Weingut Seeger Heidelberger Weißer Burgunder trocken, 2014
Der Trend zu Weinen unter 13 Prozent Alkohol ist eindeutig im Kommen, und das gefällt mir gut. Denn vor allem bei Flaschen, die ich wirklich trinken und nicht nur verkosten möchte, merke ich jedes halbe Volumenprozent. Auf der Suche nach etwas Passendem mit schönem Körper, aber eben dafür nur hinreichend genug Alkohol griff ich zu diesem Weißen Burgunder vom Weingut Seeger.
Ganz helles Gelb im Glas, weiße Reflexe, in der Nase konzentrierte Kernfrucht-Aromen, flankiert von frischen grünen Kräutern, etwas Waldmeister. Im Antrunk dann ein schöner aromatischer Ausdruck, Ananas, in ganz konzentrierter Form, dazu vegetabile Noten, etwas Sellerie. Der Wein ist dicht, aromatisch richtig nachhaltig und hat eine weiche, sehr charmante und zugängliche Textur. Und doch, und das macht seine Qualität aus, kommt über die deutliche Säure ein kühler, frischer Zug hinein. Hinten packt der Wein nochmal richtig zu, er bietet Länge mit schönen vegetabilen Noten und einer ganz leichten Nussigkeit, und am Ende bleibt sogar noch Salz auf der Zunge liegen. Was dabei obendrein sehr gut gefällt, sind die 12,5% Alkohol, die aber reichen, dass der Wein einen richtig schönen Körper aufbaut.
Ich ertappe mich auch immer mehr dabei, anstatt auf Fleisch auf dann aber gerne kräftigere Gemüsegerichte zu setzen. Das hier ist ein idealer Wein dafür. Ich trank ihn zum letzten Spargel in diesem Jahr. Er bietet die Opulenz und Kraft, um es mit einer etwas kräftigeren Sauce oder sogar zerlassener Butter aufzunehmen, und baut eine aromatische Brücke zu den gemüsigen Aromen. Die Säure erfrischt, die Salzigkeit versteht sich vortrefflich mit der Würze des Essens.
Nach dem Chardonnay S vom Weingut waren meine Erwartungen ja schon etwas höher, und ich bin auch von diesem Weißburgunder überrascht und angetan. Bei Erhalt des Weinpakets war ich gespannt darauf, ob Thomas Seeger eine Handschrift in seinen Weinen zu erkennen gibt. Und auch in diesem kleineren Wein – und darauf kommt es ja bekanntlich an – zeigt sich diese deutlich. Opulenz andeuten und den Wein dann tief frisch wirken lassen, das ist gekonnt. Und das im Brot-und-Butter-Segment. Dieser Wein liegt unter der 10-Euro-Grenze und ist dort ein herausragender Wert! Und, ganz aktuell, absolut passend für heiße Tage.
Vom Weingut, ca. 9 Euro, 88 Punkte (sehr gut), jetzt oder in den nächsten zwei Jahren trinken