Weingut Keller Riesling trocken Westhofen Kirchspiel GG, 2009
Anfangs komplett verschlossen, ja unberührbar. Erst ab dem dritten Tag öffnet sich der Wein langsam und gewährt einen ersten Einblick. Es kommt zum Vorschein eine ungemein kräuterwürzige Nase mit deutlichen Cassis-Anklängen und noch jugendlichen Steinobstaromen. Dahinter duftet es wie auf einer Bergwiese mit vielen verschiedenen Gräsern und gar noch etwas grüne Tabakblätter bilde ich mir ein. Tiefgründig, kompakt und von gebändigter Konzentration. Das kann toll werden. Im Mund macht er schon jetzt richtig Spaß. Ungemein straff und fest im Mund, gräbt er sich augenblicklich mit aller Macht in den Gaumen. Feine Gerbstoffe rauen die Schleimhäute auf und lassen den Speichel fließen. Wieder ungemein würzig, aber nun mit einem ganzen Korb voller blutjungen Pfirsichen und Äpfeln, auch tropische Noten, im wesentlichen Zitrusfrüchte, spielen einen Part im Hintergrund. Zusätzliche Frische kommt von den grasigen Noten. Faszinierend ist jedoch die ungemein zupackenden und feste Mineralik – erinnert an Kalkstein bzw. Tafelkreide, schon jetzt sehr feinporig und fordernd. Hochfeines Säurespiel tänzelt über meinen Gaumen. Sehr langer komplexer Nachhall, von großer Nachhaltigkeit und Komplexität. Insgesamt ist der Wein aber noch mächtig unruhig und ziert sich zu zeigen. Könnte sich großartig entwickeln und hat alle Komponenten (Extraktdichte, Säure und Frucht) für ein langes Lagerpotential.
Vom Weingut, 27,50 Euro, 92+ Punkte, 2014 bis 2024