Georg Breuer Riesling Rauenthal Nonnenberg, 1997
Intensives, nahezu spiegelndes Grüngelb. Unmittelbar nach dem Aufziehen deutliche Firnenote und auch etwas Kellermuff. Da geht der Wein direkt für eine Stunde in die Karafffe und dann zeigte er sich, wie ich es bereits oft bei Breuer-Weinen erlebte, von einer ganz anderen Seite. Der Muff und die Alternoten nun gänzlich verschwunden. Jetzt die erhoffte klare, präzise gezeichnete Nase eines großen, gereiften Rieslings. Ausgeprägter kräuter-würziger Duft mit packendem mineralischem Spiel. Die Frucht zurückgenommen, aber grüne Apfelaromen und Zitrusfrüchte verleihen der Nase ein kühle Frische, feinfühlig mit den Graphit- und Feuersteinanklängen verwoben. Klassische, ein Tick strenge Rheingau-Stilistik mit feiner Firne und einer erdig-würzigen Grundausrichtung.
Pikant saftiger Auftakt im Mund. Ein Wein von mittlerem Körper und betont trockener Stilistik. Im vorderen Verlauf dominieren erneut die grünen Äpfel (Granny Smith) und Zitrusfrüchte. Sehr klar und animierend. Im weiteren Verlauf vermehrt Extraktsüße, die sich mit einer tiefen erdig-würzigen Mineralik verbindet, erinnert mich fast an etwas Humus oder Torf. Diese stimmige Kombination wird von einer pikanten, sehr reifen Säure getragen, die ohne jede Spitzen daherkommt, aber ihre Herkunft auch nicht verleugnet. Bis dahin sind wir voll auf 90+-Punkte Kurs. Dann zeigt sich aber doch das schwierige Jahr 1997, denn im Abgang kann der Wein diese Spiel nicht ganz durchhalten. Die Frucht zieht sich nach meinen Vorstellungen zu schnell zurück und so bleibt nur diese, durchaus angenehme Mineralik zurück. Mittlere Länge notiere ich ein wenig enttäuscht – das Fluch einer offenen Verkostungen und beim Nonnenberg sind meiner Erwartungen eben sehr hoch. Trotzdem ein sehr guter Wein, dem die knapp 15 Jahre in der Flasche gut getan haben und als Essensbegleiter zu bestimmten Speisen sein ganzes Potential ausspielen dürfte. Wird sich noch einige Jahr auf dem Niveau halten. Übrigens, der 97-Schlossberg liegt in dem Jahr spürbar darüber.
Vom Fachhandel, damals 18 DM, heute um die 60 Euro, 88/89 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2017