Von Othegraven Riesling Spätlese Ockfener Bockstein, 2005
Da ich nicht der 72. Wein-Blogger (gefühlt) sein möchte, der nach der überraschenden Übernahme durch Günter Jauch in diesem Frühjahr etwas zur Lage des Weinguts von Othegraven schreiben möchte, erzähle ich lieber ein wenig über die Lage des Weines aus dem Hause: den Ockfener Bockstein — gerne auch mal in Weinkreisen überzogen verniedlichend als „Ocki Bocki“ bezeichnet (schlimmer ist eigentlich nur noch die ebenfalls an Dämlichkeit grenzende „Ürzi Würzi“-Bezeichnung, aber diese Lage hatten wir ja in dieser Woche bereits auch schon kurz abgehandelt). Der Bockstein ist eine gut 50 ha große Einzellage in der Gemeinde Ockfen mit Grauwacke- und Devonschieferverwitterungsböden, durchsetzt mit quarzitischem Sandstein und teilweise gelber Feinerde. Die Neigung des nach Süd/Südost ausgerichteten Hanges beträgt bis zu 60 Grad. Insofern ist auch hier durchgehend Handarbeit Programm.
Helles Goldgelb. In der Nase feine Rauchtöne, reifer Pfirsich, deutlich auch roter Apfel und Cassis. Begleitet von merklicher Botrytis, Lindenblütenhonig und einem Hauch Karamell. Im Mund mit feinem Schmelz, voller, sehr saftiger Stil; der Restzucker ist präsent, wird aber vom Körper des Weines und seinem Säureskelett gut aufgenommen. Verhaltene, ganz leicht rauchige Mineralität. Der Stil bleibt rotfruchtig saftig, fast schon etwas ölig, aber dank der Säure nicht behäbig. Die Botrytis ist im Mund kaum zu vernehmen. Moderate Tiefe. Am Gaumen ein ganz leichter Gerbstoff, im mittellangen Abgang gesellt sich zu den rotbäckigen Äpfeln und den Cassisnoten auch ein leichter Buisquitschmelz hinzu. Ein geschmackvoller Wein, zugestanden, aber keine intellektuelle Herausforderung — insofern darf der Telefonjoker heute noch mal Pause machen. Undekantiert und offen über zwei Tage getrunken.
Aus der Restekiste im Fachhandel, 9 Euro, 88 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2014