3 x Emrich-Schönleber – 3 x Riesling per Excellence
Kürzlich auf dem Weingut zog Werner Schönleber Dankenswerter Weise ein paar gereifte trockene Spätlesen auf und belegte einmal mehr die Entwicklungsfähigkeit seiner Rieslinge. Die angebrochenen Flaschen gab er mir mit und so ergab sich die Gelegenheit nachfolgende Weine über die nächsten fünf Tage zu begleiten.
Emrich-Schönleber Monzinger Frühlingsplätzchen Spätlese trocken, 1994
Gereiftes, vom Petrol durchzogenes Bukett mit intaktem Fruchtkern nach Birne und gereiften, leicht angetrockneten Steinfrüchten, dahinter eine feine Malz- und Rauchnote, sehr gewogen und entspannt, öffnete sich über die Tage immer weiter. Am Gaumen ein Wein von knapp mittlerer Dichte, im Antrunk intakte angetrocknete Steinfrüchte vom Petrol ummantelt, eine feine Süße über den gesamten Verlauf haucht ihm Charme ein, die Säure fein, überaus animierend, wie in der Nase deutlich Rauchnoten, steinige Mineralität, erinnert an Basaltnoten, der Wein baut die ersten beiden Tage immer weiter aus, vielleicht fehlt es ihm an letzter Konzentration und Tiefe, aber dafür fließt er einfach trinkanimierend über den Gaumen, erstaunliche Länge, selbst der letzte Schluck am fünften Tag macht noch Freude. Erneut ein schöner Riesling aus einem der besten Jahrgänge der 90er-Dekade.
87 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2016
Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg Spätlese trocken, 2002
Der 2002er-Halenberg zeigt die ganze Klasse dieses Jahrgangs. Die Nase versprüht sogleich Noblesse aufgrund einer einmaligen Harmonie und Tiefe. Geöffnetes Bukett ohne jeden Alterston, auf den Punkt komponiertes Spiel aus Stein- und Kernfrüchten und frisch geschnittenen Kräutern, mit den Tagen nehmen die Kräuter etwas zu und zeigen so mehr Halenberg an, die erdwürzige Mineralität schwirrt animierend durch das Glas, grandiose, nahezu mustergültige Nase eines Charakterweines. Am Gaumen bin ich platt aufgrund der unglaublichen Harmonie und Tiefe des Weines. Der Antrunk berauscht ob seiner vielschichten Frucht, zunächst viel saftige Steinfrüchte, wandelt sie sich über den Verlauf in einer reife Steinfrucht mit Zitrusanklängen, Mittelpunkt des Weines ist jedoch seine packende, ungemein verspielte Säure, das Kennzeichen großer 2002er ist hier perfekt zu studieren, Noblesse fällt mir ein, typisch Halenberg präsentiert sich die kräuterwürzige Mineralik, verwoben mit der Frucht, Komplexität anhand Jod, Kalk und gar Schiefernoten, die immer wieder hervorlugen, das Prädikat erkennt man daran, dass der ganz große Zug am Gaumen fehlt, er beißt sich nicht so kompromisslos in den Gaumen wie die GGs, was mich nicht wirklich stören mag, denn seine einmalige Harmonie und Entspanntheit lassen mich bereits am dritten Tag die Flasche leeren. Spätlese trocken geht nur anders, nicht besser.
93 Punkte (ausgezeichnet), jetzt 2022
Emrich-Schönleber Monzinger Frühlingsplätzchen Spätlese trocken, 2003
Spannend dann die darauffolgende 2003er-Spätlese, die die Besonderheiten des Jahrganges anzeigte. Die Hitze des Sommers und während der Lesezeit hatte auch hier ihren Einfluss auf die Aromatik hinterlassen. In der Nase konzentrierte Früchte nach Steinobst, tropische Noten, die teilweise an Weingummi erinnerten, nicht unangenehm, aber deutlich abweichend von der üblichen feinfruchtigen, floralen Typizität des Frühlingsplätzchen, erdwürzige Mineralität, mittlere Tiefe, keine Altersnoten. Am Gaumen von betont mittlerem Körper, satter fruchtintensiver Antrunk, sehr saftig, hochreife Steinfrüchte, Kakaonoten, malzig-rauchige Mineralität, erstaunlich wuchtiger Wein mit einem erstaunlich soliden Säurespiel, trotz seiner Kraft insgesamt ausgewogen, cremige Mineralität, die an Kräuter, Rauch und Malz erinnert, die hohe Viskosität nimmt ihm etwas die Beweglichkeit und Trinkfreude der beiden Vorgänger, bleibt lange am Gaumen. Insgesamt schön gereift, mit noch Zukunft, das Jahr verwischte jedoch den üblichen Ausdruck der Lage.
89 Punkte (sehr gut), jetzt bis 2018