Michel Grauburgunder Achkarrer Schlossberg Spätlese trocken *** , 2008
Das Weingut Michel ist mir vor drei Jahren zum ersten Mal bei einem hiesigen Händler aufgefallen, und seitdem steht es auf der Besuchsliste für Reisen ins Südbadische. Das Angebot ist erfreulich überschaubar (im Wesentlichen jeweils drei Qualitäten aus Weiß-, Grau- und Spätburgunder), die Atmosphäre geschäftsmäßig und dennoch familiär, und nach einer halben Stunde fährt man glücklich und mit einem Kofferraum voll toller Weine vom Hof. Die Reben von Josef Michel stehen überwiegend am Achkarrer Schlossberg, einer nach Süden ausgerichteten steilen Flanke des Kaiserstuhls mit dunklem Vulkanverwitterungsboden. Man ahnt, dass hier keine leichten Sommerweinchen wachsen. Die Grauburgunder Spätlese ***, der Top-Grauburgunder des Gutes, war mir schon vor Ort Ende Mai erstaunlich zugänglich vorgekommen. Ein guter Kandidat daher für einen weiteren Test der 2008er aus Baden. Im Glas ein helles, strahlendes Gelb mit leichten rötlichen Reflexen. Der Wein bietet tatsächlich schon einiges an, die Nase kräftig und differenziert, mit Trockenblumen, reifer Honigmelone und einem nussigen Ton; die für den Schlossberg typische rauchig-kräuterige Mineralik unterstreicht den Ernst der ganzen Angelegenheit. Ganz leicht scheint mir der Alkohol spürbar. Im Mund trocken, sehr mineralisch, wieder ein kleiner Nusstouch, etwas reife gelbe Birne. Viel Frucht ist hier jedoch augenblicklich nicht erkennbar. Stattdessen beeindruckende Struktur und viel Wucht, das alles zieht sich konsequent durch von der Zungenspitze bis in den guten Abgang. Der Wein dürfte noch besser werden, seine Aromen noch deutlicher entfalten und harmonischer verbinden. Aber ihn im jetzigen Zustand zu probieren, war alles andere als harte Arbeit. Klasse. Doppelt karaffiert, zwei Stunden belüftet.
Vom Weingut, 14 Euro, 89+ Punkte (sehr gut), 2011 bis 2014