Philippi Pinot Noir „R“, 2004

Philippi Pinot Noir „R“, 2004

Deutscher, hochpreisiger Spätburgunder boomt – dem Vernehmen einiger Händler nach. Und doch „kränkelt“  der eine oder andere Top-Spätburgunder deutscher Herkunft weiterhin an einem altbekannten Problem, namentlich dem teilweise zu massiven Holzeinsatz, den so macher Winzer seiner Kresenz zukommen lässt. Dass hier manchmal etwas weniger Barrique viel mehr wäre, scheint sich nur langsam und mühsam durchzusetzen. Vielleicht habe ich aber auch nur das Konzept dieser EG und GG nicht verstanden. Oder es fehlt die Erfahrung, wie so manches EG/GG nach zwanzig- oder fünfunfzwanzigjähriger Reife schmeckt – falls der Wein da noch lebt. Wer hier leichte Zweifel heraus liest, tut dies schon zu Recht, denn die grundsätzliche außerordentliche Alterungsfähigkeit deutscher Spätburgunder, bis auf wenige Ausnahmen vielleicht, habe ich bislang nicht kennengelernt. Man möge mich auch nicht falsch verstehen – das ist kein Makel. Nur bitte, warum dann eine Holzschminke aufsetzen, die vorgibt, der Weine könne/müsse/solle so alt werden…?

Aber genug der Vorrede, die mit dem heutigen Wein auch eigentlich nichts zu tun hat. Allenfalls: der heutige Wein hat das Holz-Problem wohltuend nicht. Kräftig ist das Holz auch hier, aber es erschlägt den Wein nicht. Aber er gehört als „R“ ja auch nicht in die Spitze der Angebotspalette bei Koehler-Ruprecht. Und ob z.B. der „RR“ das Holz besser verträgt, gilt es noch zu ergründen…

Dunkles Rubinrot, ins Ziegelrot gehend. In der Nase eine kräutrige Sauerkirschfrucht, die – etwas laktisch – von Milchschokoladenschmelz und röstigen Noten stimmig begleitet wird. Mit mehr Luft wird der Wein zunehmend kräutrig und entwickelt ein sattes Spiel zwischen Frucht und gut eingebundenen Holznoten.

Schon voller Antrunk, eine Melange aus Waldbeeren, Kirschen und grünen Kräutern, sehr sortentypisch. Die Säure knackig, das Holz wird mit zunehmendem Luftkontakt schmelzig schokoladiger. Viel Kirschextrakt, ein leichter Speckanklang. Auch ein Hauch Malz…

Ein ausdruckstarker Verführer. Mit leichter Fruchtsüße, die von der Säure sofort an die Hand genommen wird. Wann immer man denkt, es könnte einmal kurz banal werden, kommen Holz und Säure und sorgen für Ernsthaftigkeit. Langer, kirsch-kräutriger Nachhall, bestens balanciert. Stimmiger Verlauf. Allenfalls etwas mehr Tiefe fehlt für mehr… dennoch aufgrund der Harmonie des Weines einer der Sorte „ausgezeichnet“.

1 Stunde in der Karaffe, danach offen probiert.

Aus dem Fachhandel, 26 EUR, 90 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2014 trinken

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