Schug Cabernet Sauvignon Sonoma Valley, 2006
Sehr dicht im Glas, kräftiges Violett, schwere Kirchenfenster. Eine blitzsaubere Cabernet-Nase, Cassis natürlich, süße Kirschen, noch frisch, mit jungem Holz, auch Marzipan, würzig, Pflaumenkompott, Lakritz und Sandelholz, Tabak, etwas Eisen, eine Vielzahl an Andeutungen aus einem dunkel-warmen wie auch kühl-stahligen Spektrum. Einzig störender Gast: der Alkohol; 14,5% lassen sich nicht rückstandsfrei verstecken. Am Gaumen die gleiche Ambivalenz: eine jugendliche Leichtigkeit mit frischen Kräutern, schwarzer Johannisbeere frisch vom Stock, Sauerkirsche und ganz leicht metallischen Tönen und Tabak einerseits; schwer, viskos, mit dichter Textur und alkoholstark andererseits. Die Tannine noch leicht aufrauhend, insgesamt noch jung, aber schon trinkbar.
Ein Bordeaux-Blend, der erkennbar der neuen Welt entstammt, früher trinkreif als das Original, sehr kraftvoll und dadurch mit eigenständiger, vielfältiger Note. Keineswegs schlecht, aber alles in allem trübt der Alkoholeinschlag ein wenig das positive Bild; hinter dem kürzlich verkosteten Pinot Noir bleibt dieser Wein deutlich zurück. Im Gegensatz zu jenem glaube ich hier angesichts der alkoholischen Wucht nicht an eine positive Entwicklung. Schwer vorstellbar, dass er in 15 Jahren ein Reifestadium erreicht, wie man es einem gestandenen Cru Bourgeois zutraut, oder dass er in 25 Jahren mit ähnlichen Überraschungen aufwarten kann wie ein 83er Las Cases. Diese Vergleiche mögen unfair sein, denn offenkundig ist der Wein für den früheren Genuss gemacht – aber wer kann sich dem entziehen, der einmal dem gereiften Bordeaux verfallen ist?
Aus dem Fachhandel, 28.- USD, 86 Punkte (sehr gut), 2011 bis 2013