Pierre Frick Sylvaner Bihl, 2004
Pierre Frick aus Pfaffenheim unweit von Colmar steht für Bio, genauer gesagt für unheimlich viel Bio. Seine Weine tragen das Demeter-Zertifikat, sein Weingut gehört zur von Nicolas Joly ausgerufenen „Renaissance des Appellations“, seine Weinberge werden streng biodynamisch nach dem Mondkalender von Maria Thun bewirtschaftet, und auch im Keller setzt Frick auf schonende Methoden unter Verzicht auf Temperaturkontrolle, Gärkontrolle, Hefe- oder andere Zusätzen. Auch an Schwefel bekommen die Weine von Pierre Frick besonders wenig ab, einige sogar gar nichts. Die besondere Behandlung schmeckt man den Weinen an. Sie haben (meist interessante) Ecken und Kanten, oft etwas Restsüße und eine unverkennbare oxidative Note. So auch der Sylvaner Bihl. Im Glas ein klares, mittleres, leicht perlendes Zitronengelb. Schon die intensive Nase verrät sofort den Winzer. Leicht oxidative Noten, dazu weiße Blüten, Akazienhonig. Hinzu kommen wunderbar frische, aromatische Noten von grünen Apfeln, Staudensellerie, Wurzelgemüse, alles verbunden mit einer leicht jodigen Salzigkeit. Im Mund beeindrucken ein kraftvoller Druck, viel Biss und eine kristalline Salzigkeit. Dazu kommen opulente Aromen und ein kühlender Abgang. Volle Kraft, trotz des Alters. Der Wein wurde zu Spargel mit einer schaumig-buttrigen, leicht zitronierten Sauce Hollandaise gereicht. Eine passende und interessante Kombination: Die ausgeprägte Aromatik, leichte Süße und Würzigkeit ergänzen sich mit dem Essen zu einiger Opulenz. Die Struktur und Mineralität des Weins gibt der buttrigen Sauce Halt und Frische. Sylvaner muss eben nicht primärfruchtbetont, schlank, säurebetont oder knochentrocken sein. Ganz im Gegenteil — dieser ist einer der besten, die ich bisher im Glas hatte, obendrein zu einem phantastisch niedrigen Preis.
Vom Weingut, 6,70 Euro, 87 Punkte (sehr gut), jetzt trinken