Ein Nachmittag bei Berens am Kai in Düsseldorf

Ein Nachmittag bei Berens am Kai in Düsseldorf

Freitag bei Behrend am Kai2 (1 von 1)Nach all den Arbeitsproben der letzten Zeit war es mal wieder Zeit Wein aus reiner Freude zu erleben. Und so freute ich mich auf einen genußvollen Freitagnachmittag mit großen Weinen, exzellenter Küche bei Behrens am Kai in Düsseldorf (www.berensamkai.de). Die Rund war klein, sehr klein und so konnten wir jeden Wein lange begleiten und aus dem Nachmittag wurde Abends und aus Abends wurde Nachts. Schön wars.

Freitag bei Behrend am Kai (1 von 5)Es ging los mit einem herrlich gereiften 1992er Chambertin-Clos des Beze von der mir völlig unbekannten Domaine Duroche. Die Farbe ging schon ins bräunliche und lies einen weit entwickelten Wein erwarten, der war er auch im Mund, verbot sich aber jede terziäre Aromatik, sondern war wunderbar gereift, mit satten roten Beerenfrüchten, viel Himbeere, intensive Kräuterwürze, eher milde Säure, ein sanfter Burgunder mit viel Charme und Harmonie 92/100. Anschließend ein weitere Burgunder aus dem Jahr 1992. Der Chapelle-Chambertin von Pierre Damoy konnte zunächst voll überzeugen, baute aber mit der Weile leider etwas ab. Es tratt ein deutliches Brett in der Nase auf und auch am Gaumen wurde er immer spröder. Vermutlich eine nicht optimale Flasche. Zu Beginn sehr würzig, mit animalischem Einschlag, sofort als Gevrey-Chambertin zu erkennen, eher dunkle Frucht nach Pflaumen und Schwarzkirschen, etwas pikanter Säure, noch sehr jugendlich, gute Länge 92/100.

Freitag bei Behrend am Kai (2 von 5)Danach kam ein grandioser Wein aus Südafrika ins Glas. Der 1976er Oude Libertas Cabernet Sauvignon war ein herrlich gereifter, in sich ruhender Wein, ohne jede Alterserscheinung, fein gereifte Cassisfrucht, Schwarzkirschen, herrlich integrierte Holzaromen, gecrunchte Kräuter, eine einzige Harmonie und sehr lange am Gaumen 94/100.

Freitag bei Behrend am Kai (3 von 5)Die Sonne war unter gegangen und so zogen wir von der Terrasse ins Innere um. Weiter ging es mit einem Traumflight mit dem 1986er-Penfolds Grange und dem 1990er-Latour. Der Penfold noch ein Baby mit opulenter, süßlicher und leicht dicklicher Frucht, intensiver Mineralität und verspielter Säure, ein einziger hedonistischer Genuss, den ich persönlich aber nochmals 10 Jahre legwegen würde 93+/100. Perfekt gereift präsentierte sich hingegen der Latour. Viel ernsthafter und komplexer als der Penfolds, ein ganzer Sack von Grafit und schwarzem Stein, dazu eine betrörende Cassis und Sauerkirscharomatik, sehr fein und gewogen, am Gaumen saftig, mit Zitrusanklängen, animerend, beweglicher Verlauf, herrlich feine Säure, ungemein nachhaltig, ein großer Bordeaux 96/100.

Freitag bei Behrend am Kai (4 von 5)Dann ging es nach Italien mit zwei bekannten Größen. Zunächst gab es einen noch so jugendlichen 1964er-Giacomo Conterno Barolo. Der war sofort als Piemonteser zu erkennen mit seiner intensiven Lacknote, dunkler Beerenfrucht, kandierte Zitrusfrucht, am Gaumen dicht gepackt, mit ganzen Bächen von Kirchen und Blaubeeren, der Alkohol steht recht hoch, aber noch im Rahmen, packende, ja pikante Säure, sehr langer Nachhall 90/100. Noch eine Stufe besser dann der 1988er-Sperss von Gaja. Das ist perfekter Barolo, denn hier stand der Alkohol nicht so hoch. Ein feiner, harmonischer Wein mit typischer Barolo-Frucht, am Gaumen samtig, saftiger Auftakt, weiche, aber hinreichend verspielte Säure, diverse getrockente Kräuter, steinwürzige Mineralität, animierend zu trinken, die Flasche leerte sich in dramtischer Geschwindigkeit 94/100.

Als Betthupferl des Abends kam noch der 2013-Kabinett aus dem Schubertlay von Julian Haart auf den Tisch. Kabinett wie ich es liebe. Großer aromatischer Ausdruck bei 7,5 % vol. Alkohol, da spucke selbst ich nicht mehr. Ein Kabinett auf dem noch der Tau liegt, ganz jugendliche Steinfrüchte, weiße Johannisbeeren, teilweise noch etwa brausige Fruchtansätze, im Mund herrlich animierend zu trinken, was an der pikanten, aber niemals übermäßig fordernden Säure liegt, Schiefernoten begleiten über den Verlauf die Frucht, gute Zug 91/100.

Herzlichen Dank an alle, die an diesem Abend beteiligt waren.

 

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