Siener Riesling Birkweiler Kastanienbusch Taschberg QbA trocken, 2008
Der Kastanienbusch — Keschdebusch, wie wir Pfälzer sagen — ist wohl die beste Lage der Südpfalz, er hat aber als Einzellage ein Problem: Er ist fast 70 Hektar groß. Es ist vollkommen klar, dass auf einer solchen Fläche unterschiedliche Weintypen wachsen. Das versteht in Birkweiler und Siebeldingen jedes Kind; in Brüssel nicht. Dort achtet man akribisch darauf, dass die Lagenbezeichnungen in Deutschland korrekt etikettiert werden, und eine Parzelle namens „Taschberg“ kennt das Weingesetz nicht — also darf sie auch nicht verwendet werden. 2007 half man sich bei Siener noch damit, dass der Wein unter dem palatinierten Namen „Taschberch“ verkauft wurde, doch das fand der Prüfer höchstens halb so witzig wie ich. Dieses Jahr erscheint die Bezeichnung „T – – – – b – – g“ auf dem Etikett, sollte Siener deswegen abgemahnt werden, würde ich mich aus Solidaritätsgründen gerne an den Kosten beteiligen.
Kräftiges Goldgelb. Natürlich noch jung in der Nase, leicht hefige Töne, gelber Apfel, Litschi, Zitronenbiskuitrolle, Muschelkalkmineralik, viel Extraktsüße und sehr cremig. Deweiteren Kräuter und fein geschnittener Tabak. Der erste Eindruck im Mund ist Wucht. Eine spürbare Restsüße, gepaart mit drückender Mineralik und einer fidelen Säure. Wieder Kräuter und Tabak, Cremigkeit, das alles aber noch sehr verschlossen, mit wenig Frucht. Im mittleren Abgang etwas Gerbstoff und Salz wie von Emser Pastillen. Selbst nach sechs Stunden in der Karaffe ist dieser Wein noch nicht ganz bei sich, die anfängliche Fülle verliert sich schnell, und der Verlauf weist Dellen auf. Das alles wird aber noch zu sich finden, da muss man sich keine Sorgen machen. Als Riesling Nummer 3 des Gutes (darüber gibt es noch den Kastanienbusch „Schiefer“ und — ganz neu im Programm — den Kastanienbusch „Terrassenlage“) macht der Taschberg aber jetzt schon eine verdammt gute Figur.
Vom Weingut, 87+ Punkte (sehr gut), Ende 2010 bis 2013