Bürklin-Wolf Riesling trocken Gaisböhl Großes Gewächs, 2001

Bürklin-Wolf Riesling trocken Gaisböhl Großes Gewächs, 2001

Helles, sein Alter nicht im Ansatz verratendes Strohgelb. Eine mit mehr Wärme (am besten bei zweistelliger Gradzahl zu trinken) eindringliche Nase nach Zitrone und viel gelben Äpfeln, ein feiner Würzeton. Dazu ein merkliches, aber angenehmes Petrol, das die Fruchtaromen (noch) nicht gänzlich überlagert. Dazu eine Nuance, die ich jetzt schon öfter in Weinen aus Mittelhaardt-Lagen vernommen habe (in Lagen aus Forst, nun also auch: Ruppertsberg) – ein Nuance, die an Erdnuss erinnert. Woher die kommt –  ich tippe auf die jeweilligen Pfälzer Böden, weiss es aber nicht sicher… Es ist jedenfalls keine rein weingutsspezifische Besonderheit von Bürklin-Wolf (wobei ich dies dort schon ab und an beobachtet habe), denn auch in anderen Weinen ist diese Note bereits aufgetaucht, exemplarisch etwa hier. Die Weingüter werden doch wohl nicht beim selben Zwischenhändler die gleichen Hefen kaufen? Nein, das scheidet wohl aus – da muss es andere Gründe geben, denn die Eindrücke sind Weinguts-, lagen – und jahrgangsübergreifend… Pfälzer Insider mit Ideen bitte einen Klick vortreten!

Zurück zum Wein: im Antrunk zunächst mit einem mittelvollen Körper, geprägt von saftiger Zitrone, leicht gezuckerter Dosenananas und gelbem Apfel, auch ätherische Zitrustöne, Schalenabrieb. Hat zunächst Zug im Antrunk. Erst in der zweiten Hälfte kommt eine präsente, unagressiv wirkende Mineralik hinzu, die am Gaumen in einen recht cremigen Gerbstofffilm übergeht und die Zitrustöne ausbremst (das passt richtig gut in die Stilistik!) – geschmacklich in der zweiten Hälfte wieder dieser leichte Erdnusston. Auch im Mund mit (noch) stimmigen Reifetönen und einer ganz leichten Extraktsüße.

Die Säure? Für mich das Highlight in diesem Wein. Die ist für mich prototypisch gelungen. Super eingebunden und – was man nicht erwartet – sie ist für einen neun Jahre alten Wein absolut jugendlich – ganz frisch und mit feiner Pikanz zieht sie wie eine Aorta durch den Wein, wird dabei aber nie anstrengend, sondern animiert speicheltreibend zum nächsten Schluck. Toll!
Der Nachhall ist mittellang – der Wein zieht hier sein Programm bis zum Ende gleichbleibend weiter durch, ein weicher Mineralton mit leichtem Schmelz bleibt stehen.

Für meinen Geschmack muss dieser Wein nicht mehr älter werden, ich vermute, die Reifetöne werden schon bald das geschmackliche Ruder übernehmen. Wenn man auf sehr gutem Niveau meckern möchte – es fehlt mir im Mund ein klein wenig mehr Vielfalt für mehr, wenngleich: der Wein macht auf seine Art schon auch Spass, man verstehe mich bitte nicht falsch. Und diese Säure… hach…*verklärt zufriedener Gesichtsausdruck*.

Offen verkostet, undekantiert über zwei Abende genossen.

Im Fachhandel gekauft, 23 Euro, 89-90 Punkte (er kratzt am „ausgezeichnet“), bis Mitte 2011 trinken

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