Markus Molitor Riesling „Alte Reben“, 2005
Ich bin diesem Wein nunmehr zum dritten Mal begegnet. In seiner Jugend, es muss Ende 2006 gewesen sein, begleitete er ein Fischgericht. Und stahl dem Fisch jede Aufmerksamkeit, ja eigentlich müsste ich sagen, er spielte ihn völlig an die Wand, mit Anlauf. Bei unserem zweiten Aufeinandertreffen kam der Wein in einer Reihe knochentrockener Weine blind ins Glas. Da konnte ich mit ihm nichts anfangen. Es blieb damals auch nicht die Zeit, sich auf diesen Wein einzulassen. Nun also die dritte Begegnung mit diesem urwüchsigen Moselaner.
Blasses Goldgelb. Aus der frisch geöffneten Flasche entströmt ein Spontiton, dahinter öffnet sich ein süßlich schwerer Blütenduft, der entfernt an Flieder erinnert. Subtil wird dies flankiert von Orangenblüten und einer glasklaren Pfirsichfrucht und weiteren Steinfruchtnuancen, angedeutetes Mineral, auch Tabak, die einzelnen Elemente sind quellwolkenartig verwoben; will sagen, das Zeug betört, man könnte es seiner besseren Hälfte auch mit Freude hinter´s Ohrläppchen träufeln. Man könnte…
Im Antrunk kraftvoll, mineralisch komplett durchgezeichnet, wie in einer Steinessenz, mit gleichmäßig ruhigen und langen Atemzügen auftretend. Eine deutliche Restsüße hat er, gefühlte 15-20 Gramm Restzucker, die aber einen perfekten Counterpart gegen diese dunkel-herbe Schiefermineralität setzen kann und überhaupt nicht aufgesetzt erscheint. Seine kompakte Säure, die sich nie in den Vordergrund drängt, sondern den hedonistischen Eindruck dieses Weines nur noch mehr fördert, sorgt dafür, dass der Wein nie schwerfällig erscheint. Die Steinfrucht, die ihn im Mund geschmacklich prägt, bleibt dabei jederzeit saftig und wird im Hintergrund durch einen Hauch rosa Grapefruit begleitet. Seine Kraft zieht der Wein nicht aus den 12 % Alkohol, die Struktur kommt vielmehr vom Extrakt.
Ich muss zugeben, dass meine Beschreibung, vor allem dieses Filetieren der einzelnen Bestandteile, diesem Wein -– selten wie nie — kaum gerecht wird. Denn es ist vielmehr die Summe der einzelnen Bestandteile, die mich hier wirklich mitreißt, dies von Anbeginn der komplexen Nase bis hin in den langen und fast nur von der Mineralität gezeichneten Abgang, fast, denn da ist wieder diese saftige Steinfrucht, die zum Schluss versöhnend hochtickt. Wahrlich kein Wein für alle Tage und alle Gelegenheiten, denn der Wein braucht Konzentration und Zeit beim Verkosten, doch den Aufwand belohnt er. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Begegnungen. Vielleicht dann auch mit etwas Reifetönen, die der Wein aktuell noch überhaupt nicht aufweist. Wir werden sehen.
Ab Hof gekauft, 13,50 Euro, 91 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2014+