Weingut Heinrich Pinot Noir, 2006
Beste Voraussetzungen für sehr guten Spätburgunder bieten das Burgenland und die Thermenregion. Beide liegen etwa auf demselben Breitengrad wie das Burgund, und auch die Böden sind teilweise vergleichbar. Schon seit einigen Jahrzehnten wird die Rebsorte kultiviert, demnach hat sie dort bereits eine gewisse Tradition; richtig ansprechende Weine kamen aber erst in den letzten zehn Jahren daraus hervor. Pionier für ausgezeichnete Qualitäten ist ganz sicher das Weingut Umathum mit seinen raffinierten Burgundern, denen in den besten Jahren auch die französische Eleganz und Struktur innewohnt. Daneben gibt es heute einige ausgezeichnete Winzer, die sich der Herausforderung Pinot Noir stellen, darunter auch das Weingut Heinrich, bekannt für ausgezeichnete Cuvées aus Zweigelt, Merlot und Blaufränkisch. Auf Kalk und Schieferböden in Lagen des Leithagebirges wächst dieser Wein heran und reift überwiegend in neuen Barriques etwa 15 Monate lang heran.
Kräftiges Karminrot mit kompaktem Kern. Die Nase gefällt mir spontan ausgezeichnet, mit einer derart kühlen Eleganz strömt mir sein Duft entgegen. Feinste Kräuteraromen, verwoben mit dezenten Orangenschalen, etwas Brombeere, Waldbeeren und eine Prise mineralische Noten. Am Gaumen fallen zunächst eine markante Säure, die Fassaromen nach ganz viel Zigarrenkiste und Rauch und eine knackige Mineralität auf. Der Wein ist sehr jung, und noch stehen die Aromen ein wenig in der Reihe. Nach etlichen Stunden in der Karaffe findet sich der Wein aber zusehends. Floral unterlegte rote Beerenfrüchte und erneut die Orangenschalen verleihen dem Wein eine dezent schlanke Fruchtnote; sie dient jedoch mehr, die eigentliche Typizität des Weines zu harmonisieren. Denn auch mit ganz viel Luft bleibt dieser Spätburgunder ein schlanker, eher karger Vertreter seiner Art, der vielmehr mit seinen leicht salzigen mineralischen Anklängen, seinen vielfältigen Röstaromen vom Fassausbau und einer feinporigen, leicht bitteren Tanninstruktur voll überzeugen kann.
Ein delikater Speisenbegleiter mit Struktur und Tiefgang, der auch beim dritten Glas nicht langweilig wird und dank seiner nur 13 % Alkohol auch einfach immer noch Spaß macht. Der Abgang hat eine schöne mittlere Länge und es bleiben feinste Tabakaromen im Mund zurück. Der Wein ist noch nicht vollständig entwickelt und sollte daher nicht vor 2011 geöffnet werden. Zu Hause offen verkostet, doppelt dekantiert, sechs Stunden in der Karaffe.
Vom Weingut, 28 Euro, 89+ Punkte (sehr gut), 2011 bis 2015