Jakob Sebastian Spätburgunder trocken Recher Herrenberg, 2007
Manchmal ist es nicht der Wein allein, der eine Erinnerung wert ist — manchmal ist es die Erinnerung an den Moment, in dem man diesen Wein trinkt, damit dieser nicht so schnell in Vergessenheit gerät … sei es, weil man mit guten Freunden zusammensitzt, sei es, weil der Zeitpunkt speziell ist. Gestern war es der Ort des Weintrinkens, der mich zu diesem Eintrag bewogen hat. Getrunken wurde dieser Wein nämlich am frühen Nachmittag des Einheitstages, auf einem gefällten Baumstamm sitzend, hoch oben über den Dächern von Rech, mit einem tollen Blick ins sonnendurchflutete Ahr-Tal. Unter mir und in meinem Rücken die schon leicht rötlich und gelblich gefärbten Weinberge (es waren übrigens Lagen von Herrn Stodden, zwischen denen wir saßen), die wärmende Sonne und eine frische Windböe im Gesicht, mein significant other reichte mir Brot und Salami herüber…
Im Glas hatten wir einen grundehrlichen Wein (im besten Sinne) mit kräftiger rubinroter Farbe, dennoch mit eher eleganter als kräftiger Nase nach sattschwarzen Brombeeren und Holunderbeeren. Im Antrunk filigran, nicht allzu sehr von der fruchtig-kitschigen deutschen Spätburgunder-Art geprägt, sondern schon auf der seriösen Seite, dunkle Frucht, ich meine, auch etwas feine Mineralität geschmeckt zu haben, am Gaumen würzig und etwas tanninbitter. Der Alkohol ist perfekt integriert. Im schon eher mittellang als kurz zu bezeichnenden Abgang Anklänge von weissem Pfeffer … sauber und gut. Die Beratungsleistungen von Gernot Kollmann, der zuvor bei van Volxem und bei Knebel Kellermeister war, gehen wohl in die richtige Richtung. Ich finde, es ist zumindest ein guter Hinweis auf die Qualität eines Weinguts, wenn auch schon die Basisqualität interessant und angenehm trinkbar ist; insofern: kommt auf die „muss ich mal wieder etwas von trinken“-Liste. Mit Talblick aus kleinem Glas offen verkostet, undekantiert.
Vom Weingut, ca. 7 Euro, 82 Punkte (gut), jetzt bis ca. 2010