Weingut Georg Breuer Rauenthal Nonnenberg Erstes Gewächs, 1998

Weingut Georg Breuer Rauenthal Nonnenberg Erstes Gewächs, 1998

Breuer Nonnenberg, 1998 (1 von 1)Wie lange muss großer trockener Riesling reifen, bis er sein ganzes Potenzial entfaltet hat und er so zu einem besonderen Genuss wird? Ich habe darauf keine Antwort, und vermutlich gibt es eine solche auch überhaupt nicht. Aber die Flasche dieses 98er Nonnenbergs präsentierte sich über die Feiertage derart sensationell, dass es für ihn nur eine Antwort gibt: genau bis Weihnachten 2015, genau diese ca. 17 Jahre hat er benötigt, um sein Extrakt, seine Süße und seine Aromen so zu harmonisieren, dass er sich mir die Feiertag über als stets großer, gereifter Riesling präsentieren konnte.

Bereits die helle, blassgelbe Farbe mit den strahlenden Reflexen überrascht. Nach 10 Minuten in der Karaffe präsentiert sich der Riesling aus Rauenthal glockenklar ohne jede Anzeichen von Reifenoten, weder eine Petrolonote noch einen anderen Reifeton nehme ich wahr. Präsente und komplexe Blume von getrockneten Zitrusfrüchten, braunen Tabakblättern und jugendlichen Pfirsichen. Dazu ein Hauch weißer Pfeffer und Safran, der übergeht in röstige Noten, feine Holzkohle, Basaltstein, insgesamt ein mineralisch-würziger Hintergrund, die klare Rieslingfrucht steht jedoch im Vordergrund, mit der Zeit zeigen sich sogar noch rote Beeren. Insgesamt hochfein und glockenklar – ein Musterbeispiel dafür, was ein Riesling aus dem Rheingau kann.

Am Gaumen fällt sofort die hohe Extraktdichte des Weines auf, saftiger und fruchtbetonter Antrunk, erneut jede Menge Zitrusfrüchte, kandierte Äpfel, Schalen von Pfirsichen. Man merkt ihm das warme Jahr an, was ihm aber unheimlich gut tut. Denn von seiner ganzen Ausrichtung ist er ein feiner, eleganter Riesling, und mit seinen 12 % vol. fällt natürlich auch der Alkohol nie störend auf. Auch im Mund zeigt er sich zwar in seiner Entwicklung etwas gereifter, aber auch hier null Altersnoten. Vielmehr läuft er bei allem Zug sehr entspannt über den Gaumen und kann so mühelos sein ganzes Aromenrad auffächern, besonders die Mineralität spielt neben der saftigen Frucht, u.a. mit roten Beeren, Cassisblatt, Stein- und Kernobst, die erste Geige, herrlich röstiger Ansatz, Rauch, Tabak, erhitzter Stein und verbrannter Kohl sind Aromen, die ich über die Tage immer wieder deutlich erlebe, hin und wieder auch Feuerstein und Graphit. Der Wein ist nun vollkommen erblüht und erlaubt jeden Einblick in seine tiefe Höhle, die Säure präsent, aber perfekt von Extrakt umkleidet, niemals spitz oder ruppig, eher geben die vorhandenen Phenole dem Wein noch eine jugendlich anmutende Struktur, zuweilen an Bittermandeln erinnernd.

Ihr seht, ich bin restlos begeistert und dankbar für diesen Weinmoment. Der Nachhall ist ungeheuer lang und in ihm zeigen sich nochmal die ganzen Facetten dieses Ausnahmerieslings. Er hat sich über zwei Tage immer weiter entwickelt, daher vermute ich noch eine gewisse Zukunft, auf der sich dieser Nonnenberg weiter auf seinem Höhepunkt halten kann. Einer der besten Rieslinge, die ich dieses Jahr im Glas haben durfte. Aus guten Kellern noch jede Suche und auch eine höhere Investition wert.

Vom Fachhandel, 20 DM (lang ist´s her), 96 Punkte (groß), jetzt trinken

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