Markus Schneider Ursprung, 2006
Selbst wer gastronomisch eher unambitioniert in Sachen Wein unterwegs ist, dem muss ich den heutigen Winzer wohl nicht mehr näher vorstellen; denn die Weine von Markus Schneider aus Ellerstadt finden sich auf vielen Weinkarten dieser Republik, man kann ihm kaum entgehen. Und wie kaum ein anderer hat er vor allem seine Weine in der hippen Szenegastronomie — und solchen Lokalitäten, die sich dafür halten — platzieren und gerade in der Generation Golf III viele neue Weinfreunde werben können. Sein kompromisslos auffälliges Marketing-Konzept mit hohem Wiedererkennungswert bescherte ihm in den letzten Jahren schnell viel Aufmerksamkeit, die Floskel des jungen Wilden waberte nur so durch die Gazetten; auch die Weine von Schneider sind, mal von der Namensgebung abgesehen („Tohuvaboho“, „Blackprint“ und wie die Cuvées nicht alle heißen), durchaus auch in ihrer Zusammensetzung auffällig, Cabernet Franc und Portugieser finden sich nicht in jedem Wingert der Pfalz. Der heutige Wein ist eine Cuvée von Cabernet Sauvignon, Merlot und Portugieser aus der Lage Dürkheimer Feuerberg. Dem aktuellen Jahrgang 2008 des Ursprungs hat er nun noch Cabernet Dorsa hinzugefügt. Und er verkauft sich trotzdem … siehe oben!
Ich bekam diesen Wein als Magnumflasche geschenkt. Seit gut einem Jahr wartete sie, da ich ja doch ein wenig Mainstream erwartete, auf einen passenden Grillabend oder ähnliches. Das Ähnliche, es wurde etwas gänzlich anderes, denn die Flasche wurde mit Freunden zu einem rheinischen Sauerbraten mit winterlicher zimt- und bitterschokoladiger Soße nebst Rotkohl geöffnet. Und siehe da, die Süße des Weines und der feinsäuerliche Braten in dunkler Soße gingen eine überraschend gute Symbiose ein:
Dunkles Purpurrot mit leichten violetten Reflexen. Die Nase lässt schnell erahnen, dies wird ein Wein für Fruchttrinker werden. Dunkle, vollreife Beerenfrüchte, vor allem süße Brombeere, weht mir entgegen, flankiert von einem leichten Schokoton, ein kleiner Touch Alkohol, und ein deutlich pfefferminziger Anklang. Nicht sonderlich tief, aber doch Vorfreunde bereitend. Im Mund vollfruchtig, mittlere Dichte, sofort umspült die süße Beerenfrucht opulent die Papillen, wieder vor allem Brombeere und prallsüße Schwarzkirschen; alkoholkräftig, aber balanciert. Leider nur „mainstreamige Tiefe“ (sic!). Eine Frische gebende Säure gibt dem Wein weiteren Trinkfluss, sodass man auch die schmeichelnde Süße (jedenfalls zum Essen und noch ein Glas weiter) ertragen mag. Der Wein hat, auch wenn er geschmacklich noch jung erscheint, nur wenig Tannin, dieses wirkt aber recht saftig. Knapp mittellanger, dunkelbeerig-schokoladeriger Abgang.
Die Flasche wurde drei Stunden doppelt dekantiert (das tat dem Wein gut), dann wurde offen der Braten begleitet — den Wein könnte ich mir auch als Begleiter zu Wild, schwerer dunkler Soße und Preiselbeeren vorstellen. Insgesamt mit wirklich guter Balance, weshalb der Wein ein bis zwei Sympathie-Punkte mehr in dieser Bewertung bekam.
Als Geschenk erhalten (im Fachhandel zu 18 Euro/Magnum), 84 Punkte (gut), in der Magnum bis Ende 2010