Georg Breuer Riesling Berg Rottland Erstes Gewächs, 1996
Goldgelb mit altgoldenen Reflexen. Tiefe, komplexe Nase mit einem ganzen Strauß von mineralischen Noten nach Küchenkräutern, teilweise getrocknet, ein Touch Malz und Tabak. Dahinter verführerische Anklänge von getrockneten Zitrusschalen und Bienenwachs. Verleiht dem trockenen Bukett ein wenig Schmelz und Charme. Die fehlende Frucht zeigt die Reife des Weines an, ansonsten keine Altersnoten. Eine hochindividuelle Nase, die aber keinesfalls ihre Herkunft verleugnet. Hohes Niveau auch im Mund, wenngleich knapp hinter der Nase. Der erste Eindruck ist frisch, reintönig, komplex, von großer Nachhaltigkeit, mit einer (zu) sehr präsenten Säure, die am nächsten und übernächsten Tag erstaunlicherweise besser eingebunden wirkt. Am ersten Tag sticht sie im Antrunk noch ein Winzigkeit hervor. Also trauen und den Wein einen Tag vorher dekantieren. Trockene Stilistik und doch fein saftig, fruchtig und ohne jede Alterserscheinung. Im Gegenteil, wer generell die resche Säure des Berg Rottland mag, wird diesen Wein lieben. Vor allem weil es dem Wein gelingt, die in der Nase angedeuteten mineralischen Nuancen über den gesamten Verlauf im Mund durchzuhalten, ach was durchzuhalten, sie dominiert nachdrücklich den gesamten Gaumen, etwas mehr in Richtung Malz und rauchigen Noten, aber ungemein Frisch. Spitze, ein Wein für Mineralik-Fetischisten. Dahinter etwas mehr Frucht; kandierte Zitrusfrüchte, null Süße, herbe Kräuter. Der Abgang lang, komplex, endet auf herben Küchenkräutern mit einmaligen salzig-mineralischen Noten. Großartig. Der Rottland macht es einem nicht einfach ihn zu mögen, aber etwas Beharrlichkeit wird um so reicher belohnt. Zu Hause in aller Ruhe verkostet, von der Flasche direkt im Glas, nach zwei Stunden öffnete er sich langsam, die beiden folgenden Tage brachten eine weitere positive Entwicklung. Die Säureproblematik nimmt deutlich ab. Riesling der Extraklasse bei nur 11,5% (!) Alkohol.
Vom Fachhandel, 24 Euro, 92 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2012?