Peter Jakob Kühn Riesling Mittelheim St. Nikolaus 3 Trauben, 2004

Peter Jakob Kühn Riesling Mittelheim St. Nikolaus 3 Trauben, 2004

2004-KMN3TrDass jede Verkostungsnotiz, gleich mit wieviel Ruhe, sensorischer Erfahrung und Gewissenhaftigkeit des Verkosters erstellt, eigentlich doch nur eine Momentaufnahme darstellen kann, soll (mir) dieser Eintrag ein wenig in Erinnerung rufen. Der Wein wurde Mittwochs zunächst fünf Stunden in der Karaffe belüftet, danach in die Flasche zurück gefüllt und am Freitag Abend, also nach 48 Stunden, zum ersten Mal probiert. Ein Rest, gut ein Glas voll, überlebte den Abend und wurde am späten Sonntag Abend, nunmehr knapp 100 Stunden nach dem Zeitpunkt der ersten Öffnung, erneut probiert. Das Ergebnis nehme ich vorweg: ich habe doch deutliche Zweifel bekommen, ob ich diesen Wein blind wiederkannt hätte, obwohl ich ihn zwei Tage zuvor bereits im Glas gehabt hatte und es Wein aus der gleichen Flasche war, den ich da im Glas hatte; denn seine Fruchtkomponente hatte sich inzwischen mit weiterer Luft merklich abgewandelt, von den freitäglichen Aprikosen war nichts mehr vorhanden. Die kräutrige Handschrift seiner Herkunft zeigte er zwar nach wie vor erkennbar, aber die Frucht…?! Verrückt. Aber spannend.

Goldgelb mit dunklem Kupferrotstich. Die komplexe Nase wird dominiert durch einen Duft von saftiger Maracuja (!), dies wie in einer Fruchtessenz, pur und füllig, aus dem Glas drückend, dahinter dringen verhaltener Wiesenkräuter, etwas Akazienhonig, Heu und kalter Rauch in die Nase. Auch im Mund dominiert die Maracujafrucht, diese glockenreine Frucht ist wirklich ein Vergnügen, dazu herbe Kräuter, viel, fast schon strenge Mineralität, Rauch, ein leichter Gerbstoff findet sich auch. Viel Alkohol, so gerade noch eingebunden. Lebendige Säure. Der Abgang bleibt mittellang mit einem Wechselspiel von bissiger Mineralität und Maracuja und einer feinen Salzigkeit stehen. Ich sollte noch erwähnen, dass ich keinen Luftton feststellen konnte, also, dass der Wein durch die lange Belüftung in oxydativer Hinsicht sensorisch noch nicht negativ beeinflusst wurde.

Man mag nun von dem Ergebnis halten, was man mag. Als planbarer oder gar spontaner Weingenuss empfehlen sich die Kühn-Weine in der Erste Gewächs-Kategorie jedenfalls nur mäßig (dies gilt nach meiner Erfahrung zumindest für die Jahrgänge 2003 bis 2006). Interessant wird eine mehrtägige, glasweise Beobachtung der „3-Trauben-Weine“ aber allemal. Und beim nächsten Mal ist alles wieder anders… Offen verkostet, mit „moderater“ Luftzufuhr nachprobiert.

Ab Hof gekauft, 17,80 Euro, 90 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2012 (?)

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