Anne Amie Pinot Noir Willamette Valley, 2007
Die Rebsorten, die auf diesem Gut mit dem sympathischen Namen in Oregon an- und ausgebaut werden, erinnern sehr an die alte Welt: Pinot Noir, Blanc und Gris, Müller-Thurgau und Riesling (und das Etikett – ich kann mir nicht helfen – erinnert mich immer wieder an Knoll aus der Wachau). Und auch die Ausbaumethoden entsprechen nicht dem klassischen amerikanischen Klischee: Die Weine sind verhältnismäßig zurückhaltend im Alkohol, bauen eher auf die Struktur als auf überbordende Frucht, und der Holzeinsatz hält sich in engen Grenzen. So sagt es mein Weinhändler – ich selbst kannte bislang nur den 2008er Pinot Gris, der mir zum Preis von 18 Dollar vor einem halben Jahr allerdings in der Tat sehr gut gefallen hat. Wie so oft hierzulande ist der Nachteil bei diesem Gut allerdings die Preisstruktur: Verlässt man das Einstiegssegment, bewegt man sich mit hoher Geschwindigkeit auf die 100 Dollar zu.
Das ist mir in der Regel immer noch zu viel, daher habe ich zum Einstiegs-Pinot-Noir gegriffen: Weihnachtliche Gewürze in der Nase, nur sehr dezentes, angenehmes Holz, Fruchtsüße, eine Frucht wie eingelegte Kirsche oder auch ein wenig eingelegte Pflaume, ohne dabei jedoch übermäßig alkoholisch zu wirken. Soviel zum warmen Teil. Daneben eine kühle Seite, fast wie kalter Stahl. Sehr harmonisch wirken diese beiden Teile zusammen. Sehr, sehr schön.
Das Gesamtergebnis im Mund: rätselhaft. Auch hier sehr harmonisch. Im ersten Eindruck unglaublich gut strukturiert, mit kraftvoller Säure, würzig, erdig, einer süßen Kirschfrucht, ein ganz klein wenig bratzelt der Alkohol. Macht aber nix. Toll.
Im ersten Eindruck. Der Wein vibriert, er hat Spannung. Aber irgendwie hält die nicht, es bleibt viel Harmonie, es steht Struktur, aber es fehlt an der absoluten Tiefe. Man sucht nach mehr. Ein verdammt guter Essenswein. So kündigt es auch die Website des Weinguts an, mehr will der Wein nicht sein. OK. Mission accomplished.
Aus dem Fachhandel, 29,99 USD, 88 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2013