gewisse Struktur und Nachhaltigkeit, gute Verlauf, klar und sauber, mittellanger Nachhall.
84 KA-Punkte
Fazit RK: Die positive Entwicklung setzt sich weiter fort, die Weine dürften aber noch etwas an Ausdruck gewinnen.
Fazit GM: Meine erste nähere Begegnung mit diesem Weingut: allein die Preise sind vergleichsweise schon da, wo die Weine noch hinsollten. Die Richtung stimmt aber in der Tat…
Weingut Baron Knyphausen
Baron Knyphausen Gutsriesling trocken (Fassprobe)
Jungweinaromen, die Säure etwas abseits, wirkt etwas dünn und ausdruckslos, recht kurzer Nachhall, in diesem Zustand wenig Freude.
78 KA-Punkte
Baron Knyphausen „Erbach“ Riesling Kabinett trocken
Klare Steinfrucharomatik, etwas dünn aber mit einem gewissen Spiel, gelungene, recht schlanke Kabinett-Interpretation.
82 KA-Punkte
Baron Knyphausen Rieslig Kabinett trockene Art (Fassprobe)
Deutlich fülliger und offener, viel Frucht, gar etwas Schmelz, gewisse Tiefe, sehr klassische Rheingau-Stilistik, guter Verlauf, Säure steht heute noch etwas daneben, mittlerer Verlauf.
84 KA-Punkte
Michelmark Erstes Gewächs
Tropische Früchte, Anklänge von dunklen Beeren, markantes Säurespiel, Schmelz und gute Konzentration, animierender Verlauf, guter Nachhall.
86 KA-Punkte
Baron Knyphausen Kiedricher Sandgrub
Die Süße überragt die Säure, dadurch etwas behäbig, viel Frucht und mineralische Anklänge, gute Substanz, langer Nachhall; schade, es fehlt etwas an Frische, ansonsten ein gelungener Wein.
84+ KA-Punkte
Fazit RK/GM: Die Investitionen und Qualitätsinitiative treten deutlich zu Tage. Sauber gemacht, noch etwas unterschiedlich in der Ausprägung.
Weingut Peter Jakob Kühn
Jacobus
Vielfältige Nase, sehr sauber und animierend, würzig, hat Spiel und Klasse, schlanke Stilistik, schöner Säurebogen.
84 KA-Punkte
Rheinschiefer Riesling trocken
Knochentrocken, mineralisch geprägt, rassige Säure, etwas kantig, trotzdem absolut verständlicher Gegenspieler zum Jacobus.
83+ KA-Punkte
Quarzit Riesling trocken
Verspielte Nase nach mineralischen Noten und Kräutern, dahinter Anklänge von Stein- und Kernobst, saftig-würziger Antrunk, zeigt Tiefe und Zug am Gaumen, guter Körper, einfach stimmig, bricht hinten noch etwas ab, hat Potential.
86+ KA-Punkte
Hallgarten Hendelberg Riesling trocken
Fruchtige Nase, animierend aber nicht sonderlich vielschichtig, saftig im Mund, große Trinkfreude, markante Säure, der „Saufwein“ von Kühn.
83 KA-Punkte
2010 Oestrich Doosberg 3 Trauben (Erstes Gewächs)
Tiefe, überaus komplexe Nase nach Zitrusfrüchten, vielschichtige Mineralik nach Feuerstein und Rauch und einer feinen Würze. Im Mund von großer Konzentration und Balance, enorme Extraktdichte, sehr klar, ungemein animierend, große Nachhaltigkeit, langer Nachhall. Großartig!
92/93 KA-Punkte
2010 Mittelheim St. Nikolaus Riesling trocken (Erstes Gewächs)
Frisch aufgeschnitten junge Pfirsiche, grünwangige Äpfel, Mineralik nach feuchten Steinen, im Mund fein-saftig, resche Säure, die noch sehr jugendlich unruhig wirkt, verhaltene Frucht, Kräuterwürze, noch leicht holpriger langer Nachhall. Ausgezeichneter Wein mit viel Potential.
90+ KA-Punkte
Fazit RK: Erneut eine großartige Kollektion. Jeder Wein zeigt eine eigene Stilistik und so kann man sich je nach Anlass für den passenden Wein entscheiden. Heute würde ich den Quarzit aufziehen, den ich in der Jugend selten so überzeugend getrunken habe. Die 2010er-Topgewächse zeigen schon heute ihr ganzes Potential, wobei der Doosberg mal wieder die Nase vorne hat.
Fazit GM: Eine ausgezeichneter Auftritt von Peter Jakob Kühn. Die Weine zeigen durchgehend Handschrift und den gewohnt kompromisslosen Stil, allenfalls der Hendelberg war nicht in Form. Saftige, würzige, mit steiniger Tiefe versehene Weine. Schon die einfachen Qualitäten gefallen, Nikolaus und vorallem der Doosberg (!) werden die Trinker fordern. Hier lohnt es, sich auf die Herausforderung einzulassen.
Weingut Künstler
Hochheimer Kirchenstück Riesling Kabinett trocken
Fruchtig, gelbe, reife Früchte, tropische Noten, kräftig, präsente Säure, gute Struktur, aber eher eine Spätlese.
83 KA-Punkte
Hochheimer Hölle Riesling Kabinett trocken
Dichte Struktur, gelbe hochreife Früchte, dunkle Mineralik, vitale Säure, gute Länge, terroirbetont.
86 KA-Punkte/88 GM-Punkte
Hochheimer Stielweg „Alte Reben“ Riesling trocken
Enorme Konzentration ohne Harmonie, wirkt schwerfällig, kantig, bittere Noten im Abgang, großes Fragezeichen, so kein Genuss, vielleicht Flaschenfehler.
79 KA-Punkte
Hochheimer Domdechaney Riesling trocken
Klassische Stilistik, reife Steinfrüchte, feine, bestens eingebundene Säure, salzige Mineralik, guter Nachhall, noch etwas unruhig, hat Potential.
85+ KA-Punkte
2010 Weiss Erd Erstes Gewächs
Noch sehr jugendlich, vermutlich bereits in der Verschlussphase, viel weißer Johannisbeere, Cassis, rauchige Mineralik, rassig-feine Säure, holpriger Verlauf, gute Substanz, mittellanger Nachhall, hat Potential.
86+ Punkte
2010 Hölle Erstes Gewächs
Ebenfalls sehr verschlossen, trotzdem deutliche Lagenstilistik, opulent aber klar gezeichnet zugleich, verspielte Fruchtaromen, tolle Saftigkeit im Mund, sehr animierend, die Säure fein, aber noch etwas abseits, viel Zug und Nachhaltigkeit am Gaumen, sehr langer Nachhall mit einem merkwürdigen, leicht animalischen Ton, vermutlich nur dem aktuellen Zustand geschuldet, hat Potential.
88+ KA-Punkte
Fazit RK: Bis auf dem Stielweg eine stimmige überaus lagenbetonte Kollektion. Die 2010er scheinen auch gut gelungen, sind aber derzeit in einer schwierigen Phase, einfach 1-2 Jahre liegen lassen. Was aber die ständigen Lagen- und Flächenzuwächse sollen, erschließt sich wohl nur dem Kaufmann. Mir wäre lieber, wenn Künstler wieder die Ruhe, Lust und Geduld aufbringen würde im trockenen Bereich Goldkapseln zu erzeugen. Der 2011er Jahrgang hätte das allemal hergegeben.
Fazit GM: Die Qualitäten unterhalb der GG-Ebene überzeugen durch grundsolide Qualitäten auf solchem Niveau. Hölle Kabinett ergänzt dieses Attribut um mineralische Rasse. Die beiden GG waren ziemlich unzugänglich und wirkten verschlossen, hier wird Geduld notwendig werden – aber mit guter Wahrscheinlichkeit belohnt werden.
Weingut Leitz
Rüdesheimer Berg Roseneck Riesling trocken
Offener, fruchtbetonter nahezu opulenter Duft, saftig-fruchtiger Antrunk, eher feine, gut integrierte Säure, weiche Textur, nicht ganz tief, aber schöner Trinkfluss, leicht herbe Noten im passablen Abgang.
85 KA-Punkte
Rüdesheimer Berg Rottland Riesling trocken
Ebenfalls offene Aromatik nach reifen Steinfrüchten und dunkler Mineralik, kraftbetonter Körper im Mund, viel Frucht, ein wenig Mineralik und leider auch etwas spürbarer Alkohol, geht leicht in die Breite, noch eben im Rahmen, guter Nachhall.
84 KA-Punkte
Rüdesheimer Berg Schlossberg Riesling trocken
Mineralisch geprägte Nase, etwas Schiefer, verwaschene unsaubere Frucht, sehr verschlossen im Mund, flache Frucht, die Säure steht komplett daneben, eindeutig angeschlagen, vermutlich Flaschenfehler.
keine Bewertung
Fazit RK/GM: Wer Leitz kauft weiß was er will und das bekommt er auch in 2011 geliefert: opulente Frucht, eher mollige Weine mit schöner Mineralik. Vielleicht fehlt es ihnen ein wenig an Frische.
Weingut Querbach
2010 Doosberg Erste Gewächs
Feuerstein pur in der Nase, daneben Kieselsteine, frische Kernfrüchte, etwas Rosinen im Hintergrund (Botrytis?), ungemein saftig-klarer Antrunk, Säure mit Biss, leichte Restsüße, sehr animierend, hat Tiefe, erneut Feuerstein, sehr gute Länge, noch etwas kantig, mit Potential.
90+ KA-Punkte
Riesling trocken Edition (Faßprobe)
Glockenklare junge Steinfrüchte, recht süß im Mund, vitale Säure, pikant-saftig, hohe Trinkfreude, perfekter Wein über den Sommer, gewinnt mit weiterer Lagerung.
85+ KA-Punkte
Q1 Oestrich Lenchen Riesling trocken (Faßprobe)
Vielschichtige Nase nach frisch geschnittenen Gräsern, weißen Blüten, frisch geschnittenen Aprikosen und Pfirsichen, auch im Mund sehr fruchtig, ungemein reintönig, gute Substanz, hat biss und Lagencharakter, gute Länge.
87+ KA-Punkte
2010 Q1 Oestrich Lenchen Riesling trocken
Der Jahresvorgänger präsentierte eine ähnliche Stilistik, nur mit einer leichten Spur Botrytis, die dem Wein den letzten Schliff nahm, das an 2011ern so animierend war.
85 Punkte
Fazit RK/GM: Querbach gehört ohne Zweifel zu den Spitzengütern rund um Oestrich und des gesamten Rheingaus. Die 2011er Kollektion bestätigt dies erneut. Wunderbar saftige, klare Rieslinge mit Terroircharakter zu einem günstigen Preis. Kaufempfehlung, obwohl die Verschlüsse leider sehr unhandlich sind. Aber die Flasche ist eh immer gleich leer.
Weingut Robert Weil
Robert Weil Riesling trocken
Fruchtbetonte Nase, wirkt etwas verwaschen, unausgewogen im Mund, einfache Qualität, recht Süß, mit säuerlicher Säure, schwacher Wein.
79 KA-Punkte
Kiedricher Riesling trocken
Klare fruchtbetonte Nase, im Mund saftig, gute Balance schöne Frucht, wenig Tiefe, aber ansprechender Verlauf, passabler Abgang, gut, aber teuer.
83 KA-Punkte.
Kiedrich Turmberg Riesling trocken
Überzeugendes Früchtespiel in der Nase, feinste mineralische Anklänge, mittlerer Körper, fein-fruchtiger Antrunk, enormen Zug am Gaumen, zeigt Tiefe an, sehr reintönig, noch etwas unausgewogene langer Nachhall, hat weiteres Potential.
87+ KA-Punkte, 89+ GM-Punkte
Kiedricher Gräfenberg Riesling trocken
Wie üblich sehr ähnlich dem Turmberg. Wirkt im Mund noch fester, aber auch verschlossener, salzige Mineralik im Abgang, ebenfalls weiteres Potential.
87+ KA-Punkte
Robert Weil Riesling Kabinett
Üppige Spätlesen-Qualität als Kabinett vermarket, sehr breit und süß, erfüllt aus meiner Sicht die Erwartungen an einen Kabinett nicht. Intensive Frucht, süß-saftiger Antrunk, animierende Säure, guter Verlauf, auch deutliche Mineralik, nicht sehr frisch, gute Länge.
83 KA-Punkte
Kiedrich Turmberg Riesling Spätlese
Komplexer Duft aus reifen Steinfrüchten, deutliche Rhabarbernote, Kräuterwürze, sehr saftige Antrunk, gute Balance aus Süße und Säure, die bestens integriert ist, stimmiger Verlauf, sehr animierend, große Vitalität, lang.
88 KA-Punkte
Kiedrich Gräfenberg Riesling Spätlese
Eine Stufe süßer, reintönige Früchte, sehr saftig im Verlauf, Säure mit Biss und einer enormen Mineralik, viel Spiel und deutliche Tiefe, ebenfalls lang.
88+ KA-Punkte
Fazit RK: Gewohnt hohes Niveau bei Weil mit der üblich enttäuschenden Basisqualität, ein Lagenwein muss es hier schon sein. Wer eine einigermaßen günstige Marken-Spätlese sucht, kann den Kabinett kaufen.
Fazit GM: Turmberg und Gräfenberg können trocken wie fruchtsüß absolut begeistern – die Basisqualitäten lassen diese Quantensprünge gar nicht erwarten.
Pfalz
Weingut Bassermann-Jordan
Deidesheimer Kieselberg Riesling trocken
Fruchtig-würzige Nase mit feiner Mineralik, zeigt bereits hier Tiefe an, feiner-frischer Antrunk, sehr animierend, im weiteren Verlauf taucht Mineralik auf, aber der Wein wird auch zunehmend verschlossen, im langen Nachhall fein exotische Anklänge, etwas ruppig, trotzdem ein Spaßmacher auf hohem Niveau.
86+ KA-Punkte
Forster Ungeheuer Riesling trocken
Komplexe Nase aus Blüten und feinen Steinfrüchten, noch etwas abseits deutliche Mineralik, erneut Tiefe zeigend, im Mund etwas jugendlich-ruppiger Auftakt, animierendes, hochfeines Säurespiel, hat viel Zug am Gaumen, enorme Extraktdichte, sehr terroirbezogen, ausgezeichnete Länge, aber noch etwas kantig, hat Potential.
87+ KA-Punkte
Auf der Mauer Riesling trocken
Einer der besten Weine des Tages, weil schon heute ungemein viel Spiel und Tiefe, im Mund ein großartige Struktur zeigend, viel Frucht und Sekundäraromen zugleich, enormer Biss und große Nachhaltigkeit, wird hinten noch recht eng und kantig, guter Verlauf, großes Potential, klar auf 90-Punkte-Kurs, unbedingter Kauftipp.
89+ KA-Punkte
Fazit RK/GM: Starke, harmonische Kollektion mit ausgezeichneter Lagentypizität. Großes handwerkliches Können.
Weingut Christmann
Pfalz Riesling trocken
Erstaunlich dichter, verspielter Duft, gute Struktur am Gaumen, ausgewogen, klares Früchtespiel, animierend, klassisch-pfälzische Stilistik, zeigt gar eine gewisse Tiefen, passable Länge.
84 KA-Punkte
Ruppertsberg Riesling trocken
Der Ortswein noch recht verschlossen, primär Apfelaromen, Anklänge von Trockenkräutern, im Mund kräftiger Antrunk, kantiger, etwas ungenauer Verlauf, noch sehr verschlossen, passable Länge
82+ KA-Punkte
Deidesheimer Paradiesgarten Riesling trocken
Elegant-fruchtige Nase nach exotischen Früchten und dunkler Mineralik, im Mund deutliche Süße, die Säure hält gut dagegen, dadurch erhält der Wein ausreichend Spiel, viel Kraft und guter Nachhall, für Fruchtliebhaber, bei denen es auch mal eine wenig mehr sein darf.
86 KA-Punkte
Königsbacher Ölberg
Der Name ist Programm, ungemein viskos und üppig fliest der Wein über die Zunge, gut gezeichnete Fruchtaromen, deutliche Mineralik, allein an Spiel und Frische fehlt es spürbar, guter, aber schleppender Verlauf.
83 KA-Punkte/86 GM-Punkte
Fazit RK/GM: Geschmischte Kollektion bei Christmann, allesamt recht kräftig und fruchtbetont. Sehr gut gemacht, aber nichts für notorische Eleganztrinker.
Weingut Ökonomierat Rebholz
„Ökonomierat“ Riesling trocken
Mineralisch Nase mit viel Rauch, kaum Frucht, im Mund etwas sauer, holpriger Verlauf, hinten recht dünn, kurzer Abgang, wenig gelungen.
78 KA-Punkte
Vom Buntsandstein Riesling S trocken
Schlanke, fast karge mineralisch geprägt Nase, eigenwillig, aber gut gemacht, im Mund fällt sofort die markante Säure auf, sehr reine Fruchtessenzen, gute Balance, nicht sonderlich tief, aber sehr erfrischend, gute Nachhall, hat Potential.
84+ KA-Punkte
Vom Muschelkalk Riesling S trocken
In der Nase und im Mund ein unheimlich eleganter Wein, mit zarten und vielschichtigen Fruchtaromen, Blüten und frisch geschnittenen Gräsern, insgesamt noch etwas verhalten, feinste Mineralik, die sich noch ein wenig einfinden muss, guter Nachhall, sehr interessanter Wein mit gutem Potential.
86+ KA-Punkte
Vom Rotliegenden Riesling S trocken
Intensive rotwangige Apfelaromen, frische Steinfrüchte, Kalkstein, auch im Mund deutlich fruchtbetonter und saftiger, macht jetzt mehr Spaß wirkt aber auch ein wenig konventioneller, trotz sehr guter Verlauf, viel Zug und Nachhaltigkeit, langer Abgang, lecker.
86+ KA-Punkte
Fazit RK: Wer Christmann nicht mag, könnte bei Rebholz fündig werden. Wie immer zeigen sich seine Weine in der Jugend ein wenig ruppig, aber von einer schönen Eleganz und Vielschichtigkeit.
Fazit GM: Die heute probierten Weine zeigen die gewohnte Kargheit und Rasse – sie machen es einem in dieser Phase nicht leicht. „Eleganz“ würde ich Ihnen (jedenfalls heute) nicht attestieren wollen, sondern eher die vorgenannten Attribute. Mit mehr Reife lohnt es, nochmals zu probieren.