Weingut Keller Grüner Silvaner Qba trocken, 2008
Mein Blick ging nach den ersten Schlücken schnell ein zweites Mal, schon ein wenig verstört, auf das Etikett zurück. Sowas? Von Keller? Doch nicht von KELLER?! Meinem significant other servierte ich den Wein blind, um mich abzusichern. Ihr schlichter Kommentar: „Ziemliches Alkoholproblem“. Ein Wein, eine Meinung…
Blasses Weißgold mit grünlichen Reflexen. Die Nase ist ungemein verhalten, nur schüchtern wagen sich nussig-erdige Töne hervor, erst mit mehr Temperatur zeigt sich ein leichter Birnen-Zitruston. Man muss seine Sinne aber ziemlich zusammen nehmen, um diese Eindrücke erhaschen zu können. Im Mund von kalter Stilistik, in der ersten Hälfte kaum Frucht, allenfalls etwas erdige Zitrustöne, ein verwaschen erdig-harter Geschmack, der einem sensorisch wenig anbietet, fast etwas hohle Mitte; stimmige Säure. Wie aus dem Nichts packt dann in der zweiten Hälfte und zum Gaumen hin ein nachhaltiger Alkoholton zu, der die mageren Fruchtnoten und den schlanken Körper dieses Weines überstrahlt, sie aromatisch überdeckt. Knapp mittellanger, von Alkoholnoten geschmacklich getragener Nachhall.
Offen und undekantiert über zwei Abende probiert, besser am ersten Abend austrinken.
Im Fachhandel gekauft, 7,90 Euro, 78 Punkte (ordentlich), trinken.