Weingut von Othegraven Riesling Ockfener Bockstein Großes Gewächs, 2009
Blind kam dieser Wein in mein Glas. Ich hatte nicht die Spur einer Idee, was da durch mein Glas schwappte…
Klar, Riesling, das stand dann doch schnell fest. Aber im Übrigen: Blindflug bis hin zum Prädikat. Nun konnte ich weiter recht zügig die Jugend dieses Weines erkennen, nach dem ersten Schluck ging das Urteil auch schnell auf das Jahr 2009. Und dann?
Ich habe gemutmaßt, ich hätte eine Spätlese eines Winzers aus der zweiten/dritten Reihe im Glas. Wenn ich so anfange, braucht es nicht viel, um zu ahnen, dass ich eine Verwunderung, ja eigentlich auch Enttäuschung beim späteren Aufdecken nicht erfolgreich vertuschen konnte…
Eine recht verdeckte Nase, die noch von jugendlichen Noten bestimmt wird. Dunkle Beeren, etwas Zitrus. Wenig Spannung. Wirkt frisch geöffnet und auch mit weiterer Belüftung wenig versammelt, fast schüchtern.
Im Mund von schlanker Statur, zunächst kräftige Mineralität, dann bereits hier zu viel Kraft, man schmeckt den Alkohol schon etwas zu präsent heraus. Leicht süßlicher Körper, dagegen feiner Säurekörper. Hier fehlt dem Wein erkennbar an Tiefe und auch Präzision, jedenfalls für das, was auf dem Etikett steht. Meine Meinung. Im letzten Drittel wieder ein Touch zu viel Kraft, der Eindruck setzt sich auch im knapp mittellangen Nachhall fort. Hier gesellen sich zwar kurz noch dunkle Beeren und zwei Schippen voll Steine hinzu, aber dann: etwas stumpfer Gerbstoff – und weg ist er.
Jugendlichkeit will ich dem Wein gar nicht absprechen, und vielleicht wurde er zur Unzeit geöffnet – aber mir fehlt hier doch das Vertrauen auf eine rosige Zukunft. Aber vielleicht werde ich dem Wein ja noch einmal blind begegnen…
90 Minuten karaffiert, dann über zwei Tage probiert.
Im Fachhandel gekauft, 19 Euro, 83-84 Punkte (gut), ab 2013