Markowitsch Rosenberg, 2011

Markowitsch Rosenberg, 2011

Markowitsch-Rosenberg-2011-r

Dieser Wein wurde offen verkostet, es war also quasi Etikettentrinken. Was aber in diesem Fall die Bewertung nicht verfälschen sollte. Denn Markowitsch war für mich bisher ein Rätsel. Viel Kernigkeit, ganz viel Konzentration und noch mehr Kraft sorgten meist dafür, dass ich hier meist nicht mitkam. Und dann stand plötzlich diese auch noch viel zu junge Flasche vor mir auf dem Tisch — der zweitgrößte Wein aus dem Weingut, der Rosenberg, ein Lagen-Cuvée mit fast gleichen Anteilen aus Zweigelt und Merlot, abgerundet mit 5 Prozent Cabernet Sauvignon – österreichischer Bordeaux-Blend, bestimmt schön modern. Ich hatte also, ich gebe es zu, Zweifel und Vorbehalte. Doch kurz darauf ging es mir schon viel besser.

Bereits beim Eingießen unverkennbar jung, dunkelviolette Farbe, undurchsichtiger Kern, das Extrakt grüßt schon beim Anschauen. Die Nase ist dann unendlich duftig, Kirschextrakt, dazu eine fruchtig-intensive Cassisnote, die nach viel mehr schmeckt als nur 5 Prozent Cabernet Sauvignon, eine konzentrierte, aber frische Primärfrucht, die sich förmlich überschlägt. Das alles wird durch die präsente, aber nicht dominante Neuholznote süß gewürzt, dazu kommt ein leichtes Nelkenbukett. So jung-duftig und konzentriert die Nase auch ist, sie hat trotzdem Feinheit und Tiefe, Mineralität dringt hindurch, die Frucht ist blitzsauber. Beim Antrunk wird das Extrakt dann von der Leine gelassen und erobert den Mund nachhaltig; das hier ist jung, jung, jung, jetzt laktische Noten, Kirsch-Beeren-Joghurt. Der schwelgerischen Frucht folgt eine angemessene Säure, die Tannine sind jung und haben natürlich noch einige Kanten, wirken aber nicht schlimm trocknend. Das sorgt für einen dicht bepackten, dabei aber kühlen Stil. Das gewisse Etwas ist die fruchtige, saubere Cassisnote, die dem Wein bei aller Konzentration Profil verleiht. Erst hinten wärmt der Alkohol leicht auf, manch besonders Empfindlicher mag ihn hier auch retronasal wahrnehmen. Der Abgang ist dann richtig, richtig lang. Dieser Wein zeigt also, was Markowitsch kann, tief konzentrierte Brummer mit Feinheit und Spiel; bei einigen geht das auf Kosten der Balance, dieser Rosenberg hier steht aber wie eine Eins. Und hat ordentlich Potenzial. Dieser Wein ist der erste von Markowitsch, der mich so richtig begeistert. Ich bin froh, jetzt endlich mal zu verstehen, was Gerhard Markowitsch auf die Flasche bringen kann.

Als Mitbringsel verkostet, 29,50 Euro (und dafür ein toller Weinwert), 92+ Punkte (ausgezeichnet)

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