Heymann-Löwenstein Uhlen B Schieferformation Blaufüßer Lay, 2008

Heymann-Löwenstein Uhlen B Schieferformation Blaufüßer Lay, 2008

Heymann-Löwenstein Uhlen B, 2008 (1 von 1)Nach all den Jungwein-Verkostungen der letzten Zeit, war die Sehnsucht nach einem gereiften Riesling groß. Ich griff recht zufällig in mein Kühlregal und hielt den 2008er-Uhlen B in der Hand. Kurzerhand fummelte sich mein Korkenzieher durch die nervige Wachskapsel und beförderte einen schon recht durchgeweichten, mürben Korken aus der Flasche. Weine von HL brauchen Luft, also ging es vorab für 60 Minuten in die Karaffe.

Meiner erste Eindruck war ernüchternd. Der Wein duftete nach einem Riesling, der schon weit entwickelt ist und davon nicht sehr profitiert hat. Kartoffelschalen, altholzige Noten, ranzige Aromen, hochreife, ja übereife gelbfleischige Noten, eine etwas diffuse rauchige Mineralität im Hintergrund, dazu Wachs, Honig und ein süßlicher Eindruck – wo war nur die Kühle, die der Blaufüßer Lay, als elegantester Typ der Uhlener-Weine, gerne innehat? Im Mund wirkte er müde, süß, altholzig, wachsig und breit. Mit wenig Hoffnung kippte ich den Wein wieder in die Flasche zurück und stellte ihn in den Kühlschrank zurück. Ich ging zurück zu meinem Kühlregal und holte eine andere Flasche…

Nächster Abend: Mit gedämpfter Hoffnung dekantierte ich den Wein erneut und schenkte mir nach einer Stunde nochmals ein Glas ein. Nun finde ich ein glockenklares Bukett vor, keine Spur mehr von altholzigen Noten, neben einer feinen gelbschaligen Apfelfrucht, notiere ich vielschichtige Kräuteraromen, leicht ätherisch, kandierte Zitronen, erhitzter Fels, noch durchaus jugendlich und eben glockenklar. Wow! Am Gaumen ebenso überzeugend, denn jetzt hat der Wein die Kühle, die ich vom einen Uhlen B erhoffe, frucht-saftiger Auftakt, erneut feine und jugendliche gelbe Apfelfrucht, hinzu kommt eine verspielte Säure, 2008 eben, der Wein ist durchaus konzentriert, aber weder die Süße, noch seine Dichte laufen aus dem Ruder, er lässt sich nun ungemein animierend trinken, feiner Zug über den Verlauf, getrockente Kräuter und die felsige Mineralität bringen Klasse in den Wein, dazu noch eine feine Cremigkeit, der Wein hat schmeckbare Restsüße ist aber meilenweit von einem halbtrockenen Wein entfernt, nein er ist harmonisch, guter, aber nicht außergewöhnlich langer Nachhall, muss aber nicht, ich schenke mir gerne zügig nach. Ein ausgezeichneter Riesling, der Herkunft zeigt und in diesem Zustand noch eine lange Zukunft vor sich hat.

Dieses Erlebnis zeigt mir wieder die Schwierigkeiten von Primeurveranstaltungen und von Proben mit zahlreichen hochwertigen Weinen bei denen ich dem einzelnen Wein nur wenige Minuten Aufmerksamkeit gewähren kann. Dieser Wein wäre grandios in solchen Proben gescheitert – gänzlich zu unrecht.

Vom Fachhandel, ca. 25 Euro (damals), 92 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2023

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