Weingut Künstler Riesling Hochheim Kirchenstück Kabinett trocken, 2007
Ruhig ist es derzeit in unserem Blog… ob das der WM (Bier und Bratwurst funktionieren halt prima zusammen) oder einer allgemeinen sommerlichen Wein-Lethargie geschuldet ist, weiß ich gerade nicht abschließend zu sagen… es macht aber auch nichts, denn das nächste größere Weinereignis wirft schon seinen Schatten voraus (für mich das erwartete vinophile Highlight des Monats Juni). Am kommenden Wochenende werden wir in altbekannter Besetzung einer Batterie von 16 Rang- und- namenbehafteten Ersten/Großen Gewächsen aus dem Jahrgang 2007 auf den Korken rücken und uns mal ein Bild des aktuellen Zustandes machen… insofern fiel die Wahl auf diesen Wein und seinen Jahrgang auch nicht per Zufall. Schließlich muss man sich ja ein wenig eingrooven auf einen – nicht nur von Händlerseite – abgefeierten Jahrgang, den ich nun etwas länger nicht mehr im Glase hatte. Wir werden natürlich an gewohnter Stelle über diese hoffentlich von Korkfehlern verschonte Probe berichten…
Kirchenstücke finden sich ja einige in Deutschland. Das aus Hochheim ist seit Ende des 13. Jahrhunderts urkundlich bekannt, damals firmierte es noch unter der Bezeichnung „Kirchanger“. Seinen Namen leitet es ab aus seiner unmittelbaren Nähe zur Hochheimer Pfarrkirche „St. Peter und Paul“ und umfasst aktuell ca. 16 Hektar. Mit überwiegend flacher Hangneigung beinhalten die Böden dort schwere Kalkschichten, Mergel, Löss und sandigem Lehm. Letzterer gibt in den Parzellen des Weinguts Künstler den Ton an (hat irgend jemand das Wortspiel bemerkt?).
Strohgelb und mit noch feiner Kohlensäure schwabbt der Wein durchs Glas. Die Nase wird zunächst dominierend geprägt von Spontinoten, dazu mischt sich grüner Apfel und Zitronennoten. Mit mehr Luft steigern sich die Apfelnoten in der Präsenz. Im Antrunk mit viel Zug, der Wein wirkt schlank und angenehm kompakt. Seine Rasse verliert er leider mit einiger Belüftungszeit, wirkt dann etwas braver. Kieselsteiniger Mineralkern, dazu schlanke Apfeltöne, ein floraler Ton, der entfernt an blühende Veilchen (?) erinnert und eine kräftige Säure bestimmen die eher fein komponierten Eindrücke im Mund. Auch etwas apfelkernig. Wirkt recht trocken. Hat einen kompromisslosen und klaren Stil. Am Gaumen wieder schlank gezeichnetes Kieselsteinmineral, etwas Pfirsich, heller Tabak und eine gewisse Herbe, die den mineralischen Eindruck des Weines noch zu unterstreichen sucht. Endet knapp mittellang, von überwiegend mineralischen Geschmackseindrücken und Apfelnoten geprägt.
Undekantiert und offen über zwei Abende getrunken.
Im Fachhandel gekauft, 10,60 Euro, 84 Punkte (gut), jetzt bis Mitte 2011.