Dönnhoff Riesling Oberhäuser Brücke Spätlese, 2004
Revoco! Hatte ich bei Verkostung dieses Weines noch verkündet, mir sei diese Spätlese „locker 90 Punkte“ wert, muss ich mir nun mit ein wenig Abstand eingestehen, dass dies dann doch ein ganz klein wenig zu wohlwollend war. Denn, bei etwas objektiver Betrachtungsweise (nur mir selbst gegenüber) muss ich zugestehen, dass er ein „ausgezeichnet“ nicht erreicht, ein „sehr gut aber wirklich verdient hat. Glücklicherweise muss ich mich nun nicht in den Staub legen, sondern kann in aufrechter Haltung sitzend wie folgt neu formulieren:
Helles strohgelb mit leicht grünlichen Reflexen. In der subtilen Nase finden sich feinsaftige Zitrusfrüchte, ein mit Zitruscreme gefüllter Keks, der Duft ist ungemein fein und verspielt, dazu kommt noch ein leichter Schwefelton und schwach vernehmbare Reifetöne. Im Mund ist dieser Wein feminin und leise, die Zitrusfrucht fächert sich sanft über die Zunge, umspielt von einer leichten Mineralik und einer hauchzarten Süße, die zugleich dezent und substantiell Freude bereitend ist. Verwoben ist die Frucht wieder mit süßen Butterkeks, ein feiner Gerbstofffilm legt sich über den Gaumen, dies stört hier aber gar nicht, sondern bereichert den Wein nochmals. Elegant in zeitlos schönem Stil. Allein, wenn man auf hohem Niveau meckern wollte, der mittellange Abgang kommt mit diesem Niveau in seiner Verspieltheit nicht ganz hinterher und bricht dann auch etwas zu früh ab – Wunschgedacht hätte er ansonsten die 90er-Marke übertreffen können. Aber was interessieren in solch angenehmen Momenten schon Punkte. Undekantiert und offen, mit zufriedenem Gesichtsausdruck getrunken.
Im Fachhandel, 21,50 Euro, 89 Punkte (sehr gut), jetzt trinken