von Winning, Forster Jesuitengarten Riesling GG, 2008
Das Setting für diesen Wein mit „zünftig“ zu beschreiben, trifft es nicht ganz: Guido, unsere Mädels und ich bestellten ihn vor Ort, im Restaurant des Weinguts von Winning, zu einem nachmittäglichen Pfälzer Teller (Bratwurst, Saumagen und Leberknödel mit Sauerkraut) nach ausgedehntem Spaziergang durch die Forster und Deidesheimer Lagen – das natürliche Habitat des Weins, sozusagen.
Beim ersten Schnüffeln am Glas erinnerte ich mich, dass ich wohl noch nie in meinem Leben einen Jesuitengarten getrunken hatte. Was mir aus dem Glas entgegenschlug, war aber das, was man gemeinhin mit dieser Lage verbindet: Kraft und opulente Frucht. Ein Strauß aus tropischen Früchten, Maracuja, Ananas, natürlich Zitrusnoten. Daneben etwas Salz und eine steinige Mineralität. Mit jedem Schnuppern verändert sich der Wein und offenbart eine beachtliche Tiefe. Er ist noch erkennbar jung, viel Potenzial deutet sich an.
Am Gaumen finden die Komponenten meiner Ansicht nach noch nicht richtig zusammen: Die Frucht wird von einer kräftigen, jahrgangstypischen Säure begleitet, aber beides steht derzeit noch recht unverbunden nebeneinander. Gleiches gilt für den erkennbaren Restzucker, die herben Kräuter und die unglaubliche Kraft, mit der der Wein über die Zunge schiebt. Guido gibt dem Wein 92 Punkte, das ist mir im derzeitigen Zustand zu hoch gegriffen. Ich sehe ein dickes (und vielleicht doppeltes Plus) und bin sicher, dass sich der Wein locker über 90 Punkte etablieren wird, wo, kann ich aber im Augenblick noch nicht sagen. Mindestens noch zwei Jahre liegen lassen.
Im Restaurant des Weinguts, 44.- EUR, 90+ Punkte (ausgezeichnet), 2015 bis 2020