Chateau Chasse-Spleen Moulis en Médoc, 1986

Chateau Chasse-Spleen Moulis en Médoc, 1986

Chasse-Spleen 1986 (1 von 1)Kompaktes Purpurrot mit orangefarbenen Reflexen. Zarter Wasserrand. In der Nase reife Paprika, viel Cassis, Brombeere, holzwürzige Kakao-Nase, ein wenig alkoholisch und leichte Reifenoten. Im Mund viel reifes Cassis, überraschend saftig und animierend. Auf dem Punkt weiche Tannine, harmonische Holzwürze nach dunkler Schokolade und noch leicht feuchten Tabakblättern. Ätherische Noten mit einem Hauch von Minze und Küchenkräutern erfrischen den Gaumen und halten den Wein eher schlank und filigran. Nach längerer Belüftung werden die Schokoladennoten etwas heller, und zur schwarzen Johannisbeere paart sich ausgezeichnet eine dunkle Kirschfrucht. Die Säure fügt sich gut ein. Der eher kühle Abgang ist nicht endlos lang, aber schön aufgefächert. Endet auf einer sauberen Cassis-Frucht, nachhaltigen mineralischen Noten und einer schönen Prise Zigarrenkiste. Der stimmiger Moulis von mittlerem Körper hinterlässt einen sehr guten Eindruck und hat wohl so eben seinen Höhepunkt erreicht. Sechs Stunden in der Karaffe, offen verkostet.

Bei Freunden, ca. 15 Euro (damals), 88 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2014


[06. Oktober 2013] Die Nase präsentiert unmittelbar nach dem Aufziehen eine geöffnete, in sich ruhende BDX-Blume wie sie typischer kaum sein kann, wenn wie dieser Wein überwiegend vom Cabernet Sauvignon geprägt ist. Rotes Paprikapulver, dunkle Beeren, überwiegend Brombeeren und reife Johannisbeeren vermählen sich gekonnt mit einer schokoladigen Holzwürze, wirkt noch sehr frisch, aber wie gesagt vollkommen entwickelt, keine ganz große Tiefe, aber meine bereits ambitionierten Hoffnungen wurden übertroffen. Im Mund von mittlerem Körper, im Antrunk dunkle Beerenfrüchte, viel Cassis, die Holzwürze zeigt herbe Noten, dunkle Herrenschokolade, getrocknete Kräuter, wenig Charme, die Nase hätte einen weicheren Wein vermuten lassen, aber so zeigt er ganz deutlich seine Medoc-Herkunft, wobei ich blind eher auf einen Haut-Medoc und nicht einen Moulis getippt hätte, im weiteren Verlauf kommen Anklänge von Minze und Brombeeren auf, die Säure hat Spiel und Kraft, fügt sich aber wie das Holz gut ein, wobei mich über den gesamten Verlauf der herbe Touch von einer Zigarrenkiste begleitet, muss man schon mögen, eindeutig als Essenswein komponiert, die Tannine sind gänzlich abgeschmolzen, mittlerer Nachhall mit deutlichem Cabernet-Ausdruck.
Den Wein hatte ich vor gut drei Jahren hier bereits schon einmal besprochen. Er zeigt sich eigentlich wenig verändert, wobei ich meine Notiz nun unmittelbar nach dem Aufziehen verfasst habe. Dadurch wirkte er insgesamt deutlich jugendlicher, aber auch etwas herb und wenig charmant. Er wird vermutlich mit längerer Belüftung am Gaumen etwas harmonischer und weicher. Meine ursprüngliche Trinkprognose erscheint mir heute als zu konservativ, denn hier ist keine Eile geboten – gute Herkunft, bzw. gute Lagerung vorausgesetzt, denn in drei Jahren ist der Kerl 30 Jahre alt.
Erneut ohne Mühe 88 Punkte, jetzt bis 2019

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