Domaine André et Mireille Tissot Chardonnay “La Mailloche” Arbois Jura, 2012
Wenn man in diesen Chardonnay hineinriecht meint man in einer Backstube zu stehen, in der gerade mit gerösteten Haselnüssen und Mandeln hantiert wird. Hinzu kommt prägnante Würze von getrockneten Wildkräutern, wie ich sie sonst nur vom Shiraz kenne. Im Hintergrund zeigen sich quitschlebendig ein Hauch Zitrusabrieb und die typische vom Kalkstein geprägte rauchige Mineralität. Das Beste von allem ist jedoch die fehlende Süße vom Neuholz, wie man sie so oft von burgundischen oder auch deutschen Chardonnays kennt. Es fehlt jede Schwülstikeit und jeder Kitsch. Kein Wunder, denn der Wein wurde ausschließlich in gebrauchten großen Fässern ausgebaut – Stéphane Tissot kann neue Barriques, soweit ich weiß, nicht so viel abgewinnen. Großes Bukett macht sofort große Vorfreude.
Am Gaumen – klar der Wein ist vielleicht noch etwas jung, aber schon heute ist er schlichtweg ein Genuß, denn auch hier kann der Chardonnay zeigen was er kann, denn er muss sich nicht erst Jahre durch die süße Neuholzwand kämpfen. Glockenklarer Aufakt mit ausladender Würze nach diversen Kräutern, die Säure tänzelt beschingt auf meinem Gaumen, die Mineralität schmeckt salzig-würzig, von dem oxidativen Ausbau nehme so gut wie nichts wahr, nur die Gebäcknoten lassen ein langes Hefelager vermuten, aber gerade diese Noten passen so herrlich zu den gerösteten Nüssen, die den Wein auch im Mund prägen, zeigt immer wieder neue Nuancen an, sehr guter bis langer Nachhall.
Einfach großartig und unbedingt eine Empfehlung wert. Wird sich vermutlich noch verbessern, aber sein würzig-nussiger Charakter ist schon heute ein Genuß.
Vom Fachhandel, 28 Euro, 91 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2022+