Emmerich Knoll Riesling Ried Schütt Smaragd, 1999

Emmerich Knoll Riesling Ried Schütt Smaragd, 1999

Einmal im Jahr bin ich beruflich in Las Vegas. Nachdem ich mich beim ersten Mal erfolglos am Glücksspiel versucht habe, gebe ich mein Geld seitdem lieber für gutes Essen aus. Wer einen kulinarischen Reisetipp benötigt: Mit Vegas liegt man nicht verkehrt. Ich lasse mich gerne von Kundigeren korrigieren, aber die 2,5 Meilen Strip zwischen Wynn/Encore und Mandalay Bay dürften in etwa die höchste Dichte an Restaurant-Qualität weltweit aufweisen. Ähnliches gilt für die Weinkarten: Wer gerade eine sechsstellige Summe am Pokertisch gewonnen hat, möchte natürlich als nächstes einen 82er Mouton aufziehen. Mit $26.000 sind Sie dabei.

Vergleichsweise günstig gibt es Riesling. Der Schütt von Knoll ist mir aus anderen Jahrgängen in bester Erinnerung, hier im Blog ist er so eine Art Hauswein. Wir hatten bereits den 2000er, gleich nochmal den 2000er, den 2004er, 1997 und 2003 in einer Probe, 2008 und eben den 1999er. Als ich ihn auf der „Weinkarte“ (es war ein iPad) entdeckte, war die Wahl gefallen.

Er kam ohne Dekantieren ins viel zu kleine Glas. Beide Fehler wurden vom Kellner dankenswerterweise schnell behoben. Wüsste ich den Jahrgang nicht, beim ersten Schnüffeln ergäbt sich für mich keine Ahnung, wie alt dieser Wein ist – niemals wäre ich auf das letzte Jahrtausend gekommen. Null Firne, immer noch sehr frisch, gelb-grüner Apfel, dezente Steinfrucht. Mit mehr Luft öffnet sich eine tiefe Struktur mit viel Stein und etwas Rauch. Tiefe ist das Wort, das über allem stehenbleibt.

Der erste Schluck enttäuscht zunächst. Vor allem schmecke ich Säure. Hier wird klar, dass wir ihm erstmal eine halbe Stunde Verschnaufpause einräumen müssen. Und es lohnt sich. Im Mund changiert der Wein hin und her, auch hier zeigt sich wie in der Nase schon vor allem Tiefe. Und: Länge. Fruchtnoten wollen mir nicht einfallen, ganz hinten zeigt sich ein ganz dezente (Frucht?)Süße, über den ganzen Mund verteilt eine äußerst vitale Säure. Ganz tolle Struktur, enorm komplex und elegant.

Die Flasche ist viel zu schnell leer. In unserer Verkostung von vor über vier Jahren bescheinigen wir dem Wein, dass er „trotz seines Alters viel Druck am Gaumen“ entwickelt. In der Zwischenzeit hat sich nichts daran geändert. Ein altersloser Wein.

Im Restaurant, $130.-, 93 Punkte (ausgezeichnet), jetzt trinken oder auch noch liegen lassen

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