Domaine Santa Duc Gigondas, 2003

Domaine Santa Duc Gigondas, 2003

Nach drei Jahren gab es ein Wiedersehen mit diesem Wein:

Eine stattliche Nase, unheimlich kräuterwürzig, es duftet aus dem Glas als habe man darin Brombeeren in Averna mariniert (aber ohne irgendwelche Schnapsnoten), gepudert mit Herrenschokolade, nach dem Abtrocknen drapiert auf einem feinen Stück Leder, ein Hauch schwarzer Pfeffer oben drauf gestreut-  und fertig. Maskulin, animierend, ernsthaft. Zugegeben, eine etwas adsurde Metapher – und doch finden sich darin alle Leitaromen dieses Gigondas wieder.

Ein kühler, dunkelfruchtiger Antrunkt, ätherisch – kräuterwürzige Aromen im Verlauf. Wieder überrascht es, wie gut die 15% Alkohol eingebunden sind, der Wein hat nur dunkle Fruchtstrukur – aber keinerlei Fruchtsüße oder Alkoholaromen, er bleibt betont trocken und damit stimmig. Ein Wein mit etwas rustikalem Ausdruck  – aber wieder gänzlich überzeugend, denn was hier im Mund passiert, ein schönes Spiel von dunkler Frucht, betonten Kräutern, etwas Pfeffer und herber Schokolade, das weiss zu gefallen. Das Tannin ist noch immer präsent, aber feinporiger als noch vor drei Jahren und beileibe nicht austrockend. Vermutlich wird sich der Wein in zwei Jahren gänzlich rund zeigen. Ein Trinkgenuss ist dieser Charakterkopf aber heute schon, wenn man ihm nur zwei Stunden Belüftung in der Karaffe gibt.

Im Fachhandel, 17 Euro, 89 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2016

[ERSTVERKOSTUNG 02/02/2010]

Undurchsichtiges Schwarzrot. In der Nase fällt sofort ein kräftiger Thymiangeruch auf, dazu Schwarzkirschen, Brombeere und mit weiterer Luft gehacktes Basilikum. Dazu viel röstiges Holz,  ein merklicher Schwarzpfefferton und wieder: röstiges Holz, diesmal in der Bitterschokoladenvariante. Etwas rustikal? Ja, aber nicht unangenehm, zumal sich das am Anfang etwas zu präsente Holz nach zwei bis drei Stunden in der Karaffe immer stimmiger einbindet.

Im Antrunk wärmend kraftvoll, trotzdem ätherisch, wieder deutlich Thymian im Geschmack. Dunkle Kirsche. Ein Bund Kräuter. Viel Extrakt, aber kaum Fruchtsüße. Eine sehr frische Säure. Vollreife Schwarzkirsche, viel Bitterschokolade. Dazu auch eine ordentliche Tiefe. Wärmender Alkohol – der Wein hat, wenn man die Temparatur im Glas ansteigen lässt, den rustikalen Charme eines verflüssigten Mon Cherie. Aber gänzlich ohne die Laszivität von Claudia Bertani. Nicht völlig überzogen, aber mehr als die 15 % Alkohol, die das Etikett von sich aus schon freimütig zugesteht, dürften es hier wirklich nicht sein; ein wenig Kühlung tut deshalb gut, bei gefühlten 14-15 Grad hält sich der Alkohol noch im erträglichen Rahmen. Ohne Bitterton.

Am Gaumen zunächst ein mundfüllendes Tanningerüst, dass sich wie eine Biss-Schiene trocknend über die Zähne legt, mit mehr Luft (und dann vorallem am zweiten Abend) wird dieser Eindruck aber harmonischer. Wieder dieser Schwarzpfefferton am Gaumen, der sich im deutlich mittellangen Nachhall zu der dunklen Frucht und den würzig-schokoladigen Holznoten hinzugesellt.

Ein universell einsetzbarer Winterwein, der sowohl zu Lamm als auch als Solist zu überzeugen weiss. Je mehr Luft er hatte, desto harmonischer wurde er. Weitere Lagerung erscheint mir deshalb angezeigt. Auch wenn es mit Claudia und ihm sicher nichts mehr werden wird… 2 Stunden in der Karaffe, dann offen über zwei Abende getrunken.

Im Fachhandel, 17 Euro, 86+ Punkte (sehr gut), 2012-2015

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