Weingut Robert Weil Riesling Spätlese Kiedricher Gräfenberg 1999

Weingut Robert Weil Riesling Spätlese Kiedricher Gräfenberg 1999

Robert Weil Riesling Spätlese Kiedricher Gräfenberg 1999Dieser Wein wurde bei bestem Wetter als Strandwein verkostet. Das bot beste Voraussetzungen — freie Atemwege, viel Zeit und gute Stimmung. Der Wein sollte selbige noch weiter heben und ließ uns eine ganze Weile erstaunt in den Dünen sitzen.

Eine Nase voll puren reifen Rieslings. Idealtypisch. Eine gereifte weiße Steinfrucht, Noten von grüner Banane, reifer Mandarine, Kräuterblumen, etwas Waldmeister, auch bereits in der Nase mineralische Frische, nur ein Anflug von Petrol. Ein reifes Bukett wie aus dem Bilderbuch der Spätlesen. Im Mund zuerst noch vor allem süß und opulent, mit etwas Geduld dann aber überraschend transparent und vielschichtig, schön gereift, noch voll intakt, zuerst Mineralität, dann eine traumhafte weiche, reife, verspielte, ganz feinporige, ich wage zu sagen betörende Säure. An Aromen angetrocknete, aber immer noch saftig-süße weiße Früchte. Der Verlauf geht in die Länge, die leicht herbe Mineralität wechselt dabei ständig mit den angetrockneten, dann wieder saftigen Fruchtaromen und der reifen Schmelzigkeit. Ein schönes Spiel, mit dem der Wein den Verkoster in seine Tiefe hineinzieht.

Interessant ist die Entwicklung bei mehr Belüftung. Direkt nach dem Öffnen der Flasche wirkt der Wein noch opulent mit viel Süße und einer cremigen reifen Struktur. Nach einer halben Stunden in der offenen Flasche geht es dann richtig ab. Die steinige Mineralität tritt hervor und zieht den Wein förmlich zusammen, die Süße tritt zurück, der Wein bekommt immer mehr Spiel zwischen seiner Saftigkeit und der feingliedrigen mineralischen Frische. Darüber schwebt der intensive Schmelz von angereiften Steinfruchtaromen.

Der Wein ist ist auch nach fast 15 Jahren immer noch animierend, mineralisch, gut in Schuss, vielleicht gerade am Beginn der optimalen Trinkreife. Druckvoll, dabei gereifte Aromen, die ehemals sicher resche Säure ist ganz feingliedrig und auf den Punkt gereift. Eine mustergültige Spätlese, bei der man merkt, wofür das Weingut Weil seinen Namen hat. Mit einem ähnlichen Wein — einer einfachen Riesling Auslese von Dr. Thanisch aus dem Bernkasteler Doctor — verbinde ich mein Erweckungserlebnis in Sachen Wein. Diese Spätlese kann gleiches bewirken, da bin ich mir sicher.

Bei Ebay erworben, 25 Euro, 90 Punkte (ausgezeichnet), bis 2015 austrinken

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