Lanius-Knab Riesling Spätlese Engehöller Goldemund, 2002

Lanius-Knab Riesling Spätlese Engehöller Goldemund, 2002

Im Glas ein helles Zitronengelb, für das Auge keine Anzeichen von Altersreife. Die feine Nase bietet kräuterigen Weinbergspfirsich, umhüllt von einer feinwürzigen schieferigen Petrolwolke. Im Mund eine weiche, aber noch schön runde Säure, dazu eine cremige Süße, Aromen von weißem Pfirsich und aromatischen Küchenkräutern, darunter Majoran, Muskatnuss. Ein schönes Zusammenspiel von würziger Mineralik, animierender Säure und kräuteriger süßer Frucht — alles nicht überbordend, sondern auf elegantem Niveau. Auch der Abgang ist ordentlich, wenn man hier auch am ehesten merkt, dass die Kraft langsam nachlässt. Stellvertretend für die anderen höherwertigen Weine von Lanius-Knab (die einfachen Gutsweine ausgenommen) entfaltet sich auch diese restsüße Spätlese erst drei Stunden nach Öffnen der Flasche und mit einmaligem Hin- und Herdekantieren. Auch andere Weine von anderen Winzern brauchen das, vor allem Spontanvergorene wie die von Lanius-Knab, nur präsentieren sich diese vor dem aufwändigen Dekantieren meist nicht so kraftlos und unharmonisch. Oder gar fehlerhaft. Das 2004er Große Gewächs aus dem Engehöller Bernstein musste zuletzt über viele Stunden förmlich wiederbelebt werden. Direkt nach dem Öffnen ungenießbar (fast wie umgekippt), brauchte es ein zweimaliges Doppeldekantieren und sechs Stunden in der Kühlung und im Dekanter, um dann plötzlich wieder in seiner vollen Pracht zu erstrahlen. Gelinde gesagt, mitunter macht das Mühe. Und dem etwas unerfahrenen Weintrinker zu vermitteln ist das schon gar nicht. Aber das Warten lohnt sich. Die Weine haben eine besondere, hintergründige Strahlkraft und eine tiefe, natürliche Finesse.

Vom Weingut, 8,60 Euro, 87 Punkte (sehr gut), jetzt trinken

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