WG Herxheim am Berg Weißburgunder Herxheimer Honigsack Spätlese trocken, 2002

WG Herxheim am Berg Weißburgunder Herxheimer Honigsack Spätlese trocken, 2002

Über die so genannten Tollen Tage verabschiede ich mich traditionell aus dem Rheinland Richtung Süden, um meine Eltern zu besuchen. Die Tage dort sind meist nicht minder toll, habe ich doch jedes Mal wieder das Vergnügen, in Papas Weinkeller Ausgrabungen vorzunehmen, die zwar — Papa, verzeih! — selten wirklich Gutes, gelegentlich aber zumindest Interessantes an den Tag fördern. So wie dies hier, eine Weißburgunder-Spätlese von einer an sich recht ordentlichen Winzergenossenschaft aus dem pfälzer Norden. Ich habe in meinem früheren Weinleben einiges von denen probiert, wie gesagt: ordentlich. Ob die Weine aber dafür gemacht sind, sieben Jahre in der Flasche zu verbringen, da hatte ich doch meine Zweifel.

Der Korken war sogar der Ansicht, einem so betagten Wein solle man ganz seine Ruhe lassen. Er war nicht dazu zu bewegen, seinen Falschenhals zu räumen. Ich musste ihn durchbohren, und den Wein dann durch eine Kaffeefiltertüte gießen, eine Behandlung, die ihm nicht mal schlechtgetan hat. Schönes, gereiftes, schweres Gold im Dekanter. Der erste Schluck direkt nach dem Öffnen sehr säuerlich, mit mehr Luft dann tritt die Säure zurück und macht Platz für Melone, Nüsse, nur angedeutete Firne, Fruchtsüße und einen Hauch von kühlender Mineralität. Sowohl hier als auch später am Gaumen sehr sortentypisch und sauber. Im Mund kraftvoll, scheinbar nicht ganz trocken, Kräuter, etwas Kaffee, cremig, aber ohne besondere Tiefe. Der leicht desintegrierte Alkohol und im Abgang auch wieder die Säure und eine angedeutete Bitterkeit trüben den Genuss ein wenig.

Dies ist kein Spitzenwein, das wollte er auch nie werden. Mich hat er mit seinem schönen Reifeverlauf einfach angenehm überrascht, und bringt man ein grundsätzliches Interesse an Kellerfunden mit, dann kann man das mit viel Genuss trinken

Im Keller gefunden, ca. 5 Euro, 79 Punkte (ordentlich), trinken

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