Heinrich Vollmer Riesling QbA trocken, 2008

Heinrich Vollmer Riesling QbA trocken, 2008

2008-VRNeulich hatten wir Gäste. Gäste, die keinerlei Bezug zum Wein haben. Und das auch partout nicht ändern wollen. Wo jeder missionarische Ansatz nur verschenkt ist und einem die Metapher von den Perlen und der Sau nicht aus dem Hirn gehen mag… ich habe mit diesen Menschen schon einige schöne Weine aufgezogen und – das mag man mir bitte nicht als falsche Knauserigkeit auslegen – mich am Ende des Abends irgendwie doch ein wenig geärgert, weil diese Weine in bierartiger Manier geleert wurden. Ansetzen, langer Zug, dann: „Haste noch?“ Ich mag diese Menschen und mag Sie auch gerne wieder zu uns einladen. Aber es macht keinen Sinn, Ihnen „gewisse“ Weine vorzusetzen. Nun galt es also für eine spontane Einladung einen Kompromiss zu finden, mit einem Wein, der mir nicht das Entsetzen ins Gesicht treibt, aber dennoch genug „Ausrede“ gibt, andere Weine verkorkt zu lassen. Es gibt einen Online-Händler, der derartigen Weinen sogar eine eigene Kategorie zuordnet: „Die Rettung – gute Flaschen für anspruchslose Gäste“, heisst es da. Auch wenn ich diesen Wein nicht bei diesem Händler bezogen habe, sondern zeitnotgedrungen im Lebensmitteleinzelhandel, musste ich ein wenig schmunzelnd an diese Rubrik denken, als ich an der Kasse stand…

Helles strohgelb. In der Nase leicht hefig-primärfruchtiger Pfirsich sowie deutlich erdige Zitrus – und Grapefruittöne, auch ein ganz, ganz leichter Lackton. Saftig und erdig-würzig im Antrunk, mit Zitrusnoten, gerade schon mittlerer Körper, mäßig tief, am Gaumen kommt der Alkohol etwas zu deutlich durch und überdeckt die erdigen Zitrusnoten im knapp mittellangen Abgang, etwas Schmelz. Leichter Säureüberhang. Auch am zweiten Abend mit wenig Veränderung. Nicht komplex, aber sortentypisch, sauber und recht süffig. Nur etwas weniger Alkohol (13%) hätte bei der vorhandenen Struktur vielleicht doch noch besser gepasst.

Mein Fazit: man konnte den Wein gut trinken, ohne dass ich eine zweite Flasche — in der Küche versteckt — hätte bereit halten müssen. Und was die Gäste gesagt haben? Na klar: „Haste noch?“. Offen und undekantiert probiert.

Im Lebensmitteleinzelhandel, 5 Euro, 78 Punkte (ordentlich), bis 2010.

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