Georg Breuer Riesling Nonnenberg, 2005

Georg Breuer Riesling Nonnenberg, 2005

Kaum ein Wein hat mich so regelmäßig begleitet und sich so unterschiedlich präsentiert, wie der 2005er Nonnenberg. Erst kürzlich brachte mein Mitblogger Florian eine Flasche auf den Tisch, die mich nicht gänzlich überzeugen konnte; ohne Frage ein sehr guter Riesling, jedoch ziemlich schlank, mit zu wenig Spiel notierte ich mir in mein Buch (87 Punkte). Davor gab es große Flaschen, die mit ihrer ganz eigenen Raffinesse und Eleganz begeisterten. Der Zufall will es, dass wir heute erneut den Wein zu gebratenem Fisch blind verkosten durften.

Strahlendes, helles Gelbgold, hohe Viskosität. Die Nase zeigt sich zunächst sehr verhalten, wird aber mit zunehmender Verweildauer in der Karaffe immer präsenter und komplexer. Elegante Stilistik, mit viel Frucht von jungem Pfirsich und Aprikose, ein wenig frische und kandierte Zitrusfrüchte und auch ein Touch Limette. Gleichberechtigt verwoben die für den Rheingau typische kreidige, mit leichten Tabaknoten versetzte Mineralität, dazu ein feine Jodnote. Wirkt sehr frisch, ja fast jugendlich, keinerlei Altersnoten. Im Mund im allerersten Moment fast wie ein Jungwein, so herrlich prickelnd und spannungsgeladen kommt er daher. Im Vergleich zum 2004er nicht so trocken. Ungemein animierendes Früchtebukett nach konzentriertem Extrakt vom Pfirsich und von Zitrusfürchten, sehr vielschichtig und fein gezeichnet, mit ausreichend Kraft und Tiefe. Die Frucht perfekt balanciert mit der kräftigen, tabakigen Mineralität und dem vibrierenden Säurespiel. Der zarte Schmelz und die zart-herben Gerbstoffe geben dem Wein das nötige Volumen und Rückgrat. Bei jedem neuen Schluck gibt der Wein neue Nuancen preis, insbesondere im langen Abgang. Über seine gesamte bemerkenswerte Länge spielt er mit all seinen Bestandteilen und lange hallen diese im Mund nach. Zum Schluss überraschen Aromen von frisch geschnittenen Gräsern und einer sich wandelnden Mineralik zu deutlicheren Jodnoten. Ausgezeichneter Riesling, der jetzt schon schön zu trinken ist, aber noch am Anfang seiner Entwicklung steht. Blind verkostet, vier Stunden in der Karaffe, doppelt dekantiert.

Bei Freunden, 18 Euro, 92 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2015

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