Terre Dora Fiano di Avellino DOCG, 2011
Italienischer Weißwein hat es zurzeit schwer. Man trifft ihn nur bei Weintrinkern an, die bereit sind, sich einiges zuzumuten. Ansonsten hat der Vino Bianco seinen Ruf weg. Zu schlank oder zu kräftig, zu sauer oder zu fett. Wo die Italiener also auf jeden Fall danebenliegen, ist beim Weißwein. Leider stimmt das so alles auch ganz gern mal. Und es ergeben sich nicht viele Gelegenheiten, mit dieser Regel zu brechen. Auch auf den Fiano aus dieser Verkostung kam ich nur über Umwege, er landete als Beifang in meinem Einkaufswagen. Gut, ein Fiano also, autochthon, uralt und trotzdem nur auf wenigen hundert Hektar bestockt. Die einzige DOCG für den Fiano ist in Avellino zu finden, unweit von Neapel, im Herzen Kampaniens.
Im Glas ein schönes, leicht dichtes Strohgelb. In der Nase nicht zu reife Aprikosen, dazu ein herber, ungewöhnlich nachhaltiger Duft von getrockneten Gräsern und Sommerblumen, auch Haselnuss, Akazie und eine sehr gut eingebundene, leicht toastige Holznote, die die Fruchtaromen sehr gut trägt. Hinten heraus kommt dann eine frische, leicht spitze, druckvolle, ätherisch wirkende Note wie von Zitrusöl. Die Nase hat Spiel und Eleganz. Im Antrunk ein intensives Aroma von Blumen und weißen Steinfrüchten. Doch auch eine deutlich herbe Note. Der Wein ist ziemlich sicher maischevergoren und hat eine gute Portion Gerbstoffe abbekommen. Die Struktur wirkt fest und auf Holz gebaut, der Auftritt wirkt dadurch etwas rustikal. Die Frucht verträgt das aber gut, sie ist stark genug. Was besonders gut gefällt, ist die unerwartete Saftigkeit des Weins. Der Wein hat sicher nicht viel Säure, die ist aber sehr vital und setzt sich gut in Szene. Sie geht mit der im Mund jetzt doch fetteren, aber durch die Zitrusader immer noch frischen Frucht und der Holzsüße ein schönes Spiel ein. Hinten bleibt der Wein am Gaumen wie eine sehr gute Aprikosenkonfitüre. Der Wein hat ordentlich Kraft, bleibt aber elegant. Sicher ist er nicht als Solist gedacht, sondern als vielseitiger Essensbegleiter — vom Salat bis zu hellem Fleisch oder Hühnchen. Mich lässt er beeindruckt zurück, vor allem wegen seiner aromatischen Stärke, seiner Frische und seiner Nachhaltigkeit. Und das für nicht mal 12 Euro.
Aus dem Fachhandel, 11,80 Euro, 89 Punkte (sehr gut), sicher noch mindestens bis 2016 gut zu trinken