Gunderloch Nierstein Riesling Pettenthal, 2005

Gunderloch Nierstein Riesling Pettenthal, 2005

2005-gunderlochpettenthal2Erstverkostung am 03. März 2009:

Belastbare Prognosen über Weinentwicklungen zu treffen, kann im Einzelfall schon schwierig sein. An diese Erkenntnis musste ich denken, als ich eine aktuelle Verkostungsnotiz dieses Weines mit einer älteren, im August 2007 geschriebenen verglich. Damals schrieb ich noch über diesen Wein, den das Weingut Gunderloch — vielleicht aus Exportgründen — als QbA vermarktet: „Leichte Spontinase; sehr verhaltener Duft von Zitrusfrüchten, auch Mandarine. Filigran auch im Antrunk, elegante Fruchtsüße, wieder feinsaftige Mandarine; reife Säure. Dann am Gaumen kräftiger, auch im Abgang dicht, Alkohol ist spürbar, aber nicht dominant, denn die Frucht wird mitgetragen. Gute Länge. Braucht noch etwas Zeit. Hat Perspektive: Schafft den Spagat zwischen Eleganz und Kraft. (87+)“ — Nun, inzwischen würde ich nicht mehr von einem gelungenen Spagat sprechen, denn inzwischen hängt die Waage tief bei der (alkoholischen) Kraft. Vielleicht war der Wein damals noch zu jung? Oder ich hatte damals schon keine Ahnung. Kann beides sein.

Aber der Reihe nach: in der Nase ein herb kräutriger Duft, mit reifen Marillen, etwas Mandarine, medizinal, dazu auch deutlich Cassis und ein etwas exotischer Touch in Richtung Ananas. Die durchaus komplexe Nase lässt einen angenehm schmelzigen Wein erwarten, was dieser aber nicht ist. Im Mund „schwer“, Spätlesestil, dicht-öliges Mundgefühl, wieder Cassis und Mandarine, mit einer präsenten, aber ruhigen Säure. Spätestens am Gaumen verliert der Wein dann aber etwas die Balance, präsentiert hier einen mittellangen Abgang, der geprägt ist durch einen medizinalen mineralischen Ton, in dem es die Reste der Cassis-Frucht schwer haben. Der Alkohol trumpft hier merklich auf. Ein Hoffnungsschimmer bleibt aber, es blitzt dann doch immer noch etwas Frucht am Ende auf und versöhnt die Geschmacksrezeptoren. Ich habe mir länger überlegt, ob ich das noch mag, es dann aber offen gelassen und lieber die wirklich schöne Nase genossen. Wie es mit dem Wein weitergeht? Ich werde zu gegebener Zeit berichten. Offen verkostet, undekantiert, zu Hause.

Im Fachhandel, 12 Euro, 86 Punkte (sehr gut), bis 2011 (?)

Nachverkostung am 20. Januar 2010:

Der Wein kam blind ins Glas.

In der Nase Honig, wenig Frucht, ein Hauch Mandarine und Cassis, dann sehr viel Stein und dunkles Mineral, kräutrig. Sehr alkoholstark. Im Antrunk üppig, aber trocken. Schmelzig und sehr steinig, wieder Honig, Cassis, erste Reifetöne, herbes Mineral. Wenig Frucht. Gute Struktur. Ruhige Säure. Deutlich mittellang, steinig-schmelziger Abgang, am Gaumen hält der Wein die Balance zwischen Körper und Alkohol nicht und bleibt alkoholisch.

Beim Aufdecken, nachdem ich meine Notizen niedergeschrieben hatte, war ich ziemlich überrascht, denn den Wein hatte ich ja neun Monate zuvor bereits im Glas gehabt. Erkannt habe ich ihn natürlich nicht. Meine Prognose, ihn eher bald auszutrinken, würde ich aber dahingehend ergänzen und sagen: er sollte im Laufe des Jahres ausgetrunken werden, denn der Alkohol wird nicht schöner werden mit weiterer Reife.

84 Punkte (gut), bis 2010.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert