Emrich-Schönleber Riesling trocken Mineral, 2010

Emrich-Schönleber Riesling trocken Mineral, 2010

WP_20130918_001Schönlebers 2010 Mineral ist insofern eine Besonderheit, als dass die Parzelle Auf der Lay mit in den Wein einging. Schönleber hatte in dem Jahr beschlossen, seinen großen, trockenen Versteigerungswein aus der Parzelle eben nicht abzufüllen.  In meinem Keller schlummern noch zwei Kisten von dem Wein, weil er mich bereits in der Jugend überzeugte und zum anderen weil geschätzte Weinfreunde ebenfalls sehr begeistert von ihren Erfahrungen mit diesem Jahrgang berichteten. Die ersten Jahre zeigte er sich zwar glasklar und pikant, aber eben auch verschlossen. Nur Liebhaber für frische, mineralisch geprägte Rieslinge, die auch vor einer pikanten Säure nicht abschrecken und ein eindrucksvolles salziges Finish besonders schätzen, hatten ihre Freude.

Nun nach gut zwei Jahren auf der Flasche wirkt der Mineral auch heute noch ungemein jugendlich, er beginnt sich aber so langsam zu öffnen. Weiterhin präsentiert er ein primär mineralisches Bukett. Neben den erhitzen Steinen tritt auch deutlich eine kräuterige, ja beinahe erdwürzige Mineralität zu Tage. Im Hintergrund erahne ich eine Winzigkeit Botrytis in Form von Karamell und Honig, an der ich mich aber nicht störe. Das erinnert an manche gut gemachte Elsässer. Die Frucht hat sich nun ein wenig geöffnet und präsentiert recht reife Stein- und vor allem rotwangige Apfelfrüchte. Am Gaumen von betont mittlerem Körper, sehr saftiger Antrunk, in dem erneut reife Apfelfrüchte die Führung übernehmen. Die Vermutung von Botrytis bestätigt sich, bindet sich jedoch herrlich ein und verleiht dem Wein eine charmante Textur, die einen angenehmen Ausgleich zur sehr festen Säurestruktur bietet. Die 2010er Säure übernimmt dann deutlich das Kommando, wobei hier eindeutig die milde Weinsäure am Werke ist. Die Mineralik drängt sich im weiteren Verlauf immer weiter nach vorne, im Mund steinwürzig nach Kohle, Graphit und erhitztem Stein, nur dezent schmeckt man Wildkräuter. Der Wein zeigt eine erstaunliche Tiefe, Komplexität und Ernsthaftigkeit an, selbst das Finish mag nicht enttäuschen, weder in der Länge noch in der Aromatik; es ist weiterhin dominiert von einer salzigen Mineralität, wirkt heute aber nicht mehr ganz so puristisch.

Für dieses kleine Prädikat ein überaus ansprechender Wein und noch jede Suche wert. Offen zu Hause verkostet, aufgezogen und genossen. Könnte sich noch weiter entwickeln, wird aber eher anders anstatt besser.

Vom Weingut, 11 Euro, 91-92 Punkte (ausgezeichnet), jetzt bis 2020

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