Bernd van Volxem Riesling Wiltinger Braunfels Auslese, 1988
Wein und Essen zu kombinieren kann manchmal schwierig und spannend zugleich sein. Eine gute Freundin hatte meinem significant other zwei geräucherte Makrelen aus der Nordsee mitgebracht, die deren Großvater kurz zuvor dort eigenhändig gefangen und geräuchert hatte. Ich gebe zu, die Idee, eine alte Auslese dazu zu öffnen, war vielleicht ein wenig gewagt, aber die Kombination funktionierte dann doch überraschend ordentlich — die Räuchernoten des Fisches harmonierten ordentlich mit den Reifetönen und den Kräutern des Weines, die Säure nahm dem Fisch zudem ein wenig seiner Schwere. Das Weingut selbst ist inzwischen ja wieder wieder in aller Munde. Dieser Wein stammt jedoch aus einer Zeit, als van Volxem tätsächlich noch „van Volxem“ war und nicht, wie heute, unter der Leitung von Roman Niewodniczanski steht — dieser übernahm das Weingut erst zum Jahrtausendwechsel von den zwischenzeitlichen Besitzern in den 90er Jahren „Jordan und Jordan“.
Dunkles Goldgelb mit orangefarbenen Tönen. In der etwas verhaltenen Nase finden sich überaus angenehme, gar milde Reifetöne, Kräuter, Zitrusfrucht, Pflaumen und etwas Honig. Die Frucht ist im Mund schon ziemlich fortgeschritten, was wiederum die Kräuter mehr betont. Die Säure ist vital, aber bei Leibe nicht dominierend. Sensorisch ist der Wein inzwischen geschätzt recht nah an der Grenze von „halbtrocken“ zu „trocken“. Knapp mittellanger Abgang, hier trägt die Säure die Frucht (rosa Grapefruit) und die Kräuter, dazu gesellt sich zu den Reifetönen fein etwas Schiefermineralität. Als Essensbegleiter eine durchweg interessante Erfahrung. Offen probiert, fünf Stunden in der Karaffe belüftet.
5 Euro in der Restekiste eines Händlers, 82 Punkte (gut), austrinken