Chateau Joanin Bécot Cotes de Castillon, 2001
Am rechten Libournaiser Ufer gibt es noch immer einiges zu entdecken — kleine Weingüter, die aus Niedrigerträgen einige wenige Flaschen mit recht guten Qualitäten erzeugen. Eines davon ist das unscheinbare Chateau Joanin Becot, das geführt wird von Juliette Bécot, der Tochter von Gerard Bécot, seines Zeichens Inhaber und Kellermeister von Chateau Beau-Séjour Bécot in Saint-Emilion. Nur 6,5 Hektar werden hier bewirtschaftet, die Erträge liegen bei rund 30 hl/ha. Joanin ist der Name der einzigen Lage des Weinguts, der Wein wird bereitet aus 75 % Merlot und 25 % Cabernet Franc. Im Glas rubinrot, lila Reflexe und leicht trüb. In der Nase süße Noten von reifen Himbeeren und Brombeeren, dazu Erde und Graphit, auch etwas Zimt, Piment und Vanilleschote. Eine opulente Primärfrucht, die etwas an Weine aus der Neuen Welt erinnert. Im Mund wird der Wein dann ganz französisch — die Säure ist markant, der Wein ist völlig trocken, aber schwer und dicht im Extrakt. Auch hier wieder die beerige Frucht, jetzt auch Pflaume, dazu schweißige wie auch kräuterige Noten und auch etwas Garrigue. Am Gaumen bleiben Tabak, Schokolade und Zedernholz stehen. Es ist überraschend, wie jung der Wein noch wirkt. 2001 ist eigentlich als früh zugänglicher Jahrgang bekannt, vor allem in den Cotes um Pomerol und Saint-Emilion herum. Der Joanin Becot ist aber auf eine längere Reife hin ausgebaut, sehr dicht und zugleich straff, mit viel Tannin und reich an Extrakt. Ein Wein mit Ecken und Kanten, nicht auf Eleganz, sondern mehr auf Üppigkeit getrimmt. Positiv fallen dabei die 12,5 Prozent Alkohol auf. Es scheint, als ob die Bécots hier einen Gegenentwurf zu ihrem eleganten Saint-Emilion erschaffen wollen. Das gelingt ihnen gut. Ein schöner Wein mit eigenem Charakter.
Aus dem Fachhandel, 17,50 Euro, 86 Punkte (sehr gut), 2012-2015